Geiseln

Geburtstag in Gaza

»Bringt sie zurück - jetzt«, fordern die Angehörigen der Geiseln. Foto: Flash90

Seine Freunde lassen ihn hochleben. Es ist Saschas Geburtstag. Sie stehen auf der Bühne des Museumsplatzes und singen »Hajom jom Holedet« – heute ist dein Geburtstag. Doch die Freunde weinen. Denn Sascha Trupanob ist nicht da. Der junge Mann, der am Samstag 29 Jahre alt wurde, ist seit über einem Monat in Gefangener der Hamas in Gaza. Nach dem Ende des Schabbats kamen Zehntausende zu einer Kundgebung für die Freilassung der Geiseln in Tel Aviv zusammen.

Hunderte Jerusalemer versammelten sich auf dem Pariser Platz der Stadt zu einer kurzen, bewegenden Kundgebung, um zu trauern und den Angehörigen ihre Solidarität zu zeigen.

In Tel Aviv standen Saschas Freunde von der Universität, an der Trupanov vor einem Jahr sein Studium der Elektrotechnik abgeschlossen hatte, zusammen mit dem Sänger Shai Gabso auf der Bühne. Sascha wurde bei dem verheerenden Überfall der Hamas auf die südlichen Gemeinden Israels am 7. Oktober zusammen mit seiner Mutter Ylena, der Großmutter Irena und seiner Freundin Sapir Cohen von der Hamas verschleppt.

Mit jedem Tag wird die Not größer

Derzeit befinden sich noch mindestens 239 Geiseln in der Gewalt der Hamas oder anderer Terrorgruppierungen im Gazastreifen. Eine Soldatin wurde von der israelischen Armee gerettet, vier weibliche Geiseln von der Hamas freigelassen.

»Mit jedem Tag wird die Not größer, da wir wissen, dass unsere Lieben die Nächte an einem unbekannten Ort und in einem unbekannten Zustand verbringen«, betonte der frühere Präsident Reuven Rivlin vor der Menge.

»Ich spreche zu allen Staats- und Regierungschefs der Welt und sage ihnen: Besorgen Sie uns Informationen, handeln Sie auf allen Ebenen, um unsere Geiseln zu befreien.« Rivlin verurteilte das Internationale Rote Kreuz dafür, dass es humanitäre Hilfe für Palästinenser in Gaza ermöglicht habe, ohne Zugang zu den Geiseln zu verlangen.

»Ich habe genug von Umarmungen und Worten, ich will Taten. Bringt meine Tochter endlich zurück.«

Mutter von daniella, orly gilboa

Fernsehkanal zwölf berichtete am selben Abend, israelische Sicherheitsbeamte gingen davon aus, dass die meisten Gefangenen seit Beginn des Krieges im südlichen Teil des Gazastreifens festgehalten würden und nicht im Norden, wo sich die israelischen Bodenoperationen konzentrieren. Der Grund sei, dass die der Großteil der Menschen aus Gemeinden entführt wurden, die an den südlichen Teil der Enklave angrenzen und wohl auf dem kürzesten Weg dorthin gebracht wurden.

Noam Perry, die Tochter von Chaim Perry, der aus dem Kibbutz Nir Oz entführt wurde, wandte sich an die Regierung und sagte: »Reden Sie nicht mit mir über die Eroberung, reden Sie nicht mit mir darüber, dass Sie Gaza plattwalzen. Hören Sie einfach auf zu reden. Tun Sie endlich etwas! Bringen Sie sie nach Hause. Jetzt!« Die Mutter der 19-jährigen Daniella Gilboa, Orly, pflichtete ihr bei: »Ich habe genug von Umarmungen und Worten, ich will Taten. Bringt meine Tochter endlich zurück.«

In Caesarea forderten Israelis Netanjahus Rücktritt

In der wohlhabenden Ortschaft Caesarea, wo Premierminister Benjamin Netanjahu wohnt, protestierten Israelis und forderten seinen Rücktritt. »Jede Minute, die vergeht, steigert die Wut gegen den Mann, der es auch nach 36 Tagen nicht schafft, die Geiseln zurückzuholen, die Sicherheit für die Bürger wiederherzustellen, die Gemeinden in der Nähe von Gaza wiederaufzubauen und die Bewohner im Norden nicht in ihre Häuser zurückkehren lässt. Der Mann, der die IDF-Soldaten und ihre Kommandeure, die gegen die Hamas kämpfen, nicht unterstützt«, hieß es in einer Erklärung der Organisatoren.

Währenddessen fand dort auch eine Gedenkfeier für die Hunderten von Israelis statt, die beim Nova Music Festival im Kibbuz Re›im ermordet oder gekidnappt wurden. In Erinnerung an die dortigen Opfer wurden 500 Laternen aufgestellt.

Auf der Bühne in Tel Aviv trat auch der legendäre israelische Sänger Schlomo Artzi auf und sang für die Angehörigen der Geiseln und Getöteten eines seiner berühmtesten Lieder: »Anachnu lo zrichim«. Den Refrain des Klassikers über Sehnsucht und Verlust sangen an diesem Abend Tausende gemeinsam: »Und lass ihn wieder nach Hause zurückkehren. Mehr brauchen wir nicht...«

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