Jerusalem

Gewalt schwelt weiter

Ausschreitungen in Jerusalem Foto: Flash 90

Sie war auf dem Weg zur Religionsstunde. Doch dort kam sie nie an. Karen Mosquera aus Ecuador wurde bei dem Terroranschlag in der vergangenen Woche schwer verletzt. Am Sonntag starb sie in einem Jerusalemer Hospital. Mosquera war nach Israel gekommen, um zum Judentum überzutreten. Ihre Mutter Rosa Cecilia sagte im Hadassah-Krankenhaus: »Es war ihr Traum, nach Israel zu reisen und sich hier ein neues Leben aufzubauen. Doch ihr Leben wurde so früh beendet.« Die junge Frau wurde nur 22 Jahre alt.

Unterdessen schwelt die Gewalt weiter in der Heiligen Stadt. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas rief am Montag die USA auf zu intervenieren. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu gab am selben Tag seine Zustimmung zur Planung von weiteren 1000 Wohnhäusern für jüdische Siedler im arabischen Teil der Stadt.

Straßenbahn Am Mittwochabend war in Jerusalem ein palästinensischer Mann mit seinem Pkw in eine Gruppe von Menschen gerast, die gerade aus der Straßenbahn ausgestiegen waren. Das drei Monate alte Mädchen Chaya Zissel Braun war bereits am Tag des Anschlages seinen Verletzungen erlegen. Sieben weitere Menschen wurden verletzt.

Der Terrorist, Abdel Rahman Al-Shaludi, war auf der Flucht von Sicherheitskräften getötet worden, gab eine Polizeisprecherin an. Um Ausschreitungen bei seiner Beerdigung zu vermeiden, war die Zahl der Teilnehmer auf 70 beschränkt. Allerdings kam es am Sonntag während eines symbolischen Beerdigungsmarsches von Hunderten von Palästinensern in Silwan wieder zu Unruhen.

molotowcocktail Bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei wurde ein 14-jähriger Teenager mit palästinensisch-amerikanischer Staatsangehörigkeit getötet. Die Armee gab an, dass er gerade dabei gewesen sei, einen Molotowcocktail zu werfen. Palästinensische Quellen bestreiten das. 18 junge Männer wurden bei den Ausschreitungen festgenommen.

Abbas hatte sich am Wochenbeginn mit einer Nachricht an die Regierung der USA gewandt, dass sie dabei helfen solle, die »israelische Eskalation« in Ostjerusalem zu stoppen. Er warnte, dass »israelische Handlungen an den Heiligen Stätten zu einer unkontrollierbaren Explosion führen könnten«. Die Polizei hat den Zugang zur Al-Aksa-Moschee in den vergangenen Wochen aufgrund von gewalttätigen Ausschreitungen mehrmals eingeschränkt.

Siedlerrat Währenddessen hat Netanjahu offenbar vor, die jüdischen Siedlergebiete zu erweitern. Nach Medienberichten habe er dem Siedlerrat zugesagt, rund 1000 neue Wohneinheiten planen zu lassen; 400 sollen in Har Choma und 600 in Ramat Schlomo entstehen.

Viele Politiker sprachen sich gegen diesen Schritt aus. Finanzminister Yair Lapid gab zu bedenken, dass die Planungen Israel weiter diplomatisch isolieren würden. »Es wird zu einer ernsthaften Krise in den Beziehungen zwischen Israel und den USA kommen und unser Ansehen in der Welt beschädigen«, sagte er. Während er nicht per se gegen den Ausbau der großen Siedlungsblöcke sei, fügte der Minister hinzu, so sei »das Timing jedoch schlecht für das Land«.

Einen Tag zuvor hatte Lapid bereits dazu aufgerufen, das angeschlagene Verhältnis zwischen Jerusalem und Washington zu verbessern: »Es gibt eine Krise mit den Amerikanern, und wir müssen damit wie mit einer Krise umgehen«.

Jom Haatzmaut

»Ich habe keine Unabhängigkeit, weil sie immer noch dort sind«

Der aus dem Gazastreifen befreite Yarden Bibas bittet die Israelis, sich einer Solidaritätsaktion für die noch verbleibenden Geiseln anzuschließen

von Sabine Brandes  30.04.2025

Notstand

Jom-Haazmaut-Feiern wegen Feuer abgesagt

Im Umkreis von Jerusalem sind schwere Waldbrände nicht unter Kontrolle zu bekommen. Straßen werden gesperrt und Wohnorte geräumt. Die Feiern zum Unabhängigkeitstag werden abgesagt

 30.04.2025

Israel

Arbel Yehoud musste Geiselhaft barfuß überstehen - auch im Winter

Die 29-Jährige hat in der Ruine ihres Hauses im Kibbuz Nir Oz ein Interview gegeben und grausame Details aus ihrer Gefangenschaft geschildert

 30.04.2025

Raanana

Randale bei israelisch-palästinensischem Gedenken an Opfer

Bei Tel Aviv greifen ultrarechte Aktivisten Zuschauer einer Gedenkfeier sowie Polizisten an. Auch in Tel Aviv kommt es zu einem Vorfall

 30.04.2025

Debatte

Medienberichte: Israels Regierung hebt Entlassung Bars auf

Israels Führung wollte den Geheimdienstchef loswerden, am Montag erklärte Ronen Bar selbst seinen Rücktritt. Die Regierung nimmt nun ihren Entlassungsbeschluss zurück - womöglich nicht ohne Grund

von Cindy Riechau  29.04.2025

Jom Hasikaron

Ganz Israel trauert

Mit dem ersten Sirenenton am Abend beginnt das Gedenken für die gefallenen Soldaten und Terroropfer

von Sabine Brandes  29.04.2025

Rekord

So viele Menschen leben in Israel

Eine neue Statistik liefert überraschende Antworten

 29.04.2025

Tel Aviv

»Sie würde aussehen wie ein Sumo-Ringer«

Benjamin Netanjahu bestreitet im Korruptionsprozess gegen ihn, dass seine Frau 160 Kisten Champagner bekommen hat

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025