Tourismus

Freiflug ins Einkaufszentrum

Steuerfrei: die »Ice Mall« in Eilat Foto: Flash 90

Shoppen bis zum Umfallen und den Flug als Geschenk obendrauf – für viele mag das ein Traum sein. In Israel braucht man dieser Tage dafür nicht einmal einen reichen Gönner. Eilat, die Stadt am Roten Meer, lockt mit kostenlosen Inlandsflügen für alle, die mehr als 1000 Schekel im Einkaufszentrum »Ice Mall« lassen. Auch in Israel fehlen Touristen wegen der Corona-Krise überall. Es ist erst wenige Wochen her, dass die Rekordzahl von 4,5 Millionen Besuchern erreicht worden war. Überall hörte man Sprachen aus aller Welt, die Hotels platzten aus allen Nähten, der Tourismus boomte wie nie zuvor. Doch dann kam der Lockdown.

Wer Eilat kennt, der weiß, dass Gastfreundschaft dort eine besondere Bedeutung hat. Der Tourismus ist der nahezu einzige Beschäftigungszweig in der Stadt. Hotels, Geschäfte, Attraktionen – alles ist auf die Besucher aus dem In- und Ausland ausgerichtet. Doch schon kurz nach dem Beginn des Virusausbruchs, als die internationalen Gäste plötzlich wegblieben, verloren binnen weniger Tage drei Viertel der Bewohner ihre Arbeit. Die Branche brach komplett zusammen.

ARBEITSLOSIGKEIT 3,3 Prozent Arbeitslosigkeit meldete die nationale Arbeitsagentur Anfang März in Eilat, am 6. April waren es nahezu 70 Prozent. Bis heute hat sich daran nichts geändert. »Es ist eindeutig, dass es Bereiche gibt, die besondere Beachtung benötigen, weil die Auswirkungen so dramatisch sind«, sagt der Generaldirektor der Agentur, Rami Garor. »Der Tourismus gehört definitiv dazu.«

Die Arbeitslosigkeit in der Stadt am Roten Meer stieg auf 70 Prozent.

Michal Chanoun arbeitete am Empfang eines großen Hotels in der Stadt. Jetzt ist sie arbeitslos. »Ich liebe meinen Job und habe großen Spaß daran, mit Menschen von überall her zusammenzukommen. Es ist eine riesige Tragödie, was hier in Eilat passiert. Die Einwohner laufen mit gesenkten Köpfen herum.« Nach der Ankündigung der Regierung, dass Geschäfte, Hotels, Museen, Parks und Attraktionen wieder betrieben werden dürfen, sieht sie ein wenig Licht am Ende des Tunnels. Zwar weiß die Mutter von zwei Kindern noch nicht, wann sie wieder zur Arbeit darf, sie hofft aber, sehr bald. »Diese Ungewissheit ist das Schlimmste daran.«

Doch es soll vorwärts gehen. In verschiedenen Hotels wird gefegt und gewienert, Geschäftsführungen überlegen sich, welche Sonderangebote sie offerieren, um Kunden anzulocken. Die meisten Läden haben bereits wieder aufgemacht und überlegen sich ihrerseits, wie Besucher in die Stadt geholt werden können.

RESTAURANTS Nach der Forderung des Wirtschaftsministers Eli Cohen, dass Res­taurants, Cafés und Bars nicht erst Ende Mai, sondern bereits in den kommenden Tagen Kunden empfangen dürfen, hoffen die Betreiber, dass schon bald wieder Leben in der Badestadt herrscht. Allerdings werden die ausländischen Gäste noch auf sich warten lassen. 2019 kamen sie in Scharen. Ende Dezember war der millionste Tourist auf dem neuen Ramon-Flughafen gelandet.

Die Inlandsflüge der heimischen Gesellschaft Arkia vom Ben-Gurion-Flughafen in die Stadt könnten sich während der Krise als Vorteil herausstellen. Denn solange die Israelis durch die Beschränkungen noch nicht ins Ausland dürfen oder es sich nicht mehr leisten können, ist Eilat eine der Destinationen im Land, die auch für Einheimische Urlaubsflair versprühen.

Derweil lockerte Israel die Quarantänebestimmungen für Rückreisende. Nach der Einreise aus dem Ausland dürfen sich Israelis statt eines zweiwöchigen Aufenthalts in den sogenannten Corona-Hotels nun wieder in Heimquarantäne begeben. Die Regierung billigte zudem ein Budget von sechs Millionen Schekel (1,5 Millionen Euro), um israelischen Staatsbürgern bei der Rückkehr aus dem Ausland zu helfen. Für Ausländer gilt weiterhin ein Einreiseverbot.

Die Behörden warnten allerdings, dass die Aufhebung der Beschränkungen und das Beleben der wirtschaftlichen Aktivitäten nur dann aufrechterhalten werden, solange die Zahl der Neuinfektionen unter 100 innerhalb von 24 Stunden bleibt. Bei Redaktionsschluss lag diese Zahl unter 20.

INITIATIVE Doch dass Israelis schon bald zumindest in einige Länder reisen dürfen und aus jenen auch Touristen ins Heilige Land kommen, verspricht eine internationale Initiative von sieben Ländern. Ins Leben gerufen wurde sie von Österreichs Kanzler Sebastian Kurz, der damit die Wirtschaft wiederbeleben will.

Bei allen beteiligten Ländern handelt es sich um solche, in denen der Corona-Ausbruch relativ verhalten war.

Bei allen beteiligten Ländern handelt es sich um solche, in denen der Corona-Ausbruch relativ verhalten war. Neben Israel und Österreich sind es Dänemark, Griechenland, die Tschechische Republik, Neuseeland und Australien. Die erste Sitzung der »immunen Länderallianz« fand vor einigen Tagen digital statt. »Unsere Länder haben früh und kraftvoll agiert und sind jetzt in einer besseren Position«, sagte Kurz nach dem Austausch mit den Staatschefs, darunter Ministerpräsident Netanjahu.

Während man vorhat, Neuigkeiten zu Wissenschaft und Medizin im Kampf gegen das Coronavirus auszutauschen, geht es auch darum, Grenzen zu öffnen und in naher Zukunft wieder gegenseitig Gäste einzuladen. Die Mitglieder einigten sich darauf, dass alle besondere Vorsichtsmaßnahmen treffen müssen, etwa das Tragen von Gesichtsschutz beim Reisen und in Geschäften, wie bereits in den Ländern umgesetzt. Eventuell soll auch vor einer Reise auf Covid-19 getestet werden.

Doch nicht allen gefällt die neue Allianz. Nach Berichten des »Wall Street Journal« hat Deutschland eine Einladung ausgeschlagen. Die Teilnahme würde den Ablauf in der Europäischen Union stören, und es sei außerdem noch zu früh, um über eine Öffnung von Grenzen zu sprechen. Die dänische Premierministerin Mette Frederiksen bestätigte, dass die EU ein sehr wichtiges Rahmenwerk sei. »Aber ich finde diese globale Allianz sehr ansprechend, gerade weil sie Länder aus der ganzen Welt zusammenbringt.« Und hoffentlich bald auch wieder internationale Touristen nach Eilat.

Meinung

Kein Symbol für den Frieden

Warum man bestimmte Israel-Ketten besser nicht tragen sollte

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Sexuelle Gewalt der Hamas

»Als wäre dein Blut billig ...«

Zum ersten Mal spricht ein männliches Vergewaltigungsopfer des Nova-Festivals öffentlich darüber, was ihm angetan wurde

von Sabine Brandes  26.07.2024

Washington D.C./Palm Beach

USA dringen auf Geisel-Deal - mahnende Worte an Netanjahu

Israels Regierungschef will nach Biden und Harris heute auch Trump treffen

 26.07.2024

USA

So war das Treffen zwischen Joe Biden und Benjamin Netanjahu

Auch die Bewerber für die Biden-Nachfolge trifft der Gast aus Israel

von Magdalena Tröndle  25.07.2024

Kommentar

Eine Schande für die Vereinten Nationen

Berlin muss endlich die Abberufung der UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese fordern

von Frank Müller-Rosentritt  26.07.2024 Aktualisiert

Europäisches Parlament

»Zittert. Das hier ist nur der Anfang«

Die frisch gebackene französische Abgeordnete Rima Hassan hetzt gegen Israel

von Michael Thaidigsmann  25.07.2024

Olympische Spiele

Israels Außenminister Katz warnt vor iranischem Anschlagsplan

Der Minister schrieb einen Brief an seinen französischen Amtskollegen

 25.07.2024

Gaza/Israel

Kämpfe vor Bergung von Leichen der Geiseln aus Tunnel in Chan Junis

Jetzt wird mehr zu den Umständen des Einsatzes bekannt

 25.07.2024

Meinung

Eine eindrucksvolle Abrechnung mit allen Hamas-Verstehern im Westen

Die Rede von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu vor dem US-Kongress war eine Lehrstunde für die überwiegend israelfeindlich eingestellte Weltöffentlichkeit

von Philipp Peyman Engel  25.07.2024 Aktualisiert