Meerjungfrau

Dicker Fisch

Aller guten Dinge sind drei: Einheimischen und Touristen würde es schon reichen, wenn zumindest mal eine Meerjungfrau am Strand auszumachen wäre. Foto: promo

Noch hat niemand sie gefangen. Auch ist sie nicht bei Mondschein aus dem Meer gestiegen und hat sich unsterblich in einen Bewohner des Vororts von Haifa verliebt. Doch dass sie existiert, davon sind immer mehr Menschen überzeugt: die Meerjungfrau von Kiriat Jam, halb Mädchen, halb Fisch. Im vergangenen Sommer war es lediglich ein Phänomen, das einige Menschen zu sehen geglaubt hatten. Doch nach einer Reportage des Fernsehsenders NBC will dieser Tage sogar das Zentrum für die Küstenerforschung der Meere in Los Angeles nicht mehr ausschließen, dass es sich bei dem Meeresbewohner in der Nähe der israelischen Stadt tatsächlich um das zauberhafte Fabelwesen handeln könnte.

Augenzeugen Vergangenen August vermeldete die Hotline der Stadtverwaltung plötzlich Dutzende von Anrufe über Meerjungfrauen-Sichtungen in den Mittelmeergewässern nahe des Strandes. Nach Fischern war der ehemalige Soldat Schlomo Cohen einer der Ersten, der mit seinen Freunden am Strand gesessen haben will, als es geschah: »Wir sahen plötzlich eine Frau in einer komisch verdrehten Position auf dem Sand liegen. Als wir uns aufmachten, um zu gucken, ob alles in Ordnung ist, sprang sie ganz plötzlich ins Wasser und verschwand in der Tiefe des Meeres.«

Stadtverwaltungssprecher Nati Silbermann bestätigt: »Dutzende Menschen haben uns erzählt, sie hätten eine Meerjungfrau gesehen. Eindeutig. Es waren völlig unterschiedliche Leute, die meisten zum Sonnenuntergang am Meer.« Schon kurz nachdem die Nachricht die Runde machte, füllte sich allabendlich der Strand mit Einheimischen und Touristen, die angestrengt gen Horizont blickten, in der Hoffnung, einen Blick auf die turnende Wassernymphe zu erhaschen

Nicht nur den Eis- und Getränkeverkäufern gefiel das. Auch die Administration des sonst wenig schlagzeilenträchtigen Städtchens aus der Gruppe der Haifaer Vororte mit Namen »Krajot«, sah sich endlich aus dem Einheitsgrau entschwinden. Schnell setzte man eine Belohnung von einer Million Dollar aus für denjenigen, der unumstößlich beweist, dass es Meerjungfrauen gibt. Ob er nun mit einem Foto oder der jungen Dame höchstpersönlich im Schlepptau ins Rathaus kommt, sei dabei egal, so Silbermann. Der Pressesprecher betont jedoch, dass es sich bei der Belohnung nicht ausschließlich um eine Marketingmaßnahme handle, um Touristen anzuziehen, die ihr Glück versuchen wollen. »Wenn es sie wirklich geben sollte und wir das in Erfahrung bringen, dann werden ja bald so viele Leute nach Kiriat Jam kommen, die uns viel mehr als eine Million einbringen.«

Reportage Ob sich das TV-Team von NBC den Finderlohn einheimsen wollte, ist nicht bekannt. Im Rahmen der Sendung »Destination Wahrheit« drehte es eine Reportage über die unheimlichen Vorkommnisse, die vor Kurzem im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Eine Woche lang filmten sie über und unter Wasser und warteten gar mit einem Ergebnis auf. Angeblich hätten sie eine menschliche Figur ins tiefe Nass tauchen und dort verschwinden sehen. Die Forscher seien ihr noch nachgeschwommen, doch ohne Erfolg. Zu schnell bewegte sich die angebliche Nymphe per Fischschwanz und Schuppengewand und entfleuchte auf Nimmerwiedersehen.

Forschung Dennoch schickte NBC das Material samt diverser Aufnahmen von Bewohnern des Örtchens an das kalifornische Zentrum für die Küstenerforschung der Meere. Dessen Leiter Michael Schacht untersuchte die Filme wie Fotos und gab bekannt, dass, obwohl es unmöglich sei, eindeutig zu bestimmen, dass es sich bei der Figur auf den Bildern »um eine sogenannte Meerjungfrau handelt, es doch nicht ausgeschlossen werden kann und somit definitiv eine Möglichkeit ist«. Wahrscheinlich, erklärte Schacht weiter, habe das Team ein besonderes Naturphänomen welcher Art auch immer aufgenommen.

Bürgermeister Schmuel Sisso freut sich über die Auswertung und das damit verbundene weltweite Interesse an seiner Stadt. Ob es nun eine Meerjungfrau mit güldenen Locken gibt oder nicht – ein dicker Fisch ist sie allemal.

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