Regierung

»Für alle Strömungen«

Israels Diasporaminister Nachman Shai in Jerusalem (Archivbild von 2021) Foto: Flash90

Nachman Shai, neuer Diasporaminister in Israel, will die Beziehungen zu Juden in aller Welt verbessern. Grundstein seiner Politik werde die volle Gleichberechtigung für alle Strömungen des Judentums sein, sagte er bei der Zeremonie zur Übergabe des Ressorts.

Shai, Mitglied der Arbeitspartei, möchte »alle in unser großes Zelt bringen«. Dafür will er eng mit Gilad Kariv, dem ersten Reformrabbiner in der Knesset, zusammenarbeiten. Auch Rabbiner Kariv gehört der Arbeitspartei an. »Das Zelt kann und soll alle beinhalten«, fasst der Minister zusammen.

NORDAMERIKA Der 74-Jährige ist kein Neuling in der Politik. Er saß bereits für die Awoda und zuvor für die Zentrumspartei Kadima im israelischen Parlament. Ein Großteil seiner Arbeit in den Ausschüssen bestand auch damals in der Verbesserung der Beziehungen zu jüdischen Gemeinden weltweit, vor allem in Nordamerika. Zuletzt war Shai als Lehrbeauftragter an verschiedenen US-Universitäten tätig. Die Vorsitzende der Awoda, Merav Michaeli, holte ihn extra für den Ministerposten zurück nach Israel.

Shai übernimmt das Amt von Omer Yankelevich (Blau-Weiß), die den Posten in den vergangenen 15 Monaten innehatte. Die ultraorthodoxe Politikerin unterhielt enge Verbindungen zur Siedlerbewegung. Derzeit sind in Israel offiziell lediglich die orthodoxe und die ultraorthodoxe Strömung anerkannt. Das mächtige Oberrabbinat, das sich um sämtliche Belange von Heirat über Scheidung bis zur Bestattung kümmert, liegt vollständig in den Händen der ultraorthodoxen Rabbiner.

KLUFT Shai warnte vor einer wachsenden Kluft zwischen Israel und dem Diaspora-Judentum. »Israels religiöse Politik ist schuld«, meint er. Diese habe viele nicht-orthodoxe Juden entfremdet. »Jüdische Gemeinden überall distanzieren sich von Israel und finden es immer schwieriger, unsere Handlungen und die Veränderungen unserer Werte zu verstehen.«

Der Umgang mit Angelegenheiten wie dem Beten an der Kotel oder Konversionen würde viele abschrecken: »Die Krise ist tiefgehend.« Der Minister bezog sich dabei auf den Unwillen der vorherigen Regierung, auf Forderungen der Reform- und Masorti-Bewegungen einzugehen, einen gleichberechtigten Platz für das Gebet an der Kotel in Jerusalem zu schaffen sowie Konversionen durch deren Rabbiner anzuerkennen. Doch Israel habe eine Verantwortung, sich um die Diasapora zu kümmern. »Und nicht nur andersherum«, betonte Shai.

Der Minister sprach nach der Amtsübergabe mit den Vorsitzenden der verschiedenen Bewegungen und betonte, dass Israel mit der neuen Regierung »offen für alle drei Strömungen ist und sie gleichberechtigt anerkennen wird«.

Geiseldeal

»Funde« aus dem Gazastreifen stammen nicht von einer Geisel

Die Terroristen der Hamas hatten behauptet, es handele sich um die sterblichen Überreste einer Geisel. Forensiker widersprechen dem

 03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Netanjahu fordert »entmilitarisierte Pufferzone« in Syrien

 02.12.2025

Israel

Israel erhält »Befunde« aus Gazastreifen

Israel wartet auf die Übergabe der beiden letzten getöteten Geiseln durch die Hamas. Nun ist die Rede von »Befunden«, die übermittelt worden seien. Der genaue Hintergrund ist unklar

 02.12.2025

Ehemalige Geiseln

»In Gaza war ich wie ein toter Mensch«

Der junge Israeli Alon Ohel erlebte in den Tunneln der Hamas unvorstellbare Qualen und sexuelle Gewalt. Jetzt spricht er zum ersten Mal darüber

von Sabine Brandes  02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Westjordanland

Messer- und Autoangriff auf israelische Soldaten

Innerhalb weniger Stunden kam es zu gleich zwei Anschlägen auf Vertreter des israelischen Militärs

 02.12.2025

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025