Grausamer Psychoterror

Hamas zwang Geiseln, Freilassung anderer Geiseln zuzusehen

Eliya Cohen, Omer Shem und Omer Wenkert wurden im Februar in Nuseirat dem Roten Kreuz übergeben. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Israel wirft der islamistischen Hamas in Gaza vor, Geiseln in einem verstörenden Video zu Propagandazwecken zu missbrauchen. Zwei entführte Israelis wurden darin gezwungen, die am Samstag erfolgte Freilassung von drei Landsleuten mitanzusehen, während sie selbst weiter in der Gewalt der Terroristen sind, berichteten israelische Medien. In dem Video sind demnach die beiden jungen Männer Eviatar David und Guy Gilboa-Dalal in einem Fahrzeug im Bühnenbereich zu sehen, den die Hamas für die Freilassung der drei Entführten im Flüchtlingsviertel Nuseirat in Gaza aufgebaut hatte.

Llai David mit einem Poster, das seinen Bruder Eviatar David zeigtFoto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

»Dieser kalkulierte Akt psychologischer Folter ist ein krasses, abscheuliches Beispiel von Grausamkeit«, hieß es in einer Stellungnahme des Forums der Geisel-Angehörigen. Das Video ist laut der »Times of Israel« das erste Lebenszeichen von David seit seiner Entführung am 7. Oktober 2023 und das erste Lebenszeichen von Gilboa-Dalal seit Juni. 

In dem Videoclip rufen die beiden Geiseln demnach die israelische Regierung verzweifelt auf, für ihre Freilassung zu sorgen. Sie sitzen dabei an einer geöffneten Fahrzeugtür und sehen mit an, wie die vor 16 Monaten aus Israel entführten Omer Schem-Tov, Omer Wenkert und Elija Cohen freikommen.

Geisel-Angehörige nennt Hamas »Monster«

»Sie zwangen sie zuzusehen, wie ihre Freunde freigelassen wurden und brachten sie dann zurück in die Tunnel. Es gibt keine größere Grausamkeit«, zitierte die Zeitung Gilboa-Dalals Vater. Davids Schwester bezeichnete die Hamas demnach als »Monster«. Die Terrororganisation hatte am Samstag sechs Geiseln im Rahmen der ersten Phase eines Abkommens mit Israel freigelassen, in dem auch die Waffenruhe vereinbart wurde. Die Freilassung von Eviatar David und Guy Gilboa-Dalal ist laut israelischen Medienberichten in der ersten Phase nicht vorgesehen, die offiziell in einer Woche enden soll.

Ilan Dalal, Guy Gilboa-Dalals Vater, kämpft für seine FreilassungFoto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu ließ in der Nacht die im Gegenzug für die Übergabe der sechs israelischen Geiseln eigentlich vorgesehene Freilassung palästinensischer Häftlinge verschieben. Als Grund wurde die Ausnutzung der Geiseln zu Propagandazwecken und die von den Islamisten inszenierten Freilassungszeremonien genannt. Solange die Freilassung der nächsten Geiseln ohne solche demütigenden Zeremonien nicht sichergestellt sei, würden die Häftlinge nicht aus israelischen Gefängnissen freikommen. Noch Dutzende Geiseln in Gaza

Seit Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg am 19. Januar haben Islamisten bisher 25 Geiseln freigelassen. Zusätzlich kamen fünf aus Israel entführte Thailänder unabhängig von der Vereinbarung frei. Das mehrstufige Abkommen sieht vor, dass während der ersten Phase 25 Geiseln freikommen und acht getötete Geiseln übergeben werden sollen - im Austausch gegen 1.904 palästinensische Häftlinge. 

Mehr als 60 Geiseln werden noch in Gaza festgehalten, etwa die Hälfte davon ist nach israelischen Informationen nicht mehr am Leben. Die zweite Phase des Abkommens soll zum endgültigen Ende des Krieges sowie zur Freilassung der noch verbliebenen Geiseln führen. Ob sie zustande kommt, ist jedoch ungewiss.

Knesset

Umfrage: Netanjahu-Regierung ohne Mehrheit

Im Herbst 2026 wählen die Israelis ein neues Parlament. Laut einer Meinungsumfrage liegen die Parteien der amtierenden Koalition weit hinter der Opposition

 19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Israel

Zahl der Verkehrstoten steigt

Die Statistik verzeichnet mehr Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang denn je

 19.12.2025

Kairo

Ägypten: Angeblich Pläne für USA-Reise von Präsident al-Sisi

Seit Beginn des Gaza-Kriegs sollen Israels Premier und Ägyptens Staatschef keinen Kontakt gehabt haben. Wird sich al-Sisi mit Hilfe eines Gas-Deals zu einem Treffen in den USA bewegen lassen?

 18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Tschechien

Prag plant Botschaftsverlegung nach Jerusalem

Der neue Prager Außenminister Petr Macinka sagt, der Schritt sei überfällig

 18.12.2025

Jerusalem

Israel schließt 30-Milliarden-Deal mit Ägypten

Das Geschäft mit Ägypten soll die Position des jüdischen Staates als Energielieferant stärken. Was steckt hinter dem Abkommen?

 18.12.2025

Washington D.C.

Trump erklärt Nahost für befriedet – Waffenruhe in Gaza bleibt fragil

Unerwähnt bleibt das Schicksal der letzten noch im Gazastreifen festgehaltenen Geisel, Ran Gvili

 18.12.2025

Nachrichten

Väter, Gaza, Abriss

Kurzmeldungen aus Israel

von Imanuel Marcus, Sophie Albers Ben Chamo  17.12.2025