»Ich kann nicht mehr atmen!« Diese Worte presste Merav Gilboa-Dalal in einem Interview im Armeeradio heraus. »Ich habe den absoluten Tiefpunkt erreicht …« Am Sonntagabend erklärte sie dort, man habe ihr gesagt, dass Guy in Gaza-Stadt als »menschlicher Schutzschild der Hamas festgehalten wird«.
Sie sagte nicht, wer der Familie diese Information übergeben hat, machte jedoch klar, sie habe am Sonntag die Bestätigung erhalten, »dass mein Sohn allein ist, über der Erde in Gaza«. Sie flehte, »dass es keine Militäroperation geben wird und dass der Krieg nicht weitergeht –für die Geiseln und für die Soldaten«.
Am Wochenende zuvor war ein Propagandavideo der Hamas der beiden israelischen Geiseln Guy Gilboa-Dalal und Alon Ohel veröffentlicht worden. Guys Eltern erlaubten den Medien, 28 Sekunden der grauenvollen Aufnahme weiterzuverbreiten.
Langärmeliges Hemd, um ausgemergelten Körper zu verbergen
»Bei jedem Satz, den er spricht, muss er schlucken. Von den zurückgekehrten Geiseln Tal Shoham und Omer Wenkert weiß ich, dass er schweigt, weil er nicht genug Wasser bekommt. Sie haben ihm ein langärmeliges Hemd angezogen, damit niemand sieht, wie erschreckend dünn er geworden ist«, so die verzweifelte Aussage der Mutter.
In dem Video ist der 24-Jährige zu sehen, wie er in einem Auto durch Gaza-Stadt gefahren wird. Er gibt an, dass es der 28. August 2025 ist. »Wir wollen nur, dass das aufhört. Wir wollen zu unseren Familien zurückkehren. Bitte bringt uns zurück«, bettelt der junge Israeli in dem Film.
In dem Video ist auch zu sehen, wie er den deutsch-israelischen Doppelstaatsbürger Alon Ohel (24) trifft, ebenfalls ein Zivilist in der Gewalt der Hamas. Es war die erste Aufnahme von Alon nach seiner Verschleppung während des Hamas-Massakers auf dem Nova-Musikfestival am 7. Oktober 2023. Die beiden werden seit mehr als 700 Tagen von Terroristen festgehalten - die Hamas weigert sich kategorisch, die unschuldigen Menschen freizugeben.
Merav Gilboa-Dalal: »Er muss immer schlucken und schweigt, weil er nicht genug Wasser bekommt.«
Das Familienforum für Geiseln appelliert zur selben Zeit an die Führung der IDF und forderte sie auf, alles zu tun, um Geiseln vor Schaden zu bewahren. »Lassen Sie keine vermeidbare und vorsätzliche Schädigung der Geiseln zu. Verantwortliche Sicherheitskräfte, seien sie gewiss – Sie werden für jede Geisel, die zu Schaden kommt, zur Verantwortung gezogen«, hieß es in der Erklärung.
Währenddessen berichtet der öffentlich-rechtliche Sender Kan, dass die Hamas begonnen habe, einige Geiseln aus den Tunneln herauszuholen und oberirdisch in Gaza-Stadt zu verstecken, um die Bodenoperationen der IDF dort zu behindern. Palästinensische Quellen hätten angegeben, dass sich einige der verschleppten Männer in Häusern und andere in Zelten befinden.
Zudem versuche die Hamas, die Bewohner im nördlichen Gazastreifen festzuhalten und ihre Evakuierung nach Süden zu verhindern, so der Bericht weiter. Die Terrororganisation setze Drohungen und Medienkampagnen ein, um die Bewohner zum Verbleib in ihren Häusern zu zwingen. Gegen jeden, der sich widersetzt, werde Gewalt bis zu Hinrichtungen angewendet.
Die IDF hat in den letzten Tagen ihre Angriffe auf Gaza-Stadt verstärkt und nach eigenen Angaben eine Vielzahl von Terroreinrichtungen getroffen, darunter Hochhäuser, die als Hamas-Infrastruktur umgewandelt dienten.
Premier betont, Ausweitung der Offensive werde Geiseln befreien
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu betont, dass die Ausweitung der Militäroffensive und Besetzung von Gaza-Stadt für die Zerschlagung der Hamas und die Befreiung der Geiseln durchgeführt wird.
Das Familienforum für Geiseln indes meint: »Netanjahu ist entschlossen, aus politischen Gründen einen endlosen Krieg zu führen und dabei wissentlich und unmittelbar alle 48 Geiseln zu gefährden. Geschichte, Moral und die Grundwerte der israelischen Gesellschaft werden niemandem vergeben, der diesen Akt der Opferung ermöglicht, den der Premierminister anstrebt.«