Entführte Schüler

»Hamas steckt hinter Kidnapping«

Israelische Soldaten in der Nähe von Hebron Foto: dpa

Das Schicksal der drei israelischen Jugendlichen hält weiterhin die gesamte Nation in Atem. Noch immer gibt es kein Lebenszeichen von Eyal Yifrach, Gilad Shaar und Naftali Frenkel. Der 19-Jährige und die zwei 16-Jährigen waren am späten Donnerstagabend in der Gegend um Hebron spurlos verschwunden.

Premierminister Benjamin Netanjahu geht davon aus, dass die Jeschiwa-Schüler in einer geplanten Aktion von der Hamas entführt wurden. In einer Militäraktion wurden in der Nacht zum Sonntag 80 Mitglieder der Terrororganisation verhaftet.

Medien berichten, dass die Armee in der Nacht mit Listen in die Häuser der Verdächtigen gekommen sei und Männer der Hamas festnahm. Darunter sollen verschiedene Anführer des Islamischen Dschihad, Imame und Universitätsprofessoren sein. Auch Scheich Hassan Yousef, der erst vor zwei Monaten aus einem israelischem Gefängnis entlassen worden war, soll sich unter den Verhafteten befinden.

Konsequenzen Während Hundertschaften von Armee und Polizei in der betreffenden Region fieberhaft nach den Jungs suchen, sagte Netanjahu in der Sitzung zur Kabinettseröffnung: »Hamas-Männer haben diese Entführung durchgeführt. Es ist dieselbe Hamas, die mit Abbas in einer Regierung sitzt. Dies wird schwerwiegende Konsequenzen haben«.

Netanjahu betonte, dass er die Palästinensische Autonomiebehörde für das Wohlergehen der Drei verantwortlich macht. Ein Mitglied der Abbas-Regierung bezeichnete Netanjahus Vorwürfe derweil als »verrückt«, Hamas-Sprecher Sami Abu Zohari aus dem Gazastreifen sagte, die Aktion sei »dümmlich« und nur dazu gedacht, die Hamas zu zerbrechen, »was Israel nicht schaffen wird.«

Obwohl der Regierungschef die Minister aufgefordert hatte, keine Kommentare zu der Lage abzugeben, brachte Außenminister Avigdor Lieberman seine Linie in einem Radiointerview zum Ausdruck: »Palästinensische Terroristen werden nicht befreit werden, nicht als Geste, nicht als sonst Etwas.«

Naftali Bennett, Vorsitzender der Partei Jüdisches Haus, besuchte die Familie des vermissten Naftali Frenkel und erklärte: »Ein Kind in der elften Klasse zu entführen ist das moralisch Verwerflichste, dass sich eine Terrorgruppe ausdenken kann. Es wird niemandem nützen. Wir werden keinen Stein auf dem anderen lassen, um die Kinder nach Hause zu bringen.«

Siedler Gleichzeitig haben die Sicherheitskräfte ihre Präsenz im Palästinensergebiet verstärkt, um sogenannte Preisschild-Attacken zu verhindern. In den vergangenen Monaten waren verstärkt Übergriffe ultranationaler jüdischer Siedler gegen Palästinenser, Moscheen, Kirchen, linksgerichtete Israelis und sogar Armeestationen verzeichnet worden.

Die vermissten Teenager waren zum letzten Mal beim Trampen in der Nähe der Stadt Hebron im Westjordanland gesehen worden. Ein israelischer Autofahrer berichtete, dass er die Drei ein Stück mitgenommen und sie dann in der Nähe von Hebron abgesetzt hatte. »Es tut mir leid, dass ich sie überhaupt mitfahren ließ«, wird er in israelischen Tageszeitungen zitiert. »Und dass ich sie nicht nach Hause gebracht habe. Dann wäre das alles nicht passiert.«

Grenzübergang Mittlerweile errichtete das israelische Militär Straßenblockaden an mehreren Orten und sperrte drei Grenzübergänge in den Gazastreifen ab, um den Transfer der Jungs in das Hamas-Gebiet zu verhindern. Doch mit jeder Stunde, die vergeht, wächst die Angst, dass die Jugendlichen entweder bereits dorthin verschleppt wurden oder ihnen Schlimmeres widerfahren ist.

Ein Militärvertreter hatte am Samstagabend im Fernsehkanal 10 deutlich gemacht, dass die Suche nach ihnen keine »Sache von ein paar Stunden ist.« Zwar habe man bei den Ermittlungen in der vergangenen Nacht einige Fortschritte gemacht. »Doch das wird sicher keine schnelle Angelegenheit werden.«

In den sozialen Medien wurde der Hashtag #BringBackOurBoys gesetzt, um Bilder, Berichte und Neuigkeiten über das Verbleiben der jungen Männer zu bündeln und die Suche zu unterstützen.

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Jerusalem

Sa’ar kritisiert geplante Umbenennung des Dubliner Chaim-Herzog-Parks

Israels Präsident und Außenminister üben scharfe Kritik. Von einem »schändlichen und beschämenden Schritt« ist im Büro Isaac Herzogs die Rede

 01.12.2025

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Tel Aviv

Tausende demonstrieren für Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak

Der Vater von Ran Gvili sagt, es dürfe keinen »nächsten Schritt« geben, solange die Terroristen die letzten Leichen nicht herausgäben

 01.12.2025

Jerusalem

Bennett befürwortet Begnadigung Netanjahus – unter einer klaren Bedingung

Israel sei »ins Chaos und an den Rand eines Bürgerkriegs geführt worden«, so der Oppositionspolitiker. Um das Land aus dieser Lage herauszuholen, unterstütze er ein »verbindliches Abkommen«

 01.12.2025

Jerusalem

Netanjahu bittet Israels Präsidenten um Begnadigung

US-Präsident Trump hat eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten Regierungschefs Netanjahu gefordert. Nun schreibt Netanjahu selbst ein Gnadengesuch. Israels Opposition übt scharfe Kritik

 30.11.2025