Feindschaft oder Freundschaft

»Historischer Besuch«: Iranischer Ex-Kronprinz reist nach Israel

Ehemaliger Kronprinz Reza Pahlavi Foto: picture alliance / abaca

Der älteste Sohn des letzten iranischen Schahs, Reza Pahlavi, ist zu Besuch in Israel. Er besucht das Land am Vorabend des Jom Haschoa und wird an der zentralen Gedenkzeremonie in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem gemeinsam mit Präsident Isaac Herzog und Premierminister Benjamin Netanjahu in Jerusalem teilnehmen.

FREUNDSCHAFT Pahlavi tweetete vor seinem Besuch: »Ich reise nach Israel, um eine Freundschaftsbotschaft des iranischen Volkes zu überbringen, israelische Wasserexperten zu engagieren, um den Missbrauch der natürlichen iranischen Ressourcen durch das Regime zu bekämpfen, und den Opfern des Holocaust an Yom Haschoa Respekt zu zollen.«

Die Iraner, sagte Pahlavi, seien hungrig nach kulturellem, wissenschaftlichem und wirtschaftlichem Austausch mit Israel, und ein demokratischer Iran würde versuchen, die Beziehungen zum Jüdischen Staat und seinen arabischen Nachbarn wieder aufzunehmen. Er fügte hinzu, dass er glaubt, »dass dieser Tag näher ist als je zuvor«.

»Der Kronprinz symbolisiert eine andere Führung als das Ayatollah-Regime und setzt sich für Werte wie Frieden und Toleranz ein.«

Geheimdienstministerin gila gamliel

Die Regierung in Jerusalem hatte am Sonntag mitgeteilt, er sei »die dienstälteste iranische Persönlichkeit, die Israel jemals einen offiziellen Besuch abgestattet hat«. Die Visite soll »eine Brücke zwischen Israel und dem iranischen Volk schlagen und eine gemeinsame Opposition gegen das Ayatollah-Regime zum Ausdruck bringen«, hieß es in der Erklärung.

ZWECK Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters habe der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, auf eine Frage von Journalisten zu der Reise gesagt: »Weder die Person, die Sie erwähnt haben, der Zweck dieser Reise, noch der Ort, an den er reisen möchte, sind eine Diskussion wert.«

Die Geheimdienstministerin Gila Gamliel (Likud) betreut den Besucher während seines Aufenthalts. »Ich fühle mich geehrt, den iranischen Kronprinzen zu Gast zu haben, und schätze seine mutige Entscheidung, zum ersten Mal nach Israel zu kommen. Er symbolisiert eine andere Führung als das Ayatollah-Regime und setzt sich für Werte wie Frieden und Toleranz ein, im Gegensatz zu den Extremisten, die den Iran beherrschen.«

»Unsere Nationen haben seit Tausenden von Jahren gute Beziehungen genossen, seit Königin Esther den Plan des bösen Haman vereitelte, die Juden in Persien zu vernichten«, so Gamliel weiter. »Heute unternehmen wir den ersten Schritt, um die Beziehungen zwischen ihrer und unserer Nation wieder aufzubauen.«

ANTISEMITISMUS Ein weiterer Grund sei der Wunsch von Pahlavi, angesichts der Angriffe von Terrororganisationen, die unter der Schirmherrschaft des Irans operieren, Solidarität mit den Bürgern Israels auszudrücken, führte die Ministerin aus. Zudem werde er die Opfer des Holocaust im Rahmen von Veranstaltungen ehren sowie Antisemitismus und Holocaustleugnung des Ayatollah-Regimes anprangern.

Israel und der Iran pflegten unter dem von den USA unterstützten Schah gute Beziehungen. Der Monarch jedoch war im Iran umstritten und verhasst wegen seines Luxuslebens – und berüchtigt mit Blick auf die Unterdrückung seiner Landsleute und den Aufbau eines Polizeistaates.

1978 ging die islamische Revolution vom Volk aus, im Januar des Folgejahres floh der Schah nach massiven Protesten ins Exil. Einen Monat später kehrte Ayatollah Khomeinei aus dem Exil zurück nach Iran. Mit ihm übernahm ein ultrareligiöses, erzkonservatives Regime die Macht.

Die Unterdrückung der Iraner wurde noch schlimmer – und der vom Regime systematisch gesteuerte Hass auf Israel begann. Bis heute betont Teheran regelmäßig, den Staat Israel auslöschen zu wollen. Jerusalem wiederholt indes, dass es alles tun werde, um zu verhindern, dass der Iran nukleare Waffen erhalte.

Nahost

Warum Israel Syriens Militär fast vollständig zerstört hat

In den vergangenen Tagen hat die israelische Armee nach eigenen Angaben 80 Prozent der syrischen Militärkapazitäten zerstört

von Sara Lemel und Johannes Sadek  12.12.2024

Nahost

Netanjahu trifft US-Gesandten, Gespräch zur Lage in Syrien

Die überraschende Machtübernahme durch Rebellen sendet Schockwellen durch die ganze Region

 12.12.2024

Nach Eklat

Vatikan entfernt Jesus-Kind mit Keffiyeh

Nach tagelanger Kritik hat die katholische Kirche nun reagiert, auch wenn sie sich öffentlich nicht äußert

von Nils Kottmann  12.12.2024

Westjordanland

Kind stirbt nach Terrorangriff

Der Junge war Passagier in einem Bus. Drei weitere Personen sind verletzt

 12.12.2024 Aktualisiert

Nahost

Nach Umsturz in Syrien: Hoffnung auf Gaza-Deal

Die Hamas hat den Kernforderungen Israels in zwei Kernpunkten nachgegeben

von Lars Nicolaysen  12.12.2024

Leitartikel

Islamisten als Befreier?

Nach dem Sturz der blutigen Assad-Diktatur atmet die Welt auf. Was die Umwälzungen für den Nahen Osten bedeuten – und für Israels Sicherheit

von Peter R. Neumann  12.12.2024

Israelische Armee tötet zwei Beteiligte der Hamas-Massaker

 11.12.2024

Westjordanland

Schüsse auf Israelis am Josefsgrab in Nablus - drei Leichtverletzte

Die Männer wollten ohne Absprache mit den Behörden an der heiligen Stätte beten

 11.12.2024

Geiseln

»Sie haben mein Becken gebrochen, mein Bein verbrannt, meinen Kiefer ausgerenkt«

Präsident Herzog hält Notfalldiskussion ab, um auf die große Gefahr für die nach Gaza verschleppten Menschen hinzuweisen

von Sabine Brandes  11.12.2024