Israel-Boykott

Eiscreme und Politik

»Ich habe mir ein anderes Eis bestellt – boykottfrei und auch noch viel leckerer«, sagt Israels Finanzminister Avigdor Lieberman. Foto: Flash 90

In Israel ist die Empörung groß. Am Montag hatte der weltberühmte amerikanische Eiscremehersteller »Ben & Jerry’s« angekündigt, sich aus den »besetzten palästinensischen Gebieten« im Westjordanland und Ost-Jerusalem zurückzuziehen. Das Unternehmen halte es für »nicht vereinbar mit unseren Werten«, sein Eis weiterhin in diesen Gebieten zu verkaufen, hieß es in einer Mitteilung.

KERNLAND Man werde den Vertrag mit den beiden israelischen Lizenznehmern in Yavne und Beer Tuvia, wo »Ben & Jerry’s« für den israelischen Markt hergestellt wird, nicht verlängern. Der Vertrag läuft Ende kommenden Jahres aus. Im israelischen Kernland werde man aber weiterhin präsent sein, so das Unternehmen. »Ben & Jerry’s« gehört zum Konzern Unilever, einem der größten Lebensmittelhersteller der Welt.

»Dies ist eine beschämende Kapitulation vor Antisemitismus und der BDS-Bewegung.«

Außenminister Yair Lapid

Der israelische Lizenznehmer wandte sich ebenfalls mit einer Stellungnahme an die Öffentlichkeit: »Wir fordern die israelische Regierung und die Verbraucher auf, diesen Boykott Israels nicht zu unterstützen. Dies ist ein beispielloser Schritt seitens der Muttergesellschaft Unilever und Ben & Jerry’s Global. Eiscreme hat nichts mit Politik zu tun. Wir rufen die Israelis auf, weiterhin israelische Produkte zu kaufen, die Hunderte von Arbeitern in der südlichen Region unterstützen.«

KAPITULATION Auch Politiker meldeten sich umgehend zu Wort. Sie sehen den angekündigten Rückzug des Eiscremeherstellers als Kapitulation vor der BDS-Bewegung. Premierminister Naftali Bennett bezeichnete die Entscheidung von »Ben & Jerry’s« als Fehler – »ein moralischer Fehler, und ich glaube, es wird sich auch als geschäftlicher Fehler herausstellen« – und versprach, »mit aller Kraft« gegen diesen Boykott zu kämpfen.

In einem Gespräch mit dem Geschäftsführer des Mutterkonzerns Unilever, Alan Jope, habe Bennett diesen darauf hingewiesen, dass es sich um einen »eindeutig anti-israelischen Schritt« handle, der »schwerwiegende rechtliche und andere Folgen« habe, teilte der Premier am Dienstag mit.

SANKTIONEN Außenminister Yair Lapid verurteilte den Schritt als »beschämende Kapitulation vor Antisemitismus und der BDS-Bewegung«. Lapid kündigte an, er werde die 35 US-Bundesstaaten, die Anti-BDS-Gesetze erlassen haben, dazu auffordern, diese Gesetze auf »Ben & Jerry’s« anzuwenden. Bereits am Montagabend schickte der israelische Botschafter in den USA, Gilad Erdan, Briefe an die Gouverneure dieser Staaten mit der Bitte, Sanktionen gegen »Ben & Jerry’s« zu verhängen.

Oppositionsführer Benjamin Netanjahu schrieb auf Twitter: »Jetzt wissen wir Israelis, welche Eissorte wir nicht kaufen sollten.« Und Finanzminister Avigdor Lieberman veröffentlichte auf seiner Facebook-Seite ein Foto von sich, wie er ein Eis isst, mit dem Kommentar: »Ich habe mir ein anderes Eis bestellt – boykottfrei und auch noch viel leckerer.«

Israel

Antisemitismus-Beauftragter wirft Sophie von der Tann Verharmlosung der Hamas-Massaker vor

Die ARD-Journalistin soll in einem Hintergrundgespräch gesagt haben, dass die Massaker vom 7. Oktober eine »Vorgeschichte« habe, die bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückreiche

 25.11.2025

Ramallah

Nach Hammer-Angriff auf Israeli - mutmaßlicher Täter getötet

Vor mehr als einem Jahr kam ein israelischer Wachmann im Westjordanland bei einem Angriff ums Leben. Seitdem haben israelische Sicherheitskräfte nach dem flüchtigen Täter gesucht

 25.11.2025

Waffenruhe

Hamas-Terroristen übergeben mutmaßliche Geisel-Leiche

Die Terroristen müssen noch die sterblichen Überreste von drei Geiseln übergeben

 25.11.2025

Wetter

Sturzfluten in Israel

Nach extremer Hitzewelle bringen erste heftige Stürme und Niederschläge Überschwemmungen im ganzen Land

von Sabine Brandes  25.11.2025

Hochzeit des Jahres

Hochzeit des Jahres

Daniel Peretz und Noa Kirel haben sich getraut

von Nicole Dreyfus  24.11.2025

Gesellschaft

Familienforum für Geiseln schließt seine Pforten

Nach mehr als zwei Jahren des unermüdlichen Einsatzes der freiwilligen Helfer »ist der Kampf vorbei«

von Sabine Brandes  24.11.2025

Meinung

Der Weg zum Frieden in Nahost führt über Riad

Donald Trump sieht in Saudi-Arabien zunehmend einen privilegierten Partner der USA. Die Israelis müssen gemäß dieser neuen Realität handeln, wenn sie ein Abkommen mit dem mächtigen Ölstaat schließen wollen

von Joshua Schultheis  24.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  24.11.2025

Sderot

Zweitägiges iranisches Filmfestival beginnt in Israel

Trotz politischer Spannungen will das Event einen Dialog zwischen Israelis und Iranern anstoßen

von Sara Lemel  24.11.2025