Nahost

Hamas-Chefs sollen Waffen abgeben

Der Leiter der Verhandlungen, Khalil al-Hayya, soll einer der Hamas-Terroristen sein, die ihre Waffen abgeben sollen Foto: picture alliance / newscom

Doha will angeblich von der Hamas eine Geste des guten Willens sehen. Die britische Zeitung »The Times« berichtete am Donnerstag, katarische Vermittler hätten hochrangige Anführer der Terrororganisation außerhalb des Gazastreifens angewiesen, ihre persönlichen Schusswaffen abzugeben.

Dies sei Teil der laufenden, von den USA vermittelten Verhandlungen über einen Waffenstillstand und ein Geiselbefreiungsabkommen. Die Anweisung kam von katarischen Vermittlern, berichtet die Times, und ist weitgehend eine symbolische Initiative und ein Zugeständnis an Israels Forderung nach einer Entwaffnung der Hamas, was die Terrorgruppe bisher kategorisch abgelehnt hat.

Hamas-Funktionäre fürchten um ihr Leben

Dem Bericht zufolge gehören zu den Hamas-Funktionären, die eine derartige Aufforderung erhalten hätten, der hochrangige Politbürobeamte und Leiter der Verhandlungen, Khalil al-Hayya und der Vorsitzende des Schura-Rates der Hamas, Muhammad Ismail Darwish. Außerdem soll sich der Anführer der Hamas im Westjordanland, Zaher Jabarin, selbst entwaffnen. Er hält sich in Istanbul auf.

Die israelische Tageszeitung Yediot Acharonot berichtete, dass besonders al-Hayya um sein Leben fürchte, seit der israelische Verteidigungsminister Israel Katz erklärt hatte, der Oberterrorist sei der nächste auf »Israels Liste«. Angeblich hätte seine Sorge dazu geführt, dass er dem jüngsten Vorschlagsentwurf für einen Waffenstillstand zugestimmt habe.

Die Anweisung stellt eine bedeutende symbolische Geste dar, da Israel stets die vollständige Entwaffnung der Hamas und den Abzug der verbleibenden Führung aus Gaza als Voraussetzung für ein Kriegsende gefordert hat. Regierungsvertreter in Jerusalem bekräftigten, dass die vollständige Vernichtung der Hamas für die Beendigung des Konflikts und die Sicherung eines dauerhaften Friedens in der Region weiterhin unerlässlich sei.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hatte erst am Mittwoch klargemacht, ein Kriegsziel sei, dass »die Hamas nicht mehr existieren wird«.

Abu-Shabab-Clan: »Es ist eine Show, die weder uns noch einen freien Mann, der sein Heimatland und seine Würde liebt, erschreckt.«

Diese Entwicklung erfolgte, nachdem US-Präsident Donald Trump bekannt gegeben hatte, dass Israel bereits einer 60-tägigen Waffenruhe zugestimmt habe, während beide Seiten die Möglichkeit eines dauerhaften Waffenstillstands prüfen. Die Terrororganisation gab am Mittwoch eine Erklärung heraus, in der sie ihre Prüfung des jüngsten Vorschlags bestätigte.

Trump äußerte sich optimistisch, bereits nächste Woche zumindest einen vorübergehenden Waffenstillstand zu erreichen, zeitgleich mit seinem geplanten Treffen mit Netanjahu am 7. Juli im Weißen Haus mit.

Ein saudischer Bericht vom Donnerstag deutete zudem darauf hin, dass die Hamas mit dem Rahmen des Abkommens »zufrieden« sei und ihre Antwort bis Freitag vorlegen werde.

Bislang keine Unterhändler entsandt

Dennoch wurden bisher keine israelischen Unterhändler nach Doha oder Kairo entsandt, was üblicherweise auf aktive Verhandlungsphasen hindeutet. Diese Abwesenheit deutet darauf hin, dass formelle Gespräche noch nicht begonnen haben.

Katar beherbergt seit 2012 das politische Büro der Hamas, obwohl es die Gruppe bereits zweimal informell zum Abzug aufgefordert hatte. Während katarische Beamte Druck auf die Hamas-Unterhändler in Doha ausüben, liegt die endgültige Autorität zur Genehmigung einer Vereinbarung bei Izz al-Din al-Haddad, dem im Gazastreifen tätigen Hamas-Anführer.

Hamas fordert Beduinenclan-Anführer auf, sich zu stellen

Währenddessen forderte das von der Terrorgruppe geführte Innenministerium den Anführer eines bewaffneten Beduinenclans auf, sich zu stellen. Clanchef Yasser Abu Shabab erkennt die Autorität der Hamas nicht an und wirft ihr vor, die Interessen Gazas zu verletzen.

Er habe zehn Tage Zeit, sich zu ergeben, der Vorwurf lautet: Hochverrat. In einer Erklärung hieß es, die Entscheidung sei von einem sogenannten »Revolutionsgericht« getroffen worden. Das Gericht forderte die palästinensische Bevölkerung auf, die Hamas über den Aufenthaltsort von Abu Shabab zu informieren. Angeblich halte er sich in der von israelischen Truppen kontrollieren Region Rafah im Süden Gazas auf.

Clan bestreitet, Verbindungen zu Israel zu haben

Die Abu-Shabab-Gruppe bezeichnete die Anordnung des Hamas-Gerichts in einem Beitrag auf der Facebook-Seite, auf der Ankündigungen der Gruppe veröffentlicht werden, als »eine Show, die weder uns noch einen freien Mann, der sein Heimatland und seine Würde liebt, erschreckt«.

Außerdem erklärte die Gruppe der Nachrichtenagentur Reuters, sie sei »eine Volkstruppe, die humanitäre Hilfe durch die Eskortierung von Hilfstransportern vor Plünderungen schützt«. Sie bestritt, Unterstützung von Israel zu erhalten oder Kontakte zur israelischen Armee zu haben. Der Hamas wirft sie Gewalt und die Unterdrückung abweichender Meinungen vor. Israel hat erklärt, einige Clans im Gazastreifen im Einsatz gegen die Hamas unterstützt zu haben, ohne jedoch anzugeben, um welche es sich handelt.

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