Jerusalem

Eine Herzensangelegenheit

Bunter Empfang: Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt mit Jerusalemer Schulkindern Foto: dpa

Oft sind es die kleinen Gesten, die hängen bleiben. Eine Handbewegung, ein Gesichtsausdruck. So war es auch am Tag eins des Besuches von Bundespräsident Joachim Gauck in Israel. Sein erster offizieller Staatsbesuch führt ihn ins Heilige Land. Es sei ihm eine Herzensangelegenheit gewesen, so früh nach seiner Amtsübernahme nach Israel zu reisen, hatte er wissen lassen. Und das wollte er die Israelis spüren lassen.

Im jüdischen Staat wurde das klare Zeichen, das Gauck dadurch setzte, durchweg positiv aufgenommen. Präsident Schimon Peres persönlich hatte die Reise vom Antrittsbesuch zur offiziellen Staatsvisite aufgewertet. Mit militärischen Ehren und allem, was das israelische Protokoll zu bieten hat, wurde der Gast aus Deutschland bei seiner viertägigen Reise begrüßt.

Am Mittwoch wird Gauck auch mit Regierungschef Benjamin Netanjahu, anderen Vertretern der Regierung sowie der Opposition zusammentreffen. Außerdem besucht er Überlebende des Holocaust. Am Donnerstag führt ihn seine Reise dann in die palästinensischen Gebiete.

Hymne Die tiefe Ergriffenheit des Bundespräsidenten beim Erklingen der deutschen und israelischen Nationalhymne während des Empfanges vor Peres‘ Amtssitz wurde besonders wahrgenommen. Der israelische Präsidentenkollege würdigte seinen Besucher, »der sein ganzes Leben für die Freiheit gekämpft hat und immer geleitet war von seinem Gewissen«.

Gauck betonte, wie emotional dieser Moment für ihn sei, »70 Jahre nach dem von Deutschen am jüdischen Volk begangenen Menschheitsverbrechen der Schoa komme ich als höchster Vertreter der Bundesrepublik hierher«. Er spüre die Verantwortung und dankte Israel, dass nach dem Holocaust eine Versöhnung möglich war. »Das geschah, weil Israel uns Vertrauen geschenkt hat.«

Ohne Wenn und Aber bekannte er sich zu Israel und dessen Recht auf Existenz: »Das Eintreten für die Sicherheit und das Existenzrecht Israels ist für die deutsche Politik bestimmend.« Auf Dauer, sei er überzeugt, werde dieses nur durch eine von beiden Konfliktparteien direkt verhandelte Zwei-Staaten-Lösung möglich sein, erklärte er in Bezug auf die eingefahrenen Friedensverhandlungen mit den Palästinensern.

Am Morgen hatte Gauck einen Kranz auf dem Grab von Theodor Herzl, dem Begründer des Judenstaates, in Jerusalem niedergelegt. Später besuchte er Yad Vashem, an seiner Seite Lebensgefährtin Daniela Schadt. Während des Rundganges durch die Ausstellung, die Halle der Namen und bei der Zeremonie zum Entzünden der ewigen Flamme des Gedenkens war der Bundespräsident sichtlich ergriffen.

Dabei handelte es sich nicht um seinen ersten Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte. Dieses Mal aber war er nicht als Privatperson hier, sondern als oberster Vertreter Deutschlands. Die Tatsache, dass er auch als Staatsrepräsentant Gefühle zeigt, kommt in Israel an. »Das ist ein Mensch«, sagen die Leute, die seinen Besuch verfolgen.

Balanceakt Die Erwartungen der Israelis sind hoch. Umso höher, als in jüngsten Umfragen zwei Drittel der Deutschen »Israel als aggressiven Staat« bezeichnen, die Sympathien für den jüdischen Staat scheinen also zu schwinden. Die israelischen Gesprächspartner wollen wissen, warum das so ist, und mehr noch konkrete Handlungsversprechen, wie dieses Problem anzugehen ist. Ein Balanceakt. Auch andere kritische Themen wird Gauck nicht umgehen können: die atomare Bedrohung durch den Iran etwa oder das Hetz-Gedicht des deutschen Schriftstellers Günter Grass.

Zu einigen Themen bezog er vorab in einem ausführlichen Interview mit der liberalen Tageszeitung Haaretz Stellung: »Aus den Abgründen seiner Geschichte kommt Deutschland eine einzigartige Verantwortung zu. Wachsende Ressentiments gegenüber Israel sind zwar nicht allein ein deutsches Phänomen, aber wir Deutsche sollten uns besonders kritisch fragen: In welchem Geist urteilen wir über israelische Politik? Doch bitte nur im Geist der Freundschaft. Da ist durchaus auch Platz für Kritik, nicht aber für Vorurteil.«

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Waffenruhe

Hamas und Islamischer Dschihad wollen Geisel-Leichnam übergeben

Die Terroristen haben noch die sterblichen Überreste von vier Geiseln in ihrer Gewalt

 13.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Westjordanland

Israel: Rund 40 Hamas-Mitglieder in Betlehem festgenommen

Israelische Einsatzkräfte wollen Anschlagspläne mit möglicherweise vielen Toten gestoppt haben: Was hinter der Festnahme Dutzender Hamas-Mitglieder steckt

 13.11.2025

Westjordanland

Jüdische Siedler zünden Moschee an

Nur einen Tag nachdem Israels Präsident Herzog und hochrangige Vertreter der Armee Angriffe gewalttätiger Siedler verurteilt hatten, schlugen diese wieder zu

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025

Israel

Ministerpräsident Voigt besucht Yad Vashem

Thüringens Regierungschef Mario Voigt (CDU) bereist noch bis Donnerstag Israel. Der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hinterließ bei ihm am Mittwoch tiefe Eindrücke

 12.11.2025

Einmischung

Trump fordert Begnadigung Netanjahus

Israels Regierungschef Netanjahu steht wegen Betrugs, Bestechung und anderer Vorwürfe vor Gericht. Israels Präsident müsse ihn begnadigen, forderte nun US-Präsident Trump - damit er das Land vereinen könne

 12.11.2025

Medien in Israel

Verteidigungsminister Katz will Armeesender abschalten

Der Verteidigungsminister beruft sich auf angebliche Beschwerden, das Radio »schade der Moral«

 12.11.2025