Mevasseret Zion

Herzen für die Wohltäter

Dank der großzügigen Spende von Sigrid Blondheim können die Kinder in einer wunderschönen Tagesstätte spielen, lernen und aufwachsen. Foto: Sabine Brandes

In ihren weißen T-Shirts mit den roten Herzen darauf und Israel-Fähnchen in der Hand begeisterten sie die Besucher. Die kleinen Mädchen und Jungs in der nagelneuen Kindertagesstätte in Mevasseret Zion dankten der großzügigen Spenderin auf ihre Weise: »Ich liebe Sigrid« stand in fetten Lettern auf den Stoff gedruckt. Und die Damen von WIZO Deutschland, die zur Eröffnung der Kita im Namen von Kurt und Sigrid Blondheim nach Israel gereist waren, waren entzückt.

Nach dem Enthüllen der Schilder mit dem Schriftzug »In Gedenken an meinen geliebten Mann, Kurt Blondheim Z’’L, Sigrid Blondheim, WIZO Germany 2018« wurde nach jüdischem Brauch die Mesusa am Türrahmen des Eingangs befestigt. Der Großcousin des Spenders, Professor David Blondheim, hämmerte gemeinsam mit dem Bürgermeister der Stadt, Yoram Schimon.

Dank Anschließend erklang das Gebet Schehechianu, »das wir bei jeder neuen Einrichtung sprechen, die WIZO zum Wohl der Gesellschaft eröffnet«, wie die Vorsitzende von World WIZO, Rivka Lazovsky, betonte. Sie dankte Sigrid Blondheim für das wundervolle Geschenk für die Kinder Israels. »Denn sie sind unsere Tikwa – unsere Hoffnung.«

»Doch dann gab es so etwas wie ein kleines Wunder«, berichtete Simone Graumann.

»Eine Eröffnungszeremonie ist immer et­was ganz Besonderes, emotional und bewegend«, sagte die Präsidentin von WIZO Deutschland, Simone Graumann. »Es bedeutet mir sehr viel, heute hier zu sein.« Dabei hatte sie es noch im Januar nicht für möglich gehalten. Damals war sie in Israel, um mit World WIZO Projekte zu besprechen. Die Neueröffnungen von drei Kindertagesstätten standen auf dem Plan, von denen jede 500.000 Dollar kosten sollte. »Ich sagte zu meinen WIZO-Schwestern Riwa und Esther, dass wir die Projekte gar nicht nach Hause schleppen müssen, denn wie sollen wir jemals eine halbe Million aufbringen?«

»Doch dann gab es so etwas wie ein kleines Wunder.« Es geschah bei einem Zufallstreffen auf dem Friedhof in Frankfurt. Simone Graumann erzählte: »Bei einer Beerdigung traf ich meine Freundin Gaby Goldman mit einer freundlichen Dame. Die erzählte, dass sie das Grab ihres verstorbenen Ehemanns besucht. Wir standen dort nur einige Minuten, doch es war, als würden wir uns schon ewig kennen.« Später trafen sich die beiden wieder und sprachen über WIZO. Als Sigrid Blondheim wieder zu Hause in Monte Carlo war, telefonierten sie regelmäßig.

»Und dann sagte sie eines Tages, dass sie im Namen ihres verstorbenen Mannes spenden möchte«, erinnerte sich die WIZO-Präsidentin. »Also erzählte ich ihr über einige kleinere Dinge, einen Klassenraum in Hadassim oder ein Zimmer in unserem Beit Heuss. Doch sie wollte etwas Größeres, vielleicht eine neue Kindertagesstätte. Und ich dachte, ich falle gleich in Ohnmacht.« Sigrid Blondheim sei nicht nur eine wundervolle, sanfte und großzügige Dame, sondern auch sehr bescheiden. Es habe viel Überzeugungsarbeit gebraucht, bis sie erlaubte, auch ihren Namen auf die Gedenktafeln zu schreiben.

Lebenslauf Sie selbst konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Israel reisen. Doch die WIZO-Damen wussten, dass sie an diesem Tag in Gedanken mit in Mevasseret Zion war. Mit auf den Weg gab sie ihnen den Lebenslauf ihres Ehemannes, den sie mit ihren eigenen Worten erzählte: »Dr. Kurt Blondheim wurde am 31. Januar 1923 als Sohn von Klara und Siegmund Blondheim in Frankfurt am Main geboren.

1952 kehrten die Blondheims zurück nach Frankfurt. Siegmund war auch im Vorstand der jüdischen Gemeinde tätig.

Als er 13 Jahre alt war, bekam sein Vater von einem Kollegen der Stadtverwaltung, die ihn als Juden schon entlassen hatte, einen Anruf, dass er ihn heimlich treffen solle. Der Kollege, inzwischen ein großer Nazi geworden, warnte Blondheim, er solle Deutschland sofort verlassen. Die Familie wanderte 1938 nach Israel aus.«

»1952 kehrten die Blondheims zurück nach Frankfurt. Siegmund war auch im Vorstand der jüdischen Gemeinde tätig. Kurt aber wollte nicht in Deutschland bleiben und wanderte nach New York aus. Seine Eltern wollten den einzigen Sohn aber bei sich haben, und als braver Sohn, der Vater und Mutter sehr liebte, kam er diesem Wunsch nach. Zum Glück!

Sonst hätten er und seine Frau Sig­rid sich nicht auf einem Purim-Ball kennengelernt. 1959 heirateten die beiden. Kurt Blondheim hat es, obwohl ihm keine gewöhnliche akademische Ausbildung möglich war, durch seine hohe Intelligenz und mit viel Fleiß zu beachtlichen wirtschaftlichen Erfolgen gebracht. Er gründete verschiedene Firmen, darunter ›Erpag Energiekosten-Revision- & Prüfungs AG‹, die er im Jahr 2000 an eine der größten US-Firmen, die Enron, verkaufte.«

»Enkel« Die Ehe der Blondheims blieb kinderlos. Doch dafür hat Sigrid Blondheim jetzt viele »Enkel« in Mevasseret Zion bekommen, die dank ihrer großzügigen Spende in einer wunderschönen Tagesstätte spielen, lernen und aufwachsen können.

Eine von ihnen ist Sofia. Mosche, ihr Vater, war extra an diesem Vormittag in die Kita gekommen, um seiner Anerkennung für die Arbeit von WIZO Ausdruck zu verleihen. Vor sechs Jahren kam er als Ole Chadasch aus Brasilien nach Israel. Ohne Arbeit, ohne Geld. »Doch dann habe ich mit WIZO eine Familie und ein neues Zuhause gefunden. Von Herzen sagen wir ein herzliches Dankeschön für die ganze Liebe und Fürsorge, die Sie uns geben.«

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