Es ist ein Krieg um die Existenz ihrer Heimat – davon ist der Großteil der Israelis überzeugt. Doch die Kosten der militärischen Auseinandersetzung mit dem Iran sind noch lange nicht absehbar. Zwölf Tage nach Beginn des Krieges werden erste Zahlen bekanntgegeben – an dem Tag, an dem ein Waffenstillstand verkündet und einige Stunden darauf vom Iran gebrochen wird.
Der Knessetabgeordnete Vladimir Beliak (Jesch Atid) ist Oppositionsvorsitzender im Finanzausschuss. Er kennt sich mit Zahlen aus. Bislang seien rund 35.000 Anträge wegen Vermögensschäden eingereicht worden, weiß er. »Die Schadenssumme beläuft sich schon jetzt auf rund sechs Milliarden Schekel, mit steigender Tendenz. Und es ist klar, dass dieser Betrag noch weiter in die Höhe schnellt.« Sechs Milliarden Schekel sind umgerechnet etwa eineinhalb Milliarden Euro.
Denn in den vergangenen Tagen habe es weitere Einschläge auf ein Kraftwerk im Süden des Landes, die Ölraffinerie Bazan, das Weizmann-Institut in Rechowot und viele weiteren Orte gegeben. Am Morgen des Waffenstillstands gab es in Beer Schewa einen direkten Einschlag, der ein ganzes Gebäude zerstörte. »Alles in allem ist es ein immenser Schaden für den Staatshaushalt.«
Jesch-Atid-Abgeordneter Vladimir Beliak: »Die Schadenssumme beläuft sich schon jetzt auf rund sechs Milliarden Schekel - und es ist klar, dass dieser Betrag noch weiter in die Höhe schnellt.«
Das Taub Center für sozialpolitische Studien in Israel veröffentlichte am Dienstag aktuelle Informationen, um die sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Krieges für die israelische Gesellschaft zu beleuchten.
Todesfälle und Verletzte
Seit Kriegsbeginn wurden 29 Israelis durch Raketenangriffe getötet. Die meisten Opfer waren Bewohner des israelischen Zentrums. »Wie schon zu Beginn des Gaza-Krieges am 7. Oktober 2023 muss das israelische Gesundheitssystem derzeit Tausende von Verletzten mit unterschiedlich schweren Verletzungen umfassend versorgen«, schreibt das Taub Center.
Seit Beginn der Operation im Iran wurden mehr als 3250 Menschen ins Krankenhaus eingeliefert, die meisten von ihnen in relativ leichtem Zustand. Derzeit befinden sich noch 201 Verletzte in israelischen Krankenhäusern, drei davon in ernstem Zustand. Die Städte mit den meisten Krankenhauseinweisungen sind Bat Yam (255), Tel Aviv (239) und Haifa (162).
Evakuierte und Sachschäden
Die ballistischen Raketenangriffe aus dem Iran verursachten in israelischen Städten erhebliche Schäden. Fast 11.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, einige vorübergehend, bis Reparaturen durchgeführt werden können, andere dauerhaft, da ihre Häuser unbewohnbar sind und abgerissen werden müssen, heißt es in dem Bericht. Mindestens 35 Gebäude sind irreparabel beschädigt.
Neben Wohngebäuden zielten die iranischen ballistischen Raketen auch auf öffentliche Gebäude und Einrichtungen. Das Soroka-Krankenhaus in Beer Schewa wurde direkt getroffen, wobei eine der Stationen erheblich beschädigt wurde. Eine weitere wichtige Einrichtung ist die Bazan-Ölraffinerienanlage in Haifa – ein Angriff, der zudem erhebliche Umweltrisiken birgt. Drei Mitarbeiter, die sich in einen Sicherheitsraum retten wollten, starben durch giftige Rauchentwicklung.
Am Weizmann-Institut für Wissenschaften in Rechowot wurden drei Forschungsgebäude direkt von einer Rakete getroffen, drei weitere Gebäude auf dem Gelände schwer beschädigt. Die Ergebnisse von jahrelanger und kostspieliger Forschung wurden vernichtet.
Kriegsbedingte Ausgaben
Die Kriegskosten bestehen hauptsächlich aus den Kosten für die Angriffe im Iran, die der Luftabwehr und die für die Reparatur der durch den Raketenbeschuss verursachten Schäden. »Unseren Schätzungen zufolge belaufen sich die gesamten Kriegskosten bisher auf rund 20 Milliarden Schekel«, so Taub. Umgerechnet sind das etwa fünf Milliarden Euro. Diese Summe könnte mehr als das Doppelte erreichen, sollte der Waffenstillstand zwischen Israel und dem Iran nicht halten.
Diese Kosten waren im Staatshaushalt für 2025 nicht berücksichtigt. Taub-Center: »Zusammen mit den gestiegenen Ausgaben aufgrund der anhaltenden Kämpfe im Gazastreifen stelle dies eine Mehrausgabe dar, die die Regierung zu einer Anpassung des Staatshaushalts für 2025 und einer Erhöhung des geplanten Defizits zwingen wird.«
Kreditkartenausgaben
Der Krieg beeinflusst auch das Konsumverhalten der israelischen Bevölkerung. Laut Daten der Banken habe es in der ersten Kriegswoche einen Rückgang der Kreditkartenkäufe um 27 Prozent im Vergleich zur Vorwoche gegeben. Eine Ausnahme bildet der Lebensmittelsektor, in dem die Einkäufe um 21 Prozent stiegen.
Einreisen
Schätzungen zufolge befanden sich zum Zeitpunkt der Militäroperation mehr als 120.000 Israelis im Ausland und konnten aufgrund der Sperrung des israelischen Luftraums vorerst nicht nach Israel zurückkehren, gibt das Taub-Center bekannt. Doch mittlerweile sind mit 64.000 mehr als die Hälfte zurückgekehrt. Von denen reisten rund 36.000 Menschen über Landgrenzübergänge, 23.000 über Flughäfen und 5.000 über Seehäfen nach Israel ein.