Nahost

Heftige Gefechte in Syrien: Erneut mehrere Tote. Jetzt schaltet sich Israel ein

Israelische Drusen heißen ihre Glaubensbrüder aus dem Nachbarland willkommen. (Archiv) Foto: Flash90

Wenige Monate nach der Übernahme der neuen Regierung in Syrien kommt es in dem Land erneut zu blutigen Gefechten. Bei heftigen Zusammenstößen nahe der Hauptstadt Damaskus wurden nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana mindestens elf Menschen getötet.

Bewaffnete Gruppen haben demnach seit Dienstagabend Zivilisten sowie Fahrzeuge der öffentlichen Sicherheit beschossen und unter anderem einen Kontrollpunkt in der Stadt Sahnaja angegriffen.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von mindestens 22 Toten und mehreren Verletzten. Der Beobachtungsstelle zufolge kämpften Mitglieder der drusischen Minderheit gegen regierungstreue, sunnitische Kämpfer. Die Opferzahl werde wohl noch weiter steigen, hieß es.

Am Abend erklärte der Leiter der Sicherheitsdirektion für den ländlichen Raum von Damaskus, die »Sicherheitsoperationen« in Sahnaja seien beendet. Sicherheitskräfte seien in allen Stadtteilen stationiert worden. Augenzeugen hatten zuvor berichtet, dass die Stadt von Regierungstruppen abgeriegelt worden sei.

Lesen Sie auch

Die Kämpfe in Sahnaja folgen auf gewaltsame Ausschreitungen in der nahe gelegenen Stadt Dscharamana. Dort wurden seit Montagabend nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle mindestens 17 Menschen getötet. Auslöser der Unruhen war eine Tonaufnahme, in welcher der Prophet Mohammed beleidigt worden sein soll. Sie wurde zunächst einem Mitglied der drusischen Gemeinschaft zugeschrieben. Daraufhin brachen die Gefechte aus.

Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die heute vor allem in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien angesiedelt ist. Die Religionsgemeinschaft ist im 11. Jahrhundert aus dem schiitischen Islam hervorgegangen. In den jeweiligen Ländern legen ihre Angehörigen Wert auf inneren Zusammenhalt und Loyalität zum jeweiligen Staat.

In Israel dienen viele Drusen freiwillig in der Armee. Während der Herrschaft des gestürzten Präsidenten Baschar al-Assad standen viele Drusen in Syrien der Regierung nahe.

Bei den Toten in Sahnaja handele es sich um sechs Mitglieder der drusischen Gruppen und 16 regierungstreuen Kämpfern, hieß es von der Beobachtungsstelle weiter. Unter den Verletzten sollen auch Zivilisten gewesen sein. Die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen aus einem Netz von Informanten und Aktivisten vor Ort.

Anwohner in Sahnaja berichteten der Deutschen Presse-Agentur von erheblichen Schäden an Häusern und Autos durch Maschinengewehrfeuer und Granaten. Viele Menschen seien in Panik geraten. Sicherheitskräfte seien unter schwerem Beschuss in das Zentrum von Sahnaja vorgedrungen, um Viertel mit überwiegend drusischer Bevölkerung zu erreichen und die Lage zu beruhigen.

In einer gemeinsamen Mitteilung des israelischen Ministerpräsidenten und des Verteidigungsministers hieß es unterdessen, das israelische Militär habe in Syrien eine »Warnoperation« gegen eine »extremistische Gruppe« durchgeführt, die einen Angriff auf die Drusen in Sahnaja vorbereitet habe.

Israel erwarte von Syrien, dass es Maßnahmen ergreife, um die Drusen zu schützen, hieß es weiter in der Erklärung. Israel sieht die Drusen als Verbündete.

Syrische Regierungskreise bestätigten der dpa, dass bei einem israelischen Drohnenangriff am frühen Nachmittag ein syrischer Soldat getötet wurde. Die Syrische Beobachtungsstelle gab an, dass dabei auch mehrere Menschen verletzt wurden. Mindestens zwei israelische Angriffe hätten den Stadtrand von Sahnaja getroffen, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel-Rahman. 

Das israelische Militär gab an, die Luftwaffe habe im Außenbereich von Damaskus Personen attackiert, die Drusen angegriffen hätten. Das Militär sei angewiesen worden, sich auf Angriffe auf Ziele der syrischen Regierung vorzubereiten, sollte die Gewalt gegen die drusische Gemeinschaft anhalten. Nach Angaben von Anwohnern flogen israelische Kampfflugzeuge weiter über der Stadt.

Sowohl das syrische Innenministerium als auch die drusische Gemeinschaft hatten zu der Tonaufnahme zuvor erklärt, dass der beschuldigte Druse nicht in Verbindung mit der Aufnahme stehe. Das Innenministerium arbeitet nach eigenen Angaben noch an der Identifizierung des Verantwortlichen. Vertreter der Drusen in Dscharamana erklärten, die Aufnahme sei gefälscht und solle gezielt Unruhe stiften.

Seit dem Sturz von Syriens Langzeitmachthaber Baschar al-Assad hat sich die neue von Islamisten dominierte Führung in Damaskus zum Ziel gesetzt, das gespaltene Land zu einen. 

Bereits im März war es in der westlichen Küstenregion Syriens zu blutigen konfessionellen Kämpfen zwischen Regierungstruppen der neuen Machthaber und Assad-treuen Milizen gekommen. Dabei kamen Hunderte Menschen ums Leben.

Berlin/München

Nach Terror-Skandal beim ZDF: ARD überprüft Mitarbeiter in Gaza

Alle in Gaza tätigen Mitarbeiter hätten versichert, keinerlei Nähe zu Terrororganisationen zu haben, sagt der zuständige Bayerische Rundfunk

 31.10.2025

Israel

Demo gegen Wehrpflicht: Charedim blockieren Jerusalem

Ein 20-jähriger Teilnehmer stirbt. Es kommt zu Auseinandersetzungen zwischen Protestierern und der Polizei

 31.10.2025

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  31.10.2025

Nahost

Leichname von Amiram Cooper und Sahar Baruch in Israel

Mit viel Verspätung kommen die sterblichen Überreste zweier Verschleppter nach Hause. Elf Geiseln fehlen noch

 31.10.2025

Umfrage

Mehrheit der Palästinenser findet Angriff vom 7. Oktober richtig

Die People’s Company for Policy and Survey Research hat die Einstellungen von Palästinensern in Gaza und dem Westjordanland abgefragt

von Imanuel Marcus  30.10.2025

Sport

Mehr als ein Spiel

Fußball ist für Israelis nicht nur eine große Leidenschaft, sondern auch ein Tor zur Welt. Doch diese Verbindung ist in Gefahr

von Ruben Gerczikow  30.10.2025

Tel Aviv

Alon Ohel spielt in Comedy-Show Klavier

Bei seiner Entführung durch die Hamas vor zwei Jahren war Alon Ohel schwer am Auge verletzt worden. Mit seinem Auftritt in einer Satiresendung setzt der 24-jährige Deutsch-Israeli nun ein Zeichen der Hoffnung

 30.10.2025

Kirjat Gat

Netanjahu über Gaza: »Wir werden unser Ziel erreichen«

Bei einem Besuch in Südisrael sagt der Ministerpräsident, seine Regierung arbeite an einem Plan für Gaza – eines, das Israel nicht mehr bedrohe

 30.10.2025

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  30.10.2025