Schmuggel

Ein Löwenbaby per Drohne

Nachdem ein Löwenjunges gefunden wurde, verdächtigte die Polizei einen Schmugglerring. Foto: Getty Images

Schmuggel

Ein Löwenbaby per Drohne

Israelische Behörden sind in der Negevwüste einem offenbar groß angelegten illegalen Handel mit exotischen Tieren auf der Spur. Sogar Giraffen sollen dabei sein

von Sabine Brandes  16.06.2025 17:57 Uhr

Eine von Israels vielen Start-up-Ideen ist es, Waren mithilfe von Drohnen zu liefern. Eine Pizza für den TV-Abend, die Blumen für das Date oder sogar der Großeinkauf sollen so schon bald bis vor die Haustür gebracht werden. Doch dass tatsächlich exotische Tiere mit solchen Fluggeräten durch die Luft über die Grenze nach Israel geschickt werden, schockiert nicht nur die Sicherheitsbehörden.

Denn in den vergangenen Monaten haben sie in groß angelegten Aktionen gleich mehrere solcher Tiere, darunter junge Löwen und zahlreiche Affen, gerettet, die man vor allem in den Beduinengemeinden in der Negevwüste gefunden hat, aber auch im Zentrum des Landes. In einer gemeinsamen Erklärung warnen Beamte von Polizei sowie Natur- und Parkbehörde, dass dies nur die Spitze des Eisbergs sei. Sie gehen von einem größeren Schmugglerring aus, der sich auf den illegalen Handel mit exotischen Tieren spezialisiert habe.

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Die Polizei hatte Ermittlungen eingeleitet, nachdem vor einigen Wochen ein Video viral gegangen war. Es zeigt Menschen, die in der Negevwüste mit einem ans Armaturenbrett geketteten Affen und einem Löwenjungen auf dem Schoß eines Beifahrers in einem Pkw posieren.

Kurz darauf wurde mitten in der Nacht ein Löwenjunges auf einem freien Feld in der Nähe der Stadt Kfar Kassem gesichtet. Grenzsoldaten und Kriminalbeamte fingen das Tier in einer dramatischen Aktion ein und brachten es zu einer Zweigstelle der Natur- und Parkbehörde, wo es von Tiermedizinern untersucht und dann an den Zoo in Kiryat Motzkin weitergegeben wurde.

Zur gleichen Zeit wurden zwei Affen entdeckt, einer in einer Schule in der Beduinenstadt Tel Sheva, der andere in der Nähe der Großstadt Beer Sheva. Es seien vor allem Geheimdienstinformationen gewesen, die zur Aufdeckung der Fälle geführt hätten, so die Polizei. Sie würden zeigen, dass wilde Tiere sowohl in dicht besiedelten Gemeinden als auch in abgelegenen Gebieten gehalten werden, was die Suche nach ihnen besonders schwierig mache.

Hyänen und Affen

In den Wochen darauf wurden landesweit 29 Affen, darunter mehrere Meerkatzen, und vier Löwenjunge gerettet und beschlagnahmt. Und Mitte Mai fand die Polizei bei einer Razzia in Beit Sira, einem arabischen Dorf nahe Modiʼin, neben mehreren Berggazellen auch einige Hyänen, weitere Affen sowie seltene exotische Vögel. Drei Personen, ein Vater und zwei seiner Söhne, wurden vorläufig festgenommen.

Die Tiere würden nun umfassende Pflege erhalten, denn einige befänden sich in einem bedenklichen Gesundheitszustand, so die Behörden weiter. Der Affe, der in Tel Sheva ausfindig gemacht wurde, ist mittlerweile tot. Die Natur- und Parkbehörde ruft alle Personen, die mit dem Affen in Kontakt gekommen sind, dazu auf, sich dringend auf Tetanus testen zu lassen.

Auf dem Schwarzmarkt bringen manche Wildtiere bis zu 25.000 Euro.

Nach Einschätzung der Polizei wurden die Tiere außerhalb Israels gekauft oder von Wildtierhändlern ins Land geschmuggelt, da sie als wertvolle »Ware« angesehen würden. Auch gälten sie in der beduinischen Gesellschaft immer wieder als Statussymbol. Der Preis für ein Löwenjunges liegt auf dem Schwarzmarkt zwischen 18.000 und 25.000 Euro, während seltene Affen je nach Rasse und Alter einige Tausend bis zu 20.000 Euro kosten.

Nun weiten die Ermittler ihre Aktivitäten aus, um andere Tiere aufzuspüren – und zwar nicht nur Affen und Löwenjunge. In einem der von ihnen gefundenen Online-Videos heißt es sogar: »Giraffe zu verkaufen, beste Gelegenheit!« Dazu werden mehrere Giraffenjunge in einem Käfig gezeigt. Die Macher des Videos erklären, dass »Lieferungen« im ganzen Land möglich seien. Die Polizei schließt nicht mehr aus, dass sich bereits größere oder ausgewachsene Tiere in den Händen der Kriminellen befinden, da in den sozialen Medien mehrfach Videos aufgetaucht seien, in denen Giraffen im Negev zu sehen sind. Aufnahmen, die zeigen, wie die Tiere im Süden Israels umherstreifen, ohne dass es eine Erklärung dafür gibt, wie sie dorthin gelangt sein könnten, lösen bei den Ermittlern Fragen über das tatsächliche Ausmaß des Schmuggels aus.

»Es gibt Anlass zur Sorge, dass bereits auch große Tiere ins Land geschmuggelt wurden und sich in Privatbesitz befinden, vielleicht sogar ausgewachsene Raubkatzen«, heißt es in einer Erklärung der Polizei. Sie warnt, dass solche Wildtiere eine reale Gefahr für Menschen darstellen können. Amir Klein, Polizeidirektor für die Region Negev, erklärte: »Die Haltung von Affen und anderen exotischen Tieren in der privaten Zucht ist verboten und gilt als schweres Vergehen, das eine Bedrohung für Menschen darstellt. Auch die Tiere nehmen dabei erheblichen Schaden.« Ihre Haltung sei äußerst komplex, die Tiere bräuchten eine besondere Umgebung und Pflege, die eine Privatperson nicht leisten könne.

Über Ägypten und Jordanien nach Israel

Klein betont, dass man intensiv nach weiteren Verdächtigen suche. »Wir überwachen besonders aufmerksam die Beiträge in den sozialen Medien, um nach Israel geschmuggelte Tiere aufzuspüren.«

Die Frage, wie genau die Tiere ins Land kommen, scheint mittlerweile geklärt zu sein: So hätten die Beamten im Rahmen ihrer Ermittlungen zahlreiche Spezialdrohnen gefunden und vermuten daher, dass manche der Tiere über Ägypten und Jordanien ins Land eingeflogen wurden. »Derartige Fluggeräte sind teuer und müssen robust sein, um rund 70 Kilogramm tragen zu können«, so der Sprecher des Südbezirks, Chaim Bublil. »Früher gab es keine Drohnen, die ein solches Gewicht hätten befördern können, doch heute schon.« Sie würden schnell einige Hunderttausend Schekel kosten, weiß er zu berichten und ist überzeugt: Diese Drohnen könnten durchaus für den illegalen Transport von wilden Tieren benutzt worden sein.

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