Israel

Debatte um Flüchtlinge

Der Flüchtlingsstrom nach Europa reißt nicht ab. Jeden Tag schockieren neue Nachrichten und Bilder der verzweifelten Menschen – vor allem aus Syrien – die Welt. In Israel ist der Bürgerkrieg im Nachbarland ganz nah. Jetzt drängen einige Politiker der Opposition die Regierung, ebenfalls Flüchtlinge aufzunehmen.

Bei einer Podiumsdiskussion in Tel Aviv mahnte der Vorsitzende der Arbeitspartei, Isaac Herzog, verzweifelten Menschen aus Syrien die Pforten zu öffnen. »Ich rufe die Regierung Israels auf, zu handeln und Flüchtlinge aufzunehmen. Zusätzlich zu den humanitären Anstrengungen, die Israel bereits unternimmt.«

Herzog erzählte, dass er zuvor mit einem der Oppositionsführer aus Syrien im europäischen Exil gesprochen und sich über die Lage informiert habe. »Juden können nicht gleichgültig sein, wenn hunderttausende verzweifelter Menschen einen sicheren Hafen suchen«, sagte er.

Zudem kritisierte Herzog auch Regierungschef Benjamin Netanjahu persönlich und meinte, »er hat vergessen, was es heißt, Jude zu sein. Flüchtling. Verfolgt. Der Premierminister des jüdischen Staates verschließt nicht sein Herz und die Tore, wenn Menschen um ihr Leben rennen, mit Babys in den Armen«.

Asyl Herzogs Aufruf zog Zustimmung und Kritik nach sich. Elazar Stern von Jesch Atid meinte, Israel solle einer bestimmten Zahl von Syrern politisches Asyl gewähren. Yair Lapid, der Vorsitzende der Partei, konterte, es sei ein europäisches Problem, in das man sich nicht einmischen solle. »Wir können es uns leider nicht leisten.«

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas bat währenddessen die Vereinten Nationen, dass es Palästinensern, die sich in syrischen Flüchtlingslagern leben, erlaubt werden solle, ins Westjordanland einzureisen. Die Grenzen des Palästinensergebietes werden von Israel kontrolliert.

Tragödie Auch Netanjahu äußerte sich am Wochenbeginn zur Kabinettseröffnung zum Flüchtlingsdrama: »Uns ist die Tragödie der Menschen aus Syrien und Afrika nicht egal.« Man habe seit Beginn der Kämpfe rund Tausend syrische Verwundete zur Behandlung in Krankenhäuser aufgenommen und ihnen geholfen, ein neues Leben zu beginnen. »Doch wir sind ein zu kleines Land, um die Flüchtlinge aufzunehmen. Wir haben weder die geografische noch die demografische Möglichkeit dazu.« »Daher müssen wir sofortige Schritte einleiten«, sagte Netanjahu.

Anschließend erläuterte er den Bau eines neuen Zaunes entlang der östlichen Grenze, »um den Strom illegaler Einwanderer, Schwarzarbeiter und Terroristen zu unterbinden«. Er sagte auch, dass sich die israelische Regierung in Gesprächen mit afrikanischen und europäischen Staatsoberhäuptern befinde, um Hilfspakete vorzubereiten, die die Probleme an den Wurzeln packten.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Nahost

Israels Armee greift Hisbollah-Gebäude im Libanon an

Vor einem Jahr trat die Waffenruhe in Kraft. Nun wirft Israel der libanesischen Terrorgruppe vor, sich neu zu strukturieren und aufzurüsten

von Cindy Riechau  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Wetter

Hitzewelle im November

In Israel werden Temperaturen erwartet, die deutlich über dem jahreszeitlichen Durchschnitt liegen

 19.11.2025

Weltall

Studie: Viele ferne Planeten könnten über Wasser verfügen

Israelische und amerikanische Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Himmelskörper Wasser direkt in ihrem Inneren produzieren

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Israel

Späte Aufklärung

Wie nur konnte der 7. Oktober geschehen? Nach Armee und Geheimdienst setzt nun auch die Regierung eine Kommission zur Untersuchung der politischen Versäumnisse ein

von Sabine Brandes  19.11.2025

Hamburg

Block-Prozess: Israelischer Firmenchef vernommen

Die Block-Kinder sollen an Silvester 2023/24 von einer israelischen Sicherheitsfirma aus der Obhut ihres Vaters entführt worden sein. Nun hat der Firmenchef bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt

von Bernhard Sprengel, Sebastian Engel  18.11.2025

Westjordanland

Terroranschlag: Ein Israeli getötet, drei Verletzte

Am Gusch-Ezion-Knotenpunkt rammen palästinensische Terroristen Passanten mit ihrem Fahrzeug

 18.11.2025