Israel

Drei Anschläge in einer Woche

Dienstagabend in Bnei Brak: Rettungs- und Sicherheitskräfte am Ort des Terroranschlags Foto: FLASH90

Eine mörderische Anschlagsreihe erschüttert Israel. Innerhalb von einer Woche wurden in verschiedenen Städten elf Menschen getötet und Dutzende verletzt. Es ist die schlimmste Terrorwelle seit sechs Jahren. Zwei der Anschläge wurden von israelischen Arabern verübt, der Anschlag am Dienstagabend durch einen 26-jährigen Palästinenser aus dem Westjordanland.

Dabei wurden in der Stadt Bnei Brak fünf Menschen von dem Terroristen, der auf einem Motorrad durch die Straßen raste, wahllos erschossen. Ein Sanitäter des Rettungsdienstes Zaka sagte, der Anblick sei »erschütternd« gewesen.

Es starben der fünffache Vater Yaakov Shalom und zwei ukrainische Staatsangehörige, die mehrere Jahre in Israel lebten. Ihre Namen waren bei Redaktionsschluss nicht veröffentlicht.

menschenleben Amir Khoury, ein israelisch-arabischer Polizist, der zum Einsatz kam und wahrscheinlich zahlreiche Menschenleben rettete, wurde ebenfalls erschossen. Der 29-jährige Avishai Yehezkel schützte seinen zweijährigen Sohn mit seinem Körper, als er ermordet wurde. Das Kind überlebte unverletzt. Yehezkel hinterlässt auch seine schwangere Ehefrau und einen weiteren zweijährigen Sohn.

Nur zwei Tage zuvor waren bei einem Anschlag in der Küstenstadt Hadera zwei Grenzpolizisten getötet und sechs Menschen verletzt worden. Yazan Falah und Shirel Aboukrat waren erst 19 Jahre alt. Tausende gaben ihnen das letzte Geleit, darunter Politiker und hohe Polizeibeamte.

Nur zwei Tage zuvor waren bei einem Anschlag in der Küstenstadt Hadera zwei Grenzpolizisten getötet und sechs Menschen verletzt worden.

Die Terroristen, beide israelische Araber, galten als Unterstützer des IS. Sie wurden von zufällig anwesenden Polizisten erschossen. Die beiden jungen Soldaten wurden auf den Soldatenfriedhöfen ihrer Heimatorte Kisra-Sumei, einem drusischen Dorf in Galiläa, und der Küstenstadt Netanya beigesetzt.

»Es gibt keine schmerzhaftere Position, als vor dem Sarg eines jungen Mannes zu stehen, der von blutrünstigen terroristischen Extremisten ermordet wurde«, sagte Scheich Moafaq Tarif, geistliches Oberhaupt der Drusen in Israel. »Seine Eltern und Schwestern haben nur noch Bilder von einem jungen Mann und seinem bezaubernden Lächeln, dem sie nie wieder begegnen werden.«

Der Dienst bei der Grenzpolizei war ihr »großer Traum«, sagten Freunde über Shirel Aboukrat. Die junge Frau hatte 2006 mit ihrer Familie aus Frankreich Alija gemacht. Ihre Mutter rief am frischen Grab: »Shirel, wie habe ich dich nicht vor Schaden bewahren können? Ich will dich zurück, meine Tochter. Wach doch auf!«

beer sheva Am Dienstag der vergangenen Woche starben bei einer weiteren Attacke in Beer Sheva im Süden des Landes Menahem Yehezkel (67), Laura Yitzhak (43), Rabbi Moshe Kravitzky (50) und Doris Yahbas (49). Der Attentäter, ein Beduine aus der Negev-Wüste, wurde von Passanten erschossen. Mit bewegenden Worten verabschiedeten sich bei der Beerdigung die drei Töchter von ihrer Mutter, Laura Yitzhak. Die 16-jährige Efrat sagte unter Tränen: »Mama, ich kann nicht glauben, dass du weg bist, wie soll es ohne dich von hier aus weitergehen?«

Israels Regierungschef Naftali Bennett sagte nach dem Attentat von Bnei Brak: »Israel ist mit einer mörderischen arabischen Terrorwelle konfrontiert.« Man werde entschlossen und mit eiserner Faust dagegen vorgehen.

Die Hamas und der Islamische Dschihad im Gazastreifen sowie die Hisbollah im Libanon bejubelten die Taten. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte den letzten Anschlag, nachdem er zuvor tagelang geschwiegen hatte. Allerdings äußerte er sich erst, nachdem ihm Verteidigungsminister Benny Gantz eine »deutliche Botschaft« geschickt habe, wie israelische Medien berichten.

reaktionen Das Auswärtige Amt in Berlin zeigte sich schockiert: »Alle, die Verantwortung tragen und Einfluss haben, müssen diese Gewaltakte klar verurteilen, damit es nicht noch weiter eskaliert.« Auch der EU-Außenbeauftragte, Josep Borrell, verurteilte die Tat: »Wir stehen an der Seite Israels in dieser schwierigen Zeit.«

Am Wochenbeginn verhafteten der Inlandsgeheimdienst Schin Bet und die Polizei zwölf arabisch-israelische Verdächtige mit mutmaßlichen Verbindungen zum IS. Bennett wies die Sicherheitsdienste an, im Rahmen einer breit angelegten Kampagne alle Terrorverdächtigen ohne Anklageerhebung in Verwaltungshaft zu nehmen.

Er betonte, es handele sich um »eine neue Situation, die Anpassungen der Sicherheitsdienste an die Umstände erfordert, unter denen extremistische Elemente der arabischen Gesellschaft, geleitet von extremistischer, islamistischer Ideologie, Anschläge verüben und Menschenleben fordern«.

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