Gazakrieg

Einseitige Waffenruhe

Israels ehemaliger Staatspräsident Schimon Peres bei einem Besuch im Soroka-Krankenhaus Foto: Flash 90

Seit 15 Uhr schweigen die Waffen. Zumindest auf einer Seite. Das Kabinett in Jerusalem hatte am frühen Mittwochnachmittag eine humanitäre Feuerpause bis 19 Uhr beschlossen. Doch schon vier Minuten nach 15 Uhr schrillten die Sirenen wieder in Aschkelon, Aschdod und anderen südlichen Gemeinden. Es ist der 23. Tag der israelischen Militäroperation »Protective Edge«. Immer noch befinden sich Bodentruppen im Gazastreifen, um die Tunnel der Hamas zu zerstören. Und noch immer schießt die Terrorgruppe täglich Raketen auf das israelische Kernland.

»Die Waffenpause bezieht sich nicht auf die Gegenden, in denen das Militär momentan präsent ist«, heißt es in einer Erklärung der israelischen Armee (IDF). Die Hamas indes akzeptierte den unilateralen Beschluss nicht und feuerte weiter. Auch Tel Aviv und Jerusalem waren im Visier der Hamas.

Schule Am Morgen war Israel beschuldigt worden, eine Schule der Vereinten Nationen beschossen zu haben. 15 Menschen seien bei dem Angriff ums Leben gekommen, 90 verletzt worden, behaupten Menschenrechtsorganisationen im Gazastreifen. Die IDF erklärte, dass aus der Umgebung der Schule auf israelische Soldaten geschossen worden sei und diese dann auf das Feuer geantwortet hätten. Das Gesundheitsministerium in Gaza gab an, dass mittlerweile mehr als 1300 Menschen während der Operation ums Leben gekommen sind.

Nachdem gestern bei zwei blutigen Attacken der Hamas zehn Soldaten getötet worden waren, ist die Zahl der Opfer auf israelischer Seite auf 53 Soldaten und drei Zivilisten angestiegen.

Während das Sicherheitskabinett am Mittwoch noch kein Ende der Gefechte in Aussicht stellte, mehren sich die Stimmen in Israel, die fordern, die Kämpfe einzustellen. Am Mittwoch erklärte der ehemalige Staatspräsident Schimon Peres bei einem Besuch von verletzten Soldaten im Soroka-Krankenhaus, der Krieg habe sich erschöpft, und man müsse nun einen Weg finden, ihn zu beenden. Anschließend erläuterte Peres, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sei die einzige legitime Regierung in Gaza. »Das Beste würde sein, Gaza an Abbas zurückzugeben.«

Köpfe Ex-Mossad-Chef Danny Yatom beklagte in der Internetzeitung »Times of Israel«, dass die Operation jetzt »ins Nichts führt«. Die Welt verlange von Israel einen Waffenstillstand, die Regierung in Jerusalem wolle das ebenso – bekomme jedoch keinen. Das Einzige, was von der Hamas noch übrig sei, sei ihre Führung. Yatom schlug deshalb vor, Israel solle nun die Köpfe der extremistischen Vereinigung ins Visier nehmen.

Das wäre ganz im Sinne von Finanzminister Yair Lapid. Auf die martialischen Worte des Anführers vom militärischen Flügel der Hamas, Muhammed Deif, dass »israelische Soldaten den Tod in Gaza finden«, erwiderte Lapid: »Deif ist seit Wochen im Untergrund – und dort wird er auch bleiben, denn früher oder später ist er ein toter Mann.«

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