Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ist am Montagabend mit dem Augsburger Friedenspreis ausgezeichnet worden. Schuster reihe sich in den Kreis der Preisträger ein, die zeigten, wie viel Kraft in persönlicher Haltung und Engagement stecke, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) laut Manuskript bei der Preisverleihung. Auch Schuster verurteilte in seiner Dankesrede den wachsenden Antisemitismus sowie einseitige Schuldzuweisungen an Juden und Israel im Gaza-Krieg.
Für fairen Blick auf Israel
Schuster sagte laut Manuskript, dass der Augsburger Friedenspreis für ihn ein Aufruf zum Handeln sei. »Denn Frieden entsteht nicht durch nette Worte und schon gar nicht durch betretenes Schweigen.« Frieden könne nur entstehen, wenn nicht mehr die Aggressoren mit den Angegriffenen verwechselt würden. »Ich würde mir wünschen, dass wir fair auf Israel blicken, ohne Schaum vor dem Mund«, sagte Schuster.
Er verstehe, dass der Gaza-Krieg die Menschen aufgewühlt habe. »Die Bilder der Zerstörung sind schrecklich, das Leiden der palästinensischen Zivilbevölkerung auch.«
Appell für friedvolles Miteinander
Der mit 12.500 Euro dotierte Friedenspreis wird seit 1985 von der Stadt Augsburg und der bayerischen evangelischen Landeskirche, in der Regel alle drei Jahre, für Verdienste um ein tolerantes und friedvolles Miteinander von Kulturen und Religionen vergeben. Bisherige Preisträger waren etwa Altbundespräsident Richard von Weizsäcker und der russische Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow.
Der Name des Preisträgers oder der Preisträgerin wird traditionell am 8. August, dem Tag des Augsburger Friedensfestes, bekannt gegeben. Das Fest wird seit 1650 jedes Jahr gefeiert. Am 8. August 1629 wurde den Protestanten in Augsburg die Ausübung ihres Glaubens untersagt. Erst im Westfälischen Frieden 1648 erlangten sie die Gleichstellung mit der katholischen Kirche. epd