Nur wenige Tage, nachdem der Horror mit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 über Israel hereinbrach, bot es den verzweifelten Angehörigen Hilfe an: das Forum für die Familien von Geiseln, in dem hunderte von Freiwilligen die Angehörigen der verschleppten Menschen unterstützten. Jetzt schließt die gemeinnützige Organisation ihre Pforten und kündigte an, die Aktivitäten deutlich einzuschränken, da nur noch drei Familien zu unterstützen sind.
Noch immer in Gaza in der Gewalt der Hamas sind die getöteten Geiseln Dror Or, Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak. Das Forum werde seine verbleibenden finanziellen Mittel diesen Familien zur Verfügung stellen, die selbst über deren Verwendung entscheiden können.
Das Forum, geleitet sowohl von den Familien als auch von professionellen Managern, wurde zur offiziellen Stimme der meisten, wenn auch nicht aller Familien der 251 Geiseln, die am 7. Oktober entführt wurden, und setzte sich unermüdlich für deren Freilassung ein.
Aktuelle Arbeit umfasst hauptsächlich Suche nach Leichen
Auch die Massenkundgebungen, die fast jeden Samstag nach dem Ende des Schabbats veranstaltet wurden, sind damit zu Ende. »Der offizielle Kampf ist vorbei«, erklärte der Leiter der Strategie des Forums in »Times of Israel«. »Es gibt eine Einigung in Sachen Befreiung der Geiseln, die USA und Israel stehen dahinter.« Er merkte an, dass die aktuelle Arbeit im Fall der drei Geiseln hauptsächlich die Suche nach den Leichen umfasse und nicht die vom Forum geführten diplomatischen und kommunikativen Bemühungen.
Chorev merkte auch an, dass die Rückkehr der letzten 20 lebenden Geiseln am 13. Oktober einen deutlichen Rückgang der Spenden mit sich brachte. Als gemeinnützige, nichtstaatliche Organisation finanzierte sich das Forum laut Chorev in den letzten zwei Jahren ausschließlich durch Spenden in Höhe von insgesamt 35 bis 40 Millionen US-Dollar – ohne staatliche Unterstützung.
Das Forum begann bereits in den ersten Wochen nach dem Hamas-Angriff Kundgebungen zu organisieren, bei denen die Angehörigen der Geiseln die Regierung aufforderten, ihre Lieben nach Hause zu holen. Sie fanden immer auf dem Platz vor dem Tel Aviv Museum of Art statt, der in Geiselplatz umbenannt wurde. Dazu wurde das Hauptquartier in einem Bürogebäude um die Ecke eingerichtet, zur Verfügung gestellt vom Technologieunternehmen Checkpoint.
Das Forum bot den Familien der Geiseln und den Freiwilligen vielfältige Unterstützung an, darunter psychologische Betreuung, ganzheitliche Behandlungen und drei Mahlzeiten täglich, die von verschiedenen Technologieunternehmen und israelischen Gemeinden gespendet wurden.
Shira Gvili: »Der Kampf ist jetzt viel persönlicher geworden.«
Die Schwester von Ran Gvili, Shira, betonte, sie könne nachvollziehen, dass das Forum seine Aktivitäten einschränkt. »Man kann nicht ein ganzes Gebäude für drei Familien benutzen«, sagte die junge Frau in der Nachrichtensendung des Kanals 12. »Der Kampf ist jetzt viel persönlicher geworden.«
Die Hamas verzögert die Rückführung der verstorbenen Geiseln und behauptet, Schwierigkeiten bei der Suche nach den Leichen zu haben. Israel weist dies weitgehend zurück und wirft der Hamas vor, Zeit gewinnen zu wollen. Offizielle Stellen der IDF räumen gleichzeitig aber ein, dass die Terrororganisation den Aufenthaltsort einiger weniger Leichen möglicherweise wirklich nicht kenne.
Die Entscheidung, das Forum in seiner jetzigen Form zu schließen, wird von einigen dennoch als Abkehr vom Motto der Organisation gesehen: »Bis zur letzten Geisel«. Chorev argumentiert, das Forum breche dieses Versprechen nicht, sondern passe sich lediglich der aktuellen Situation an. Man werde den verbleibenden drei Familien selbstverständlich weiterhin Unterstützung anbieten.
Regierungsnahes Tikwa-Forum will weitermachen
Derweil erklärte das Tikwa-Forum, eine Gruppe von Geiselfamilien, die der Regierung in Jerusalem nahestehen, es werde seine Arbeit fortsetzen, »bis die letzte Geisel nach Hause gebracht und die Hamas durch ein entschlossenes Vorgehen besiegt« sei.
Zudem wurde kürzlich eine neue Gruppe mit Namen »Organisation 255« gegründet. Sie ist nach den 255 Geiseln benannt, die zu Beginn des Krieges in Gaza festgehalten wurden (251 am 7. Oktober 2023 entführte und vier weitere) und will sich auch um die Belange ehemaliger Geiseln kümmern.