Einspruch

Hilfe trotz Zurückweisung?

Ingo Way findet, Israel sollte dem Libanon seine Unterstützung nicht aufdrängen

von Ingo Way  13.08.2020 08:41 Uhr

Ingo Way Foto: Stephan Pramme

Ingo Way findet, Israel sollte dem Libanon seine Unterstützung nicht aufdrängen

von Ingo Way  13.08.2020 08:41 Uhr

Israel und der Libanon befinden sich offiziell immer noch im Kriegszustand. Die Gefahr einer neuen bewaffneten Auseinandersetzung mit dem nördlichen Nachbarn ist nach wie vor akut, mehrmals musste die israelische Armee in den vergangenen Wochen Angriffe der libanesischen Terrormiliz Hisbollah auf den Norden des Landes abwehren.

Insofern hatte der Sohn des Premierministers, Yair Netanjahu, durchaus recht, als er darauf hinwies, dass es die Flagge eines Feindstaates ist, deren Farben da das Rathaus von Tel Aviv erleuchteten. Nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut mit mehr als 150 Toten und Tausenden Verletzten hatte sich die Stadtverwaltung zu dieser Geste der Solidarität entschlossen.

zivilbevölkerung Schließlich ist die Zivilbevölkerung des Libanon nicht identisch mit ihrer Regierung oder der Hisbollah, auch wenn Israel wohl kaum bei einer Mehrheit auf größere Beliebtheit stoßen dürfte.

Doch Humanität geht vor Politik, dachte man sich in Jerusalem, und bot dem Libanon, mit dem keinerlei diplomatische Beziehungen bestehen, über internationale Kanäle Hilfe an. Auch das Galiläa-Krankenhaus in der grenznahen Stadt Naharija und andere Kliniken boten an, Verwundete aus Beirut zu behandeln.

Aus moralischer Sicht besteht keine Verpflichtung, jemandem Hilfe aufzudrängen, der diese ausdrücklich nicht wünscht.

Die libanesische Regierung hat all diese Angebote brüsk zurückgewiesen. Dennoch beharrt Israel weiterhin darauf, dem Libanon über »Geheimkanäle« Hilfe zukommen zu lassen, und will Ärzte nach Zypern schicken, um Opfer der Explosion in Beirut dort zu behandeln.

hoffnung Vielleicht verbindet man damit die vage Hoffnung, die »hearts and minds« der Libanesen gewinnen zu können. Denn aus moralischer Sicht besteht keine Verpflichtung, jemandem Hilfe aufzudrängen, der diese ausdrücklich nicht wünscht.

Es gibt genügend Krisenregionen auf der Welt, in denen Hilfe aus Israel hochwillkommen wäre. Und angesichts endlicher Ressourcen wäre es auch angezeigt, in erster Linie den eigenen Bürgern zu helfen, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise zu überwinden, bevor man sich gegenüber dem Gegner großzügig zeigt.

Israel

50 Jahre nach Jom-Kippur-Krieg: Gefahr von innen

Wieder gibt es schwere Bedrohungen - allerdings nicht nur von außen

von Christina Storz  01.10.2023

Debatte

Zentralratspräsident zollt der Protestbewegung in Israel Respekt

Josef Schuster: Die Justizreform spaltet die israelische Gesellschaft als einzige Demokratie im Nahen Osten

 29.09.2023

Kritik

Ron Prosor: »Wir brauchen keine Zeigefinger von außen«

Deutsche Medien zeigten nicht ausreichend, wie stark die demokratischen Strukturen in Israel sind

 29.09.2023

Shvil Israel

Episches Erfahren

Der Nationalpfad beginnt jetzt auf dem Berg Hermon und lädt zu Sukkot zum Wandern ein

von Sabine Brandes  29.09.2023

Krise

Alle gegen Bibi?

Kritiker sagen, ein neues Amtsenthebungsgesetz sei auf ihn zugeschnitten

von Christina Storz  28.09.2023

Diplomatie

Ohne Visum in die USA

Bislang mussten Israelis oft Monate vor der Reise einen Antrag stellen. Das ändert sich jetzt

von Sabine Brandes  28.09.2023

Israel

Oberstes Gericht berät erneut über Amtsenthebungsgesetz

Eine Amtsenthebung wäre demnach nur aus psychischen oder ähnlichen Gründen möglich

 28.09.2023

Analyse

Strategische Aufgabe

Premier Netanjahu und Präsident Biden trafen sich – doch wie geht es weiter?

von Sabine Brandes  28.09.2023

Israel

Grab als frühester Beleg für Feuerbestattung

Von einem »seltenen Zeugnis der hellenistischen Periode« ist die Rede

 27.09.2023