Gaza

»Elkana hat aufgehört, zu essen und zu trinken«

Yosef-Haim Ohana (l.) und Elkana Bohbot sind seit 19 Monaten Geiseln der Hamas. Foto: Screenshot

Ein neues verstörendes Propagandavideo von zwei israelischen Geiseln in der Gewalt der Terrororganisation Hamas ist am Samstagabend veröffentlicht worden. Darin sind Yosef-Haim Ohana und Elkana Bohbot zu sehen. In der Aufnahme sitzt Ohana neben Bohbot auf dem Boden, der unter einer Decke liegt und zu schlafen scheint.

Die Familien der beiden Geiseln haben den Medien die Erlaubnis für die Veröffentlichung erteilt. Das Video wurde mit großer Wahrscheinlichkeit von ihren Entführern diktiert. Es ist eine grausame Zurschaustellung des Leids von zwei Menschen, die seit einem Jahr und sieben Monaten von der Hamas unter unvorstellbar furchtbaren Zuständen festgehalten werden.

»Ich bin Gefangener Nummer 21. Dies ist Gefangener Nummer 22«, sagt der 24-Jährige Yosef-Haim und zeigt auf den Mann neben ihm. »Sein medizinischer und psychischer Zustand ist sehr schwierig. Seitdem wir hörten, dass der Krieg noch weitergeht, wurde uns klar, wie gefährlich er für unser Leben ist.«

Die Geisel Elkana Bohbot verletze sich ständig selbst

Dann gibt Ohana einen schockierenden Bericht, dass seine Mitgeisel ständig versuche, sich selbst zu verletzen. »Vor ein paar Tagen hat er versucht, sich selbst zu verletzen. Ich bin zusammen mit einem Kassam-Kämpfer auf ihn gesprungen, um ihn davon abzuhalten. Daraufhin hat er versucht, auch uns zu verletzen.« Er sagt, er habe auch beschlossen, nichts mehr zu essen, »denn das Schicksal meines Freundes ist mein Schicksal, und unser Schicksal liegt in euren Händen«.

»Wie konnte es so weit kommen?«, fragt Ohana verzweifelt. »Unser Leben ist in höchster Gefahr, jede Minute zählt!« Die beiden hätten jegliche Hoffnung verloren. »Wir können nicht einmal schlafen. Gefangener 22 weigert sich, zu essen und zu trinken. Er kann nichts tun, außer tagzuträumen und an seinen Sohn Reem und seine Frau Rivka zu denken. Er kann nichts tun. Er ist völlig handlungsunfähig«, so Ohana. Der 36-jährige Elana ist Vater eines Sohnes.

Dann fordert Ohana die israelische Regierung auf, den Krieg zu beenden. »Wie kann dieser Krieg noch andauern? Wie kann er noch nicht zu Ende sein? Was muss geschehen, was noch nicht geschehen ist? Was muss getan werden, was noch nicht getan wurde?«

Yosef-Haim Ohana: »Ein ganzes Land will, dass dieser Albtraum endet.«

Ein ganzes Land wolle, dass dieser Albtraum endet, so der junge Israeli weiter. »Von nun an liegt jeder vergossene Tropfen Blut, jede weitere Verschlechterung, die Sie mit eigenen Augen sehen, in Ihren Händen. Es liegt nur in den Händen der Entscheidungsträger.«

Er wendet sich auch an die Piloten der israelischen Armee und fragt, wie sie weiterhin Luftangriffe im Gazastreifen durchführen können, wenn sie wissen, dass dies die Geiseln und die palästinensische Zivilbevölkerung gefährden könnte. »Was sagen Sie Ihren Familien? Was sagen Sie unseren Familien?«, fragt er.

Sara Netanjahu sorgte für Entsetzen bei Geiselfamilien

Schließlich fragt er sogar direkt die Ehefrau des Premierministers, Sara Netanjahu, wie viele Geiseln noch am Leben seien. In der vergangenen Woche hatte sie für Schlagzeilen und für Entsetzen bei den Geiselfamilien gesorgt, als sie während eines Treffens in der Knesset die Zahl von lebenden Entführten, die ihr Mann vortrug, nach unten korrigierte. Yosef-Haim klagt an: »Sara Netanjahu, wie viele von uns sollen lebend nach Hause kommen oder sterben. 10, 15 … 20, weniger als 20?«

»Genug! Es ist Zeit aufzuhören! Die Zeit läuft ab«, beendet er seinen Appell. Das Hamas-Propagandavideo endet mit der Animation einer Uhr mit rotierenden Zeigern und den darüber eingeblendeten Worten »Nur ein Waffenstillstandsabkommen bringt sie lebend zurück« auf Arabisch, Hebräisch und Englisch.

Noch immer sind 59 Geiseln in der Gewalt der Hamas im Gazastreifen und werden unter unmenschlichen Bedingungen in den Tunneln unterhalb der Enklave festgehalten. Die Terrororganisation weigert sich, die Menschen freizugeben. Die israelischen Sicherheitskräfte nehmen an, dass 35 von ihnen tot sind.

Untersuchungskommission

7. Oktober: Netanjahu-Regierung will sich selbst untersuchen

Die Regierung Netanjahu hat auf Druck des Obersten Gerichts nach mehr als zwei Jahren einer Untersuchung der Versäumnisse, die zum 7. Oktober geführt haben, zugestimmt. Allerdings will man das Gremium und den Untersuchungsumfang selbst bestimmen

 16.11.2025 Aktualisiert

Tierschutz

Hilfe für die Straßentiger

In Israel leben schätzungsweise eine Million streunende Katzen. Eine Studie der Hebräischen Universität zeigt, warum das Füttern der Vierbeiner auch Nachteile haben kann

von Sabine Brandes  16.11.2025

Geiseln

»Ich bin immer noch seine Verlobte«

Wenige Monate bevor Hadar Goldin 2014 von der Hamas ermordet und sein Leichnam in Gaza festgehalten wurde, hatte er sich verlobt. Wie geht es seiner damaligen Braut heute, da Goldin endlich nach Hause gekommen ist?

 16.11.2025

Jerusalem

Nach Streit: Zionistischer Weltkongress einigt sich

Zwei Wochen lang zogen sich die Verhandlungen in dem globalen jüdischen Gremium hin. Nun gibt es ein Abkommen, das der Mitte-links-Block als Sieg für sich wertet

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Gaza

Hamas kontrolliert zunehmend wieder den Lebensmittelmarkt

Zu dem Versuch der Hamas, ihre Macht in Gaza wieder zu stärken, gehören auch Überwachung und Sondergebühren, so ein Agenturbericht

 16.11.2025

Israel

Haie vor Hadera

Warmes Abwasser aus einem Kraftwerk lockt im Winter die Fische an die Küste. Wissenschaftler fordern nun einen saisonalen Schutz, um gefährliche Begegnungen zwischen Mensch und Tier zu vermeiden

von Sabine Brandes  15.11.2025

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Geiseldeal

Hamas übergibt Leichnam von Meny Godard

Der 73-jährige Großvater wurde am 7. Oktober im Kibbuz Be’eri von Terroristen der Hamas ermordet und in den Gazastreifen entführt

 14.11.2025