Politik

Der große Kultur-Clash

Kulturministerin Miri Regev Foto: Flash 90

Hunderte von Künstlern sind sauer. Am Wochenanfang trafen sie sich in Jaffa, um ihrem Protest gegen die neue Kultur- und Sportministerin Miri Regev (Likud) Ausdruck zu verleihen. Regev hatte sofort nach ihrem Amtsantritt mit Zensur und dem Stopp von Fördermitteln gedroht. Jene, die Israel in ein schlechtes Licht rücken, werde der Geldhahn zugedreht, kündigte sie an.

Der Schauspieler und Regisseur Oded Kotler sprach die Ministerin an: »Stellen Sie sich Ihre Welt stumm vor, Frau Regev, ohne Bücher, Musik und Gedichte. Nichts stört die Nation, die ihre 30 Knessetsitze feiert, während die Herde Stroh und Gras frisst.« Der Vergleich von Likud-Wählern mit Wiederkäuern allerdings kam nicht gut an. Er wollte lediglich provokant sein, sagte Kotler. Doch Regev konterte, es sei »hässlich und versnobt«. Auch Oppositionsführer Isaac Herzog und der Schriftsteller Amos Oz kritisierten die Wortwahl scharf.

Protest Gleichwohl geht der Protest gegen Regev weiter. Mittlerweile haben mehr als 1500 Künstler eine Petition unterschrieben. »Wir, die Unterzeichnenden, sind die Stimmen, die Sie zum Schweigen bringen wollen«, steht dort. »Wir hoffen von ganzem Herzen, dass Israel nicht zu einem Land verkommt, in dem Künstler, die ihre Meinung sagen, auf eine Schwarze Liste gesetzt werden.«

Im Fernsehen unterstrich Regev, sie sei die einzige, die über Fördergelder bestimme. Zugleich versuchte sie zu beruhigen. Es sei nicht leicht, »mit einer Welt umzugehen, die Angst vor meinen Ansichten hat. Die Kulturwelt kennt mich nicht.« Es gebe keinen Grund zur Sorge. »Wir leben in einer Demokratie, und ich habe vor, jedem Meinungsfreiheit zuzusichern. Die Künstler sollten nicht in Panik verfallen.«

Doch nach ihrem Zusammenstoß mit dem Theater von Norman Issa geschieht genau das. Der arabisch-israelische Schauspieler und seine jüdische Frau betreiben gemeinsam das Elmina-Theater in Jaffa, das sich der Koexistenz verschrieben hat.

Nachdem Issa sich geweigert hatte, an einer Aufführung im Jordantal jenseits der grünen Grenze teilzunehmen, drohte Regev: »Wenn Norman sich nicht umentscheidet, werde ich überdenken, ob ich ihm weiterhin Gelder zukommen lasse.« Daraufhin brach ein Sturm der Entrüstung los. Herzog schrieb auf Facebook, Regev habe vergessen, dass sie nicht mehr Chef-Zensor der Armee sei. »Sie ist jetzt die Kulturministerin.«

Geiseldeal

Hadar Goldins Leichnam nach elf Jahren zurück in Israel

2014 wurde der damals 23-jährige Soldat von der Hamas in einen Hinterhalt gelockt und getötet

 10.11.2025

Geiseln

Beisetzung von Itay Chen

In Tel Aviv nehmen Tausende Abschied von der letzten deutschen Geisel

 09.11.2025

Gaza

Nach elf Jahren: Hadar Goldin soll heute zurückgeführt werden

Hamas erklärt, nach elf Jahren angeblich die Leiche von Hadar Goldin gefunden zu haben / Israel wartet auf die Rückführung

von Sabine Brandes  09.11.2025

Geiseln

»Jetzt bist du zu Hause«

Lior Rudaeff war Mitglied des Notfallteams von Kibbuz Nir Yitzhak. Am Wochenende wurde sein Leichnam nach Israel überführt

von Sabine Brandes  09.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Israel

Spion auf vier Rädern

Israels Armee mustert ihre Dienstfahrzeuge »Made in China« aus. Der Grund: Sie könnten ein Risiko für die nationale Sicherheit sein

von Ralf Balke  07.11.2025

Ko Pha Ngan

Thailand: Israelisches Paar hat in der Öffentlichkeit Sex - und wird verhaftet

Die Hintergründe

von Sabine Brandes  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025