Unter den 251 am 7. Oktober 2023 von der Hamas nach Gaza verschleppten Menschen aus dem Süden Israels war auch der 84-jährige Dichter Amiram Cooper. Am frühen Morgen zerschossen die Terroristen die Eingangstür seines Zuhauses und entführten ihn und seine Frau Nurit aus ihrem geliebten Kibbuz Nir Oz. Anders als ihr Mann kam Nurit nach zwei Wochen in den Terrortunneln unterhalb des Gaza-streifens wieder frei.
Amiram und Nurit wurden zusammen mit fünf anderen Kibbuz-Mitgliedern im selben Raum im Untergrund gefangen gehalten. Während der gesamten Gefangenschaft sei es ihnen unmöglich gewesen, zu erkennen, ob es Tag oder Nacht war, berichtete ihr Sohn später. Am 3. Juni 2024 bestätigte die israelische Armee aufgrund von Geheimdienstinformationen, dass Amiram Cooper und die drei weiteren Geiseln Nadav Popplewell (51), Chaim Peri (79) und Yoram Metzger (80) im Gazastreifen von der Hamas ermordet worden waren.
Wirtschaftswissenschaftler und Dichter
Cooper wurde 1938 in Haifa geboren. Als 19-Jähriger kam er nach Nir Oz und ging nie wieder fort. Er baute den Kibbuz mit auf, gründete eine Familie und sah die Besiedlung der westlichen Negevwüste als seine Lebensaufgabe an. Von Beruf Wirtschaftswissenschaftler arbeitete Cooper viele Jahre als Chefökonom der Region Ma’on. In seiner Freizeit schuf er mehr als sechs Jahrzehnte lang Lieder und Gedichte, veröffentlichte mehrere Lyrikbände. Für die Musik seiner Lieder arbeitete er oft mit anderen Kibbuz-Mitgliedern zusammen. Er verfasste auch Theaterstücke und Artikel zu den Themen Politik und Wirtschaft.
1980 dichtete er anlässlich des 25. Jahrestages der Gründung von Nir Oz ein »Liebeslied«, und seine Worte klingen heute fast wie eine Prophezeiung: »Wo ist das Lied / Lied der Liebe / Verborgen im Grau des Herbstes / Warum verblasst das Grün auf den Zweigen / und wirft fallende Blätter ab / Durch die stürmischen Straßen / und die Bäume stehen gebeugt / Es geht mit Trauer / und sucht den Frühling zum Blühen.«