Jerusalem

»Der Beweis, dass sie gelebt haben«

Halle der Namen in der Gedenkstätte Yad Vashem Foto: Marco Limberg

Sechs Jahrzehnte Erinnerung – in diesem Monat wird die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem 60 Jahre alt. Sie ist der Pionier aller Schoa-Museen und Gedenkstätten weltweit – das lebende Andenken an die Vergangenheit, das die Erinnerung für die zukünftigen Generationen sichert. Der Beschluss zur Gründung von Yad Vashem wurde am 19. August 1953 in der Knesset verabschiedet. Seit dieser Zeit ist die Stätte in Jerusalem das Weltzentrum für Dokumentation, Bildung, Forschung und das Gedenken an den Holocaust.

Der zweite Präsident des noch jungen jüdischen Staates, Yitzhak Ben-Zvi, sprach bei der Grundsteinlegung vor sechs Jahrzehnten: »Mögen wir die Ehre haben, dieses Gebäude und noch viele Gebäude mehr zu bauen, die es verdienen, Symbole der Erinnerung an unsere Märtyrer und Helden zu werden – und gleichermaßen für die Erneuerung des israelischen Volkes im Staate Israel stehen.«

Erfahrungen Das ursprüngliche Museum ist 2005 nach zehnjähriger Bauzeit durch ein neues ersetzt worden. Entworfen und gebaut von dem israelisch-kanadischen Architekten Mosche Safdie ist es ein modernes, dynamisches Zentrum für internationale Begegnungen.

Das Museum zur Geschichte des Holocaust erstreckt sich über eine überwiegend unterirdisch gelegene Fläche von mehr als 4200 Quadratmetern. Multimedial und fachübergreifend präsentiert es die Geschichte der Schoa aus einer einzigartigen jüdischen Perspektive, die anhand von Originalgegenständen, persönlichen Habseligkeiten und Augenzeugenberichten von Überlebenden die Erfahrungen der einzelnen Opfer beleuchtet.

»Jedes Jahr kommen rund eine Million Gäste, um die Ausstellung zu sehen und Yad Vashem ihren Respekt zu zollen. Außerdem gedenken sämtliche Staatsoberhäupter aus der ganzen Welt bei ihren offiziellen Besuchen der sechs Millionen ermordeten Frauen, Männer und Kinder«, sagt Pressesprecherin Esti Yaari. Besonders stolz ist die Stätte auf ihren Auftritt im Internet. Ob eigene Website, Facebook oder YouTube: Yad Vashem ist überall präsent. Seit 2010 kontaktierten mehr als 40 Millionen Interessierte die Stätte online.

UNESCO Die Zeitzeugenberichte wurden erst vor wenigen Wochen in das »Memory of the World Register« der UNESCO aufgenommen. 2,6 Millionen Namen sind in den 60 Jahren des Bestehens durch die Berichte identifiziert worden. Insgesamt sind nun 4,2 Millionen Namen von Opfern der Nazis bekannt und in Yad Vashem bewahrt – auf dass sie nie in Vergessenheit geraten.

»Für viele Holocaust-Überlebende und ihre Familien sind diese Berichte der einzige Beweis, dass ihre ermordeten Liebsten tatsächlich gelebt haben«, sagt Yad-Vashem-Präsident Avner Shalev. »Die Nazis haben versucht, jeden jüdischen Mann, jede Frau und jedes Kind umzubringen und ihre Existenz gänzlich auszulöschen. Diese Papiere aber geben ihnen ihre Namen und ihre Identitäten zurück. Wir werden mit der Sammlung weitermachen, solange wir können.«

Münze Ein weiteres Erinnerungsstück ist die Münze zum 65. Geburtstag Israels in diesem Jahr. Die Prägung ist gleichzeitig eine Ehrerweisung zum 60-jährigen Bestehen von Yad Vashem. Teile des Erlöses kommen der Gedenkstätte zugute. Entworfen von Yossi Lemel, zeigt die Münze auf der Rückseite ein gestreiftes Hemd, das die Nationalsozialisten ihren Opfern in den Arbeits- und Todeslagern aufzwangen. Ein großer Davidstern im Hintergrund steht für das Überleben des jüdischen Volkes: »Am Israel Chai!«

Ein Auszug aus dem »Gesetz zur Erinnerung an Holocaust und Heldentum – Yad Vashem«, verabschiedet von der Knesset am 28. August 1953:

»Hiermit wird in Jerusalem eine Gedenkstätte, Yad Vashem, eingerichtet:
(1) Für die sechs Millionen Angehörigen des jüdischen Volkes, die zu einem qualvollen Martyrium, zur Vernichtung verdammt und hingemordet wurden von den Nationalsozialisten und ihren Helfern;
(2) Für die Familien aus dem Hause Jakobs, die von dem Tyrannen vernichtet wurden;
(3) Für die Gemeinden, Synagogen, Bewegungen und Organisationen und die kulturellen, pädagogischen, religiösen und wohltätigen öffentlichen Einrichtungen, die aus dem bösartigen Vorhaben heraus, den Namen Israel und seine Kultur für immer auszuradieren, zerstört und vernichtet wurden;
(4) Für den Mut der Juden, die ihr Leben für ihr Volk in Heiligkeit und Reinheit hingegeben haben;
(5) Für das Heldentum jüdischer Soldaten in den Armeen und in den Widerstandsorganisationen in Städten und Wäldern, die ihr Leben im Kampf gegen den nationalsozialistischen Tyrannen und seine Helfer verloren haben;
(6) Für die heroische Geschichte derjenigen, die in den Ghettos eingeschlossen waren, und für die Kämpfer, die sich erhoben und die Flamme des Aufstandes zur Rettung der Würde ihres Volkes entzündet haben;
(7) Für den erhabenen und hartnäckigen Kampf des jüdischen Volks, am Rand der Vernichtung stehend, um die Bewahrung seines menschlichen Antlitzes und seiner jüdischen Kultur (…)«

Riad/Washington

USA liefern F-35-Kampfjets an Saudi-Arabien

Bislang wurden diese in der Region nur an den engen Verbündeten Israel abgegeben

von Christoph Meyer, Cindy Riechau, Franziska Spiecker  18.11.2025

Justiz

Urteil: Mehr Macht für den Justizminister

Kritiker warnen, dass die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes im Fall Sde Teiman die Tür für eine Politisierung der Strafverfolgung öffnet

von Sabine Brandes  18.11.2025

Internationaler Strafgerichtshof

Israel beantragt Aufhebung des Haftbefehls gegen Netanjahu

Auch fordert fordert Jerusalem die vollständige Enthebung von Chefankläger Karim Khan von allen Verfahren, die den jüdischen Staat betreffen

 18.11.2025

Westjordanland

Israel will gegen illegale Selbstjustiz vorgehen

Zuletzt häuften sich Angriffe radikaler Siedler. Generalstabschef Zamir: Israels Militär wird das nicht tolerieren

 17.11.2025

Auszeichnung

»Fair auf Israel blicken, ohne Schaum vor dem Mund«

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat den Augsburger Friedenspreis erhalten. In seiner Dankesrede warb er für einen unvoreingenommenen Blick auf den jüdischen Staat

 17.11.2025

Debatte

Netanjahu: Gewalttätige Siedler sind Minderheit

Israels Premier: Die große Mehrheit der Siedler ist gesetzestreu und dem Staat gegenüber loyal

 17.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  17.11.2025

Miss-Universe-Show

Miss Israel erhält Todesdrohungen nach angeblichem Seitenblick

Auch prominente Israelis sind immer öfter mit Judenhass konfrontiert. Diesmal trifft es Melanie Shiraz in Thailand

 17.11.2025

Israel

Ex-Geisel fühlt sich »völlig im Stich gelassen«

Rom Braslavski, von der Hamas vom Novafestival verschleppt und jahrelang gequält, zieht die bittere Bilanz seiner Rückkehr

von Sabine Brandes  17.11.2025