Staatsbesuch

Fünf Jahrzehnte Freundschaft

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin würdigt deutsch-israelische Beziehung

von Reuven Rivlin  08.05.2015 15:45 Uhr

Reuven Rivlin Foto: Flash90

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin würdigt deutsch-israelische Beziehung

von Reuven Rivlin  08.05.2015 15:45 Uhr

In der jüdischen Tradition lassen wir das Land im 50. Jahr der Bewirtschaftung, dem Jubiläum, ruhen und nehmen eine Auszeit: ein Sabbatjahr für das ganze Volk und sein Land. Eine Zeit, um nachzudenken, tief in uns hineinzusehen und zu überlegen, wie die Vergangenheit uns formte und wie wir die Zukunft besonders fruchtbar und vielversprechend gestalten können.

In diesem Jahr begehen wir das Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel. Auch wenn es keine Ruhepause für unsere gemeinsamen ökonomischen und akademischen Bestrebungen geben soll, die unvermindert und mit großem Erfolg weiter fortgesetzt werden, so ist dies dennoch der richtige Augenblick, um zurückzublicken und über all das, was wir erreicht haben, nachzudenken – über die vielleicht manchmal unüberbrückbar erscheinende Entfernung, die wir überwunden haben, und über künftige Erfolge, die wir noch erleben werden.

Beziehung Das wohl Erstaunlichste an der umfassenden ökonomischen, politischen und sicherheitspolitischen Kooperation zwischen Israel und Deutschland ist sein krasser Gegensatz zur dunklen Geschichte des jüdischen Volkes in diesem Land. Unsere guten Beziehungen waren anfangs nicht absehbar, und es war schwer und kompliziert, diesen Weg zu beginnen. Die dunkle Geschichte des Nationalsozialismus und das ungeheure Ausmaß der Verbrechen seiner Anhänger, die niemals vergessen werden dürfen, hat es nahezu unmöglich gemacht, überhaupt irgendeine Art von Beziehung zu Deutschland aufzubauen. Also: Was ist geschehen?

Ich glaube, dass die starken, positiven und freundschaftlichen Beziehungen, auf die wir heute zurückblicken, dadurch ermöglicht wurden, dass Deutschland Verantwortung für die Gräueltaten seiner Vergangenheit übernommen hat. Dadurch konnten wir die Entscheidung treffen, dass unsere Beziehung niemals als Kompensation für diese dunkle Geschichte, sondern als Basis für die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft dienen könnte.

Unsere guten Beziehungen sind auf dem Fundament geteilter Werte von Demokratie und Freiheit gebaut. Sie sind auf einem Verständnis gebaut, dass »Niemals wieder« nichts ist, das man in Gedenkveranstaltungen mit Unwillen von sich gibt, sondern eine Lehrstunde der Vergangenheit, die uns zeigt, dass wir durch Zusammenarbeit, gegenseitigen Respekt und Verständnis die größte Antwort auf den Hass und die Verurteile gefunden haben, die unsere Vergangenheit überschatten und letztendlich zu den abscheulichsten Gräueltaten der modernen Zeit führten.

Technologie Aus der Asche der Vergangenheit und basierend auf den Werten, die wir teilen, arbeiten Israelis und Deutsche zusammen, um eine zerbrochene Welt zu heilen. Ob an der Hebräischen Universität in Jerusalem, wo eine deutsch-israelische Kooperation hinter einem biomedizinischen Inkubator steht, oder im Bereich der Wassertechnologie, wo gemeinsame Regierungsinitiativen nach neuen Wegen beim Wassersparen und der Wüstenbewässerung suchen – die Beziehung zwischen Israel und Deutschland ist beispielhaft für die ganze Welt.

Darüber hinaus glaube ich, dass unser tiefes Bekenntnis zu gemeinsamen Werten uns hilft, uns vereint gegen das Erstarken von Fundamentalismus, Extremismus und – ja – auch gegen Antisemitismus zu stellen. Die Vergangenheit hat klar gezeigt, dass wir diese Herausforderungen nur gemeinsam bewältigen können und dass keine Nation alleine stehen kann oder sollte.

Nun, da wir diesen Meilenstein des »Yovel«, des Jubiläums, erreichen, bin ich gefangen zwischen dem Gefühl, wie weit wir gekommen sind, und der Erwartung, was wir noch alles erreichen werden. Wie man es auch nimmt, eines ist sicher, dieses Jubiläum ist keine Zeit zum Ausruhen, sondern eine Zeit des Wachstums und der Stärkung der Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen unseren Völkern.

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