Yuval Levi, Studentin aus Tel Aviv, sehnt sich nach »einem ganz und gar langweiligen Jahr. Eines ohne schlechte Nachrichten. Mein Herzenswunsch ist, dass die Geiseln nach Hause kommen und dass der Krieg in Gaza endet, damit wir wieder normal leben können. Ich hoffe auch, dass wir in einem Bus fahren können ohne diese verrückte Angst, dass er in die Luft fliegt; oder in einer Bahn ohne die Sorge, erstochen oder erschossen zu werden. Seit langer Zeit wachen wir jeden Morgen mit fürchterlichen Nachrichten auf, oft eine grausamer als die andere. Doch wir brauchen Normalität, damit wir zur Ruhe kommen und uns wieder auf die Dinge konzentrieren können, die wirklich wichtig sind: unsere Familien, unsere Arbeit und unser Studium. Damit wir leben, lieben und lachen können. Ich wünsche mir im neuen Jahr nur gute Nachrichten – für Israel und die ganze Welt.«
Nashat Hussein, Markthändler aus Ramle, wünscht sich, dass die Menschen wieder von ganzem Herzen lächeln. »Dafür müssen alle Geiseln aus Gaza zurückkehren. Nur dann werden die Leute wieder froh sein. Selbst wenn heute jemand ein freudiges Ereignis, einen Geburtstag, eine Hochzeit oder die Geburt eines Kindes erlebt, kann er nicht wirklich glücklich sein. Jeder lächelt nur halbherzig und ist eigentlich tief im Innern traurig. Dieses Chaos, das gerade herrscht, soll endlich aufhören. Es ist nur noch ein Zirkus, denn es gibt kein Ziel mehr in diesem Krieg. Alles, was getan werden musste, wurde getan. Jetzt muss Schluss sein. Damit die Menschen in unserem Land wieder glücklich werden können.«
Yifat Hayman, Mutter der Geisel Inbar Hayman aus Petach Tikva, verlangt, dass ihre Tochter aus dem Gazastreifen zurückgeholt wird, damit sie beerdigt werden kann. »Damit ich ein Grab habe, an dem ich weinen, mit ihr reden, eine Kerze anzünden und Blumen darauflegen kann. Ich werde meine Inbar nicht mehr im Brautkleid sehen, aber zumindest will ich ihren Sarg küssen. Inbar ist 27 Jahre alt, meine älteste und einzige Tochter, eine Künstlerin und herausragende Studentin. Sie war als ›PINK‹ bekannt und glaubte, dass Bildung und Kunst die Welt zu einem besseren Ort machen. Ich habe sie Inbar genannt, weil es für einen wunderschönen seltenen Edelstein steht. Für mich war sie ein Diamant. Sie war meine Tochter und auch meine beste Freundin. ›Mama-Zeit‹ nannte sie unsere besonderen gemeinsamen Momente. Inbars Bruder Ido kann seinen Schmerz kaum ertragen, für ihn war Inbar nicht nur seine große Schwester, sondern ein Lichtstrahl. Am 7. Oktober 2023 wurde sie während ihrer Freiwilligenarbeit auf dem Nova-Festival von Terroristen nach Gaza verschleppt. 70 Tage glaubten wir, sie sei am Leben, bis mir die bittere Nachricht das Herz zerriss. Inbar war am selben Morgen ermordet worden. Seitdem flehe ich: Gebt sie mir zurück! Alle, die Druck auf die Hamas ausüben können, Anführer und Influencer, Menschen- und Frauenrechtsorganisationen, helft mir, diesen Albtraum zu beenden. Gebt Inbar die ewige Ruhe und mir einen Abschluss, einen Ort, an dem ich um sie weinen und sie für immer lieben kann.«
Halel Hadari, Lehrer aus dem Kibbuz Gvat, hat eine außergewöhnliche Weltsicht: »Ich möchte, dass sich immer mehr Regierungen unter einer demokratischen und föderalen Weltregierung zusammenschließen und die Menschheit mit dem Unsinn der Aufspaltung in Länder aufhört. In der ersten Phase würde ich mich auch mit der Abschaffung aller Armeen und der Gründung einer globalen Polizeitruppe zufriedengeben. Dann wird es keine Kriege mehr geben. Mit den gesparten Billionen können viele globale Probleme gelöst werden, zum Beispiel Armut, die Regulierung von Großkonzernen, fehlende Menschenrechte, mangelnde Demokratie, Flüchtlings- und Umweltprobleme, aber auch Cyberkriminalität. Überall auf der Welt, wo es Kriege, Gewalt und Tote gibt – wie hier in Israel –, sollten sich die Völker solch eine demokratische Weltregierung wünschen. Leider fehlt es vielen an der Weitsicht dafür, oder sie sind zu fanatisch und nationalistisch.«
Zuzi Hamori, Rentnerin aus der Stadt Naharija ganz im Norden Israels, ist 92 Jahre alt und lebt zwar unabhängig, aber nicht allein. »Meine vierbeinigen Mitbewohner sind meine besten Freunde und immer an meiner Seite: Hund Tscherpi und Kater Mischka. Für das neue Jahr wünsche ich mir, dass es für mich persönlich so weitergeht. Dass Tscherpi und Mischka bei mir sind, ich weiter gesund bleibe und ohne Hilfe in meiner Wohnung leben kann. Außerdem wünsche ich mir nach der schwersten und schlimmsten Zeit, die Israel je erlebt hat, Frieden für das ganze Land.«
Rabbiner Shraga Bar-On, Professor für Talmud und Jüdisches Denken aus Beit Horon, hätte sich niemals vorstellen können, dass sein Leben und das seiner Kinder einmal so aussehen könnte wie heute. »Unsere existenzielle Sicherheit war lange so gewiss. Doch die vergangenen zwei Jahre werden dieses grundlegende Gefühl noch lange beeinflussen. Deshalb wünsche ich uns Normalität und die Möglichkeit, wieder atmen zu können. Atmen ohne Anstrengung. Denn das wird uns ermöglichen, für die vielen Hilfsbedürftigen da zu sein, die es gibt. Für die Verwundeten, für die Geiseln, die mit Gottes Hilfe nach Hause kommen, und die Soldaten, die aus dem Krieg zurückkehren. Einer soll für den anderen da sein. Die Geschichte des deutschen und des jüdischen Volkes zeigt uns eindringlich, dass Menschen die Fähigkeit haben, sogar nach der absoluten Hölle das Leben in kürzester Zeit wieder aufzubauen und zu genesen. Dieses Wunder des schnellen Wandels möchte ich auch hier sehen. Dass wir aus der Asche auferstehen und in der Gegend um Gaza aus dem biblischen brennenden Busch wieder blühende Bäume werden. Auch brauchen wir wieder Optimismus und Werte. Damit wir aus diesem fürchterlichen Zustand – in dem wir den Verlust unseres Zuhauses empfinden, obwohl wir in der Heimat sind – herauskommen. Und uns endlich wieder zu Hause fühlen.«