Jerusalem

Herzog gewährt Netanjahu Verlängerung für Regierungsbildung

Israels Präsident Isaac Herzog Foto: Flash90

Israels designierter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu geht bei den Bemühungen um eine neue Regierung in die Verlängerung. Nach Ablauf einer vierwöchigen Frist am Sonntagabend hat der 73-Jährige weitere zehn Tage Zeit, ein Bündnis zu schmieden.

Präsident Isaac Herzog gewährte ihm bereits am Freitag eine längere Frist. Die Regierung muss dann bis zum 21. Dezember stehen und bis zum 28. Dezember vereidigt werden. Netanjahu war bereits viele Jahre Regierungschef – so lange wie niemand anders in Israels Geschichte.

koalitionsvertrag Neben seiner rechtskonservativen Likud-Partei sollen das ultrarechte Religiös-Zionistische Bündnis sowie zwei streng religiöse Parteien an der Regierung beteiligt sein. Das Lager hatte bei der Wahl am 1. November in der Knesset 64 von 120 Sitzen geholt. Im Grundsatz hat sich Netanjahu, der nach anderthalb Jahren der Opposition zurück an die Macht kann, bereits mit seinen Partnern geeinigt. Der Koalitionsvertrag steht jedoch noch aus.

Die neue Regierung will tiefgreifende politische Veränderungen durchsetzen, etwa eine deutliche Schwächung des Justizsystems. Diese könnten auch zur Aufhebung des Korruptionsprozesses gegen Netanjahu führen, der seit 2020 läuft.

Schon vor Beginn der Arbeit gibt es Kritik an der Besetzung mehrerer Ministerposten. Der ultrarechte Itamar Ben-Gvir soll Minister für Nationale Sicherheit werden. Er wurde rechtskräftig wegen Unterstützung einer terroristischen Organisation verurteilt. Vor der Wahl forderte Ben-Gvir Deportationen arabischer Abgeordneter sowie jener, die gegen Israel oder israelische Soldaten agierten. Man könne sie etwa nach Europa schicken, dort brauche man »arbeitende Hände«.

»Die Grundfesten der Demokratie ins Wanken zu bringen, ist sehr leicht«, mahnte der ehemalige Richter am Höchsten Gericht, Chanan Melzer, im israelischen Fernsehen mit Blick auf die Pläne der neuen Regierung. »Danach wieder zu einem demokratischen System zurückzufinden, ist viel schwerer.« dpa

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Jerusalem

Sa’ar kritisiert geplante Umbenennung des Dubliner Chaim-Herzog-Parks

Israels Präsident und Außenminister üben scharfe Kritik. Von einem »schändlichen und beschämenden Schritt« ist im Büro Isaac Herzogs die Rede

 01.12.2025

Tel Aviv

Tausende demonstrieren für Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak

Der Vater von Ran Gvili sagt, es dürfe keinen »nächsten Schritt« geben, solange die Terroristen die letzten Leichen nicht herausgäben

 01.12.2025

Jerusalem

Bennett befürwortet Begnadigung Netanjahus – unter einer klaren Bedingung

Israel sei »ins Chaos und an den Rand eines Bürgerkriegs geführt worden«, so der Oppositionspolitiker. Um das Land aus dieser Lage herauszuholen, unterstütze er ein »verbindliches Abkommen«

 01.12.2025

Jerusalem

Netanjahu bittet Israels Präsidenten um Begnadigung

US-Präsident Trump hat eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten Regierungschefs Netanjahu gefordert. Nun schreibt Netanjahu selbst ein Gnadengesuch. Israels Opposition übt scharfe Kritik

 30.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025