Israel

Die Gewalt eskaliert

Ein 20-jähriger israelischer Soldat, der am Montag in Tel Aviv bei einer Messerattacke schwer verwundet wurde, ist noch am Abend seinen Verletzungen erlegen. Der Angreifer war ein 18-jähriger Palästinenser aus Nablus im Westjordanland, der sich illegal in Israel aufhielt. Derzeit befindet er sich in Polizeigewahrsam. Der Mann stach am Tel Aviver Bahnhof Hahagana mehrfach auf sein Opfer ein und versuchte, ihm sein Maschinengewehr zu entwenden. Ein 50-jähriger Passant, der einschreiten wollte, wurde leicht verletzt und noch an Ort und Stelle medizinisch versorgt.

Die Polizei geht von einem politisch motivierten Terroranschlag aus. Die Hamas begrüßte die Attacke, ohne allerdings die Verantwortung dafür zu übernehmen. Die Terrororganisation rief dazu auf, weitere Anschläge auf Israelis zu unternehmen.

Am Montagnachmittag gab es eine weitere Messerattacke – diesmal im Westjordanland. An einer Bushaltestelle in der Nähe der jüdischen Siedlung Alon Schwut südlich von Jerusalem stach ein Palästinenser mit einem Messer auf Wartende ein. Eine 24-Jährige starb noch an Ort und Stelle durch Stiche in den Hals, zwei weitere Personen wurden verwundet. Ein 26-jähriger Mann erlitt Verletzungen am Bauch, ein 50-Jähriger im Gesicht. Der Täter wurde von Sicherheitskräften erschossen.

Ausschreitungen Die Anschläge geschahen nach einem Wochenende massiver Ausschreitungen in ganz Israel. Arabische Israelis demonstrierten überall im Land, in manchen Gegenden lieferten sich junge Männer heftige Straßenschlachten mit der Polizei. Steine und Molotowcocktails flogen. Bei einem Zwischenfall in dem arabischen Ort Kafr Kana war am Freitag ein 22-jähriger Araber von der Polizei erschossen worden. Am Sonntag brachen daraufhin immer mehr Proteste aus. Arabische Studenten an verschiedenen Universitäten des Landes forderten eine dritte Intifada.

Dutzende von jungen Frauen und Männern riefen vor der Tel Aviver Universität Parolen gegen die »Entweihung ihrer Heiligen Stätten«, schwenkten palästinensische Fahnen und hielten Schilder in die Luft, die Israel als »Terrorstaat« bezeichneten. Manche hatten auf ihre Plakate geschrieben: »Hamdan – rest in peace«. Auch in Haifa und Beer Sheva machten Protestierende ihrem Unmut Luft. Zu gewalttätigen Ausschreitungen kam es jedoch nicht.

polizeipatrouille Kheir Hamdan war am Freitag von einer Polizeipatrouille erschossen worden, die wegen der Ausschreitungen in Kafr Kana unterwegs war. Hamdan habe die Sicherheitskräfte mit einem Messer bedroht, heißt es. Der Offizier, der den tödlichen Schuss abgegeben hatte, sagte im Anschluss, dass er geglaubt habe, seine Kollegen seien in Lebensgefahr. Außerdem hätte er lediglich verletzen, nicht töten wollen. Eine Untersuchung des Vorfalls wurde eingeleitet.

Arabische Anführer riefen im Anschluss an den Tod des jungen Mannes zu einem Generalstreik im arabischen Sektor auf. Viele Geschäfte blieben daraufhin zu Wochenbeginn geschlossen. Steine flogen in mehreren Teilen des Landes, unter anderem auf der Autobahn eins zwischen Jerusalem und Tel Aviv. Ein Fahrzeug wurde in der Nähe der jüdischen Siedlung Maale Schomron in der Westbank frontal von Steinen getroffen. Die Fahrerin erlitt jedoch keine Verletzungen. Angehörige von Hamdan forderten einen Stop der Proteste, da sie befürchten, dass eine Eskalation weitere Leben kosten könne.

sicherheitsstufe In den Medien wird darüber spekuliert, ob die bereits seit Wochen andauernden Ausschreitungen in Jerusalem eine dritte Intifada bedeuten oder lediglich ein vorübergehendes Phänomen darstellen. Die meisten Sicherheitsexperten beharren darauf, dass die Proteste lediglich von kurzer Dauer seien. Allerdings erklärte die Polizei die Sicherheitsstufe zur zweithöchsten im ganzen Land. Fußballspiele zwischen jüdischen und arabischen Klubs, die für Samstagabend geplant waren, wurden vorsichtshalber abgesagt.

In Kafr Kana waren das ganze Wochenende über die Eingangsstraßen blockiert, es brannten Mülltonnen, Polizisten und Pressecrews wurden mit Steinen und Molotowcocktails beworfen. Tausende beklagten mit Märschen den Tod des jungen Kheir Hamdan. 29 Menschen wurden festgenommen. Erst am Sonntagabend gelang es der Polizei, die Situation zu beruhigen.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Geiseln

»Alon – du bist nicht allein«

Der israelisch-deutsche Doppelstaatsbürger Alon Ohel spielt auf dem Klavier, das eigens auf dem Platz der Geiseln für ihn aufgestellt wurde

von Sabine Brandes  20.11.2025

Gaza-Gefangenschaft überleben

»Wut zerstört dich«

Der nach mehr als zwei Jahren aus der Hamas-Gefangenschaft entlassene Avinatan Or hat eine zutiefst bewegende und motivierende Rede über Resilienz gehalten. Eine Dokumentation

von Avinatan Or  20.11.2025

Gespräch

»Der Kampf ums Überleben dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025

Israel

Späte Aufklärung

Der Oberste Gerichtshof erwirkt einstweilige Verfügung gegen die politische Untersuchungskommission der Regierung

von Sabine Brandes  20.11.2025 Aktualisiert

Wetter

Hitzewelle im November

In Israel werden Temperaturen erwartet, die deutlich über dem jahreszeitlichen Durchschnitt liegen

 20.11.2025 Aktualisiert

Nahost

Israels Armee greift Hisbollah-Gebäude im Libanon an

Vor einem Jahr trat die Waffenruhe in Kraft. Nun wirft Israel der libanesischen Terrorgruppe vor, sich neu zu strukturieren und aufzurüsten

von Cindy Riechau  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Weltall

Studie: Viele ferne Planeten könnten über Wasser verfügen

Israelische und amerikanische Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Himmelskörper Wasser direkt in ihrem Inneren produzieren

 19.11.2025