Urlaub

Häusertausch

Wer träumt nicht davon? Wochenlange Ferien im Lieblingsland mit der ganzen Familie. Sightseeing, Strand und Erholung. Am besten mit koscherer Küche in unmittelbarer Nähe zu den Sehenswürdigkeiten. Es scheitert am Geld?

Dann tauschen Sie doch einfach Ihr Häuschen mit einem im Urlaubsgebiet. Möglich macht das eine neue Website für den jüdischen Häusertausch. Amitai Richman und Yirmie Elkus aus dem israelischen Raanana haben jewishswap.com gegründet. Für jüdische – und andere – Urlauber in der ganzen Welt.

Hunderttausende Menschen überlasssen sich jährlich gegenseitig in aller Herren Länder ihre eigene Unterkunft für ein paar Wochen im Jahr. Natürlich in erster Linie, um die Hotelkosten zu sparen und die schönste Zeit des Jahres bezahlbar zu machen.

Doch Häusertausch, auf Englisch home swap, ist mehr: »Man wohnt meist nicht in einer typischen Touristengegend, sondern im normalen Wohngebiet, und hat so oft einen ganz anderen Einblick in das Land«, weiß Richman aus eigener Erfahrung. »Gleichzeitig ist jemand da, der auf das Haus aufpasst, die Pflanzen gießt und eventuell sogar Haustiere versorgt.«

Familie Die Idee des Wohnungs- oder Häusertausches gewinnt immer mehr Freunde unter Globetrottern und auch Familien, die einmal pro Jahr verreisen möchten. Die ganze Welt mit einem kleinen Portemonnaie erkunden, lautet das Motto.

Es ist simpel: »Du wohnst in meinem Haus und ich in deinem.« Jetzt hat der Trend das Heilige Land erreicht. Zahlreiche Seiten im Internet bieten weltweite Domizile – allerdings meist gegen eine Gebühr. Jewishswap hingegen ist kostenlos und jüdisch. »Wir sind die erste jüdische Website dieser Art weltweit«, ist Richman sicher. Wer also besondere Eigenschaften für den koscheren Urlaub wünscht, etwa eine kurze Entfernung zur Synagoge oder Restaurants mit Kaschrut-Zertifikat in der Nähe, ist hier genau richtig.

www.jewishswap.com

Richman selbst wollte im Sommer vor zwei Jahren mit seiner sechsköpfigen Familie Urlaub in Europa machen. Der religiöse Mann suchte etwas mit koscherer Küche. »Aber die Hotelpreise im August waren einfach zu hoch, 200 Dollar pro Nacht und mehr konnten wir nicht bezahlen.«

Durch Freunde hörte er von Juden in London, die für einige Wochen ein koscheres Haus in Israel suchten. »Und so war der Schidduch gemacht.« Der Geschäftsmann hat nur positive Erinnerungen an den Häusertausch. Die Ferien im schönen Häuschen mit Garten in der britischen Hauptstadt seien einfach wunderbar gewesen. Und erschwinglich dazu. Neben dem Domizil tauschten die Familien gleich noch ihre Mini-Vans, in denen sie ihre Rasselbande unterbrachten und das Land erkundeten.

Hobby Nach seiner Rückkehr wollte Richman diese Art des Ausspannens auch anderen Menschen ermöglichen. Zusammen mit seinem Freund Elkus startete er die Seite im Internet als Hobby, die »nach vielen technischen Schwierigkeiten im März endlich online ging«.

Die Vorbereitungen für potenzielle Tauschkandidaten sind einfach. Man registriert sich auf der Website, postet die Fotos von Haus oder Wohnung und sucht gleichzeitig. Derzeit gibt es etwas über 100 Angebote, »doch täglich kommen neue dazu«, so der Gründer. »Jetzt ist die Zeit, sich für den kommenden Sommer umzuschauen.«

Gibt es keine Befürchtungen, dass jemand dabei das gute Silber einsackt oder aus dem Klavier Feuerholz macht? »Doch«, gibt Richman zu, »manche Menschen haben derartige Sorgen.« Aber es gäbe Tipps, wie man auf Nummer sicher geht. Er erklärt: Da die jüdischen Gemeinden meist recht eng gestrickt seien, könne man sich über eventuelle Bekannte oder den Rabbiner erkundigen, wer ins Haus einziehen will.

Gibt es diesen Kontakt nicht, bittet man Nachbarn oder Familienangehörige, den Schlüssel zu übergeben und ab und zu die Post zu holen. Dabei sehe man dann, ob alles in Ordnung ist. »Doch generell muss man sagen, dass Menschen, die Häuser tauschen dies nicht tun, um andere zu schädigen, es sind meist wirklich nette Leute. Außerdem hat man ja eine gegenseitige Verantwortung.«

Kontakt Auf der Website wird großer Wert auf Privatsphäre gelegt. So gibt es keine Veröffentlichung der Wohn- oder E-Mail-Adresse. Man kontaktiert sich über jewishswap und kann dann seine Kontaktdaten austauschen.

Die Website ist zwar von und für Juden gemacht, »doch man muss nicht jüdisch sein, um mitzumachen«, betont Richman. Es wird nirgendwo gefragt, ob jemand Jude ist, Christ oder sonst etwas. »Wer mag, kann es freiwillig angeben, es ist aber keine Pflicht«. Auch ist jewishswap in keiner Weise nur für Religiöse gedacht.

Etwa 40 Prozent der Listungen haben keinen koscheren Haushalt. »Und das ist okay so. Wir wollen, dass sich nette Familien von überallher einen günstigen und angenehmen Urlaub ermöglichen. Dann haben wir unser Ziel erreicht.« Und überhaupt gäbe es nur zwei Arten von Menschen auf der Erde: »Jene, die es noch nie versucht haben und andere, die es immer wieder machen.«

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