Krieg

»Die freie Welt muss an Israels Seite stehen«

Israelische Abwehrraketen treffen auf die Geschosse aus dem Iran Foto: Flash 90

Der Iran schickte am Dienstagabend fast zehn Millionen Menschen in Bunker und die Sicherheitsräume ihrer Häuser. Die Israelis versuchten, sich so gut es geht in Sicherheit zu bringen, als massive Salven ballistischer Raketen und Abfanggeschosse am Himmel über ihnen explodierten. Die israelische Armee gab an, dass »eine große Zahl« der 181 Raketen aus Teheran abgefangen worden sei.

Erstaunlicherweise forderte die iranische Attacke keine ernsthaften Opfer, obwohl viele Häuser im Zentrum des Landes durch Granatsplitter beschädigt wurden, einige davon durch Abfangraketen. Nach etwas mehr als einer Stunde hatte das Heimatfrontkommando Pikud Ha›Oref die Erlaubnis erteilt, dass die Menschen ihre geschützten Bereiche verlassen dürfen.

Ein Palästinenser im Westjordanland wurde getötet und zwei Israelis wurden durch herabfallende Granatsplitter und Trümmer verletzt, die in der Gegend Schäden angerichtet und Brände ausgelöst hatten.

Schockwellen und Schrapnelle beschädigen Häuser

Im Anschluss an die Raketensalven kursierten in den sozialen Medien Videos und Fotos einer Reihe von Kratern, die durch Einschläge verursacht wurden. Die Verwaltung der Stadt Hod Hasharon, ein Vorort von Tel Aviv, gab an, dass viele Häuser in der Stadt durch Schockwellen und Granatschrapnellen beschädigt wurden. Mehrere Häuser seien schwer getroffen, Dutzende weitere leicht. Eine Rakete traf eine Schule in Gadera in Zentralisrael. Fotos und Videos vom Tatort zeigten schwere Schäden am Schulgebäude, verletzt wurde niemand.

»Teheran hat einen großen Fehler gemacht und wird dafür bezahlen«, sagte Premierminister Benjamin Netanjahu am Abend und wandte sich auch direkt an das israelische Volk mit den Worten: »Steht zusammen. Gemeinsam werden wir in den schwierigen Tagen, die vor uns liegen, standhaft bleiben. Gemeinsam werden wir kämpfen und gemeinsam werden wir gewinnen.« Netanjahu erklärte weiter: »Der Angriff auf Israel ist fehlgeschlagen und wurde dank des israelischen Luftabwehrsystems – das modernste der Welt – vereitelt.« Er dankte auch den USA für ihre Unterstützung.

»Mit unseren militärischen Fähigkeiten, unserer Rüstungsindustrie, der Unterstützung unserer Verbündeten und insbesondere der Stärke unseres unglaublichen Volkes wissen wir, dass wir gewinnen werden. Auch wenn der Preis hoch ist«.

Außenminister Israel Katz tweete mehrfach Danksagungen an Menschen, die für Israel einstehen und dies auf den sozialen Medien teilen. »Das Ayatollah-Regime hat die rote Grenze überschritten. Israel wird nicht ruhig dabeistehen, im Angesicht der brutalen Attacke gegen seine Bürger. Die ganze freie Welt muss an Israels Seite stehen, und die Achse des Bösen stoppen, bevor es zu spät ist.«

UN-Chef in Israel nicht länger erwünscht

Katz erklärte anschließend UN-Generalsekretär Antonio Guterres zur persona non grata in Israel, weil der nach Ansicht des Außenminister die Angriffe nicht eindeutig genug verurteilt hatte. Guterres‹ hatte auf X folgende Botschaft: »Ich verurteile die Ausweitung des Nahostkonflikts mit einer Eskalation nach der anderen. Das muss aufhören. Wir brauchen unbedingt einen Waffenstillstand.«

»Wer den abscheulichen Angriff des Iran auf Israel nicht eindeutig verurteilen kann, verdient es nicht, israelischen Boden zu betreten«, meint Katz und fügte hinzu: »Dies ist ein antiisraelischer Generalsekretär, der Terroristen, Vergewaltiger und Mörder unterstützt.«

Präsident Issac Herzog richtete sich währenddessen an sein Volk, um Zuversicht zu vermitteln: »In diesen schweren Stunden möchte ich dem Volk Israels sagen, dass ich mich mit meinem Herzen ganz auf die Armee verlasse, die Geheimdienste und das Notfallpersonal.« Er habe keinen Zweifel daran, »dass wir zusammen mit unseren Partnern auf der ganzen Welt, natürlich den USA, diese Herausforderungen bestehen werden«.

Am Mittwochmorgen forderte Oppositionsführer Yair Lapid eine »harte« Antwort auf den Raketenangriff. »Unseren Feinden sollte eines klar sein: Israel wird siegreich sein«, hieß es in seiner Erklärung. »Mit unseren militärischen Fähigkeiten, unserer Rüstungsindustrie, der Unterstützung unserer Verbündeten und insbesondere der Stärke unseres unglaublichen Volkes«, fuhr er fort, »wissen wir, dass wir gewinnen werden. Auch wenn der Preis hoch ist«.

Lapid fordert »regionale Strategie« für Veränderung in der Region

Teheran, sagt er, »wird einen erheblichen und hohen Preis für den Angriff von gestern Abend zahlen. Teheran weiß, dass Israel kommt. Die Antwort muss hart sein und eine eindeutige Botschaft an die Terrorachse in Syrien, Irak, Jemen, Libanon, Gaza und im Iran selbst senden.« Allerdings forderte der Vorsitzende der Zentrumspartei Jesch Atid auch eine »regionale Strategie«, die Veränderungen in der Region herbeiführen soll.

Der Angriff des Irans bestimmte am Vortag des jüdischen Neujahres Rosch Haschana auch sämtliche Schlagzeilen in Israel. Während die rechtsgerichtete Gratiszeitung Israel Hayom schreibt, dass »Israel jetzt erwägen müssen, wie weit es den Krieg mit dem Iran vorantreiben« wolle, titelt die linksliberale Haaretz: »Nach fast einem Jahr der Kämpfe ist Israel seit Dienstagabend in einen regionalen Krieg verwickelt« und führt aus, »nach den Ereignissen der letzten zwei Wochen zwischen Israel und der Hisbollah hat sich der Iran mit einem massiven, beispiellosen Raketenangriff auf israelischen Boden ins Zentrum des Konflikts gedrängt«.

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