Tel Aviv

Huckabee kommt zu Gerichtsverhandlung gegen Netanjahu

Mike Huckabee ist der amerikanische Botschafter in Israel Foto: picture alliance / Sipa USA

Inmitten des laufenden Korruptionsprozesses gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat der amerikanische Botschafter Mike Huckabee mit einem bemerkenswerten Auftritt vor Gericht für Diskussionen gesorgt, wie aus israelischen Medienberichten hervorgeht. Der Diplomat erschien am Mittwoch überraschend am Bezirksgericht Tel Aviv, um »Unterstützung zu zeigen« – wie er gegenüber Medien erklärte.

»Es ist bedauerlich, dass jemand, der sich bemüht, einen Krieg zu beenden und Geiseln nach Hause zu bringen, von einem so zeitintensiven und belastenden Verfahren abgelenkt wird«, sagte Huckabee. Er verwies dabei auch auf US-Präsident Donald Trump, der ähnliche Erfahrungen gemacht habe.

Auf Nachfrage erklärte Huckabee, sein Besuch sei kein Eingriff in Israels Justiz, sondern Ausdruck dessen, was Präsident Trump »wiederholt« über das Verfahren gesagt habe. Erst vor wenigen Wochen hatte Trump das Verfahren gegen seinen langjährigen politischen Verbündeten als »Hexenjagd« bezeichnet und ein Ende gefordert – was in Israel parteiübergreifend als Einmischung in innere Angelegenheiten kritisiert wurde.

»Einzigartiger Partner«

Huckabee betonte dagegen die enge persönliche Beziehung zwischen Trump und Netanjahu: »Sie sind Freunde. Das ist nichts rein Politisches.« Er fügte hinzu, Israel sei für die USA »nicht nur ein Alliierter, sondern ein einzigartiger Partner«.

Kurz nach Huckabees Ankunft wurde der Gerichtssaal für die Öffentlichkeit geschlossen. Grund waren sensible Inhalte im Zusammenhang mit Fall 1000, in dem Netanjahu Vorteilsnahme und Vertrauensbruch vorgeworfen wird.

Lesen Sie auch

Dem Premier wird zur Last gelegt, dem israelisch-amerikanischen Milliardär Arnon Milchan politische Gefälligkeiten im Gegenzug für Luxusgeschenke – darunter Zigarren, Champagner und Schmuck – ermöglicht zu haben. Netanjahu streitet dies ab.

Besonderes Aufsehen erregte ein Detail: Medienberichten zufolge hatte Netanjahus Ehefrau Sara einst darum gebeten, Milchan möge zur ersten Begegnung mit einem großen Bugs-Bunny-Stofftier erscheinen – ein Wunsch ihres Sohnes Yair. Huckabee kommentierte das mit einem Anflug von Sarkasmus: »Wenn Bugs Bunny statt einer Karotte eine Zigarre gehabt hätte, wäre dieser ganze Fall wohl nie entstanden.«

Unterbrechung wegen Syrien

Während der Sitzung kam es zu einem ungewöhnlichen Zwischenfall: Netanjahus Militärsekretär, Generalmajor Roman Gofman, erschien im Gericht und überreichte dem Premier eine dringende Nachricht. Nach einer rund 20-minütigen Unterbrechung kehrte Netanyahu zurück.

Wie der israelische Militärrundfunk später meldete, ging es um die dramatische Zuspitzung der Lage in der syrischen Stadt Sweida, wo es zu neuen Angriffen auf die dort lebende drusische Bevölkerung gekommen war. Wegen der Entwicklungen in Syrien wurde die Verhandlung vorzeitig beendet.

Huckabee ist nicht der einzige ausländische Diplomat, der während des Verfahrens gegen Netanjahu den Gerichtssaal betreten hat. Bereits im März hatte der japanische Botschafter in Israel, Arai Yusuke, eine Sitzung besucht – laut seiner Botschaft im Rahmen seines »diplomatischen Mandats«. ja

Ko Pha Ngan

Thailand: Israelisches Paar hat in der Öffentlichkeit Sex - und wird verhaftet

Die Hintergründe

von Sabine Brandes  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Geiselhaft

»Sie benutzten mich wie einen Boxsack«

Die befreite Wissenschaftlerin Elisabeth Tsurkov berichtet über »systematische Folter und sexuelle Gewalt« durch die Entführer im Irak

von Sabine Brandes  06.11.2025

Gaza

Ex-Geisel Rom Braslavski: »Ich wurde sexuell missbraucht«

Es ist das erste Mal, dass ein aus der Gewalt der Terroristen freigekommener Mann über sexuelle Gewalt berichtet

von Sabine Brandes  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Nachrichten

Charedim, Ehrendoktor, Razzia

Kurzmeldungen aus Israel

von Sabine Brandes, Sophie Albers Ben Chamo  06.11.2025

Geisel-Freilassung

Bundespräsident hofft, dass Itay Chens Angehörige Trost finden

Die Terroristen der Hamas hatten den Leichnam des Deutsch-Israelis am Dienstag übergeben

 06.11.2025

Israel

Hamas übergibt Leichnam von Joshua Luito Mollel

Die Terroristen der Hamas hatten die sterblichen Überreste am Mittwochabend an das Rote Kreuz übergeben

 06.11.2025