Nachrichten

Datteln, Hymne, Humor

Aus antiken Samen: Datteln Foto: Getty Images/iStockphoto

Datteln
Sie sind süß, und sie sind alt. Zumindest die Samen, aus denen sie gewachsen sind. Bei einer Zeremonie in Jerusalems Viertel Abu Tor wurden vor einigen Tagen ganz außergewöhnliche Früchte vorgestellt: Datteln, die aus 2000 Jahre alten Samen gezogen wurden. Im Rahmen eines Projekts, das bereits seit 15 Jahren in der südlichen Arava läuft, hat man Dattelpalmen aus den antiken Samen angepflanzt, die bei archäologischen Ausgrabungen in der Wüste Judäa gefunden wurden – und nun die ersten Früchte geerntet. Die Leiterin Sarah Sallon des Naturmedizin-Forschungszentrums am Hadassah-Krankenhaus hat bereits sieben Samen, die zum Teil aus dem ersten Jahrhundert stammen, erfolgreich zu großen Bäumen gezogen.

Hymne
Das israelische Orchester Sinfonietta aus der südlichen Stadt Beer Sheva begrüßt den Frieden mit den Vereinigten Arabischen Emiraten auf seine Weise: Vor einigen Tagen eröffneten die Musiker ein Konzert mit einer besonderen Version der emiratischen Nationalhymne, gefolgt von der israelischen. Dirigent Doron Salmon sagte dem Publikum, dies sei ein Tribut an das Volk der Golfnation. Eine ganze Woche lang hätten die Musiker dafür geprobt. Die Hoffnung des Orchesters ist es, einmal persönlich in die Emirate zu reisen und dort ihre Musik spielen zu dürfen.

Erdbeben
Dass ein 3700 Jahre alter kanaanitischer Tempel heute nicht mehr steht, ist keine besondere Erkenntnis. Doch nun zu entdecken, dass er wahrscheinlich durch ein Erdbeben zerstört wurde, ist eine wissenschaftliche Höchstleistung. Ein israelisch-amerikanisches Expertenteam fand jetzt Beweise dafür in der Ausgrabungsstätte Tel Kabri im westlichen Galiläa. »Es ist sehr aufregend, dass unsere Arbeit zu diesem Ergebnis gekommen ist«, so der Co-Leiter der Untersuchung, Assaf Yasur-Landau, Professor an der Universität Haifa. »Unsere Forschungen können großen Einfluss darauf haben, wie wir die Zeichen von Erdbeben in der Archäologie lesen können.«

Flaschen
Die Bürgermeister von 15 Städten haben sich einer Kampagne verschiedener Umweltorganisationen angeschlossen, um Plastikflaschen endlich mit Pfand zu versehen. Sie wollen Druck auf die Umweltministerin Gila Gamliel ausüben, damit sie auch die großen Behältnisse von eineinhalb Litern mit Pfand versieht. Seit nahezu zwei Jahrzehnten sind kleine Flaschen und Dosen mit 30 Agorot (etwa acht Cent) belegt. 2001 hatten Getränkehersteller und Vertreter von streng religiösen Gemeinden Druck gemacht, die großen Flaschen nicht zu bepfanden. Angeblich seien sie dann für die ärmeren Israelis kaum mehr erschwinglich, hatten sie argumentiert. Dabei wurde allerdings nicht darüber diskutiert, dass das Pfandgeld immer zurückerstattet wird. Auch jetzt sprechen sich die verschiedenen Gruppen noch dagegen aus und drängen die Ministerin, das Gesetz nicht anzupassen.

Untersuchung
Justizminister Avi Nissenkorn (Blau-Weiß) hat eine Untersuchung über die Umstände der Erschießung des beduinischen Lehrers Yakub Abu al-Kiyan durch einen Polizisten in 2017 gefordert. Damals hatten die Sicherheitskräfte angegeben, dass der Mann erschossen wurde, nachdem er seinen Wagen in eine Gruppe von Polizisten gerammt hatte. Viele Politiker hatten ihn umgehend als »Terrorist« bezeichnet. Doch in verschiedenen Untersuchungen fand man heraus, dass Abu al-Kiyan unschuldig war und das Geschehen wohl ein Unfall. Vor einigen Tagen hatte Premierminister Benjamin Netanjahu sich dafür bei der Familie des Lehrers entschuldigt. Mehrere hochrangige Offizielle in der Polizei hätten entschieden, dass er ein Terrorist sei, um ihren Ruf zu schützen, erläuterte Netanjahu.

Humor
Dass der Präsident des Staates gerne lacht, ist nichts Neues. Jetzt aber wird der Humor von Reuven Rivlin gefeiert. Zu seinem 81. Geburtstag am 9. September eröffnete eine Ausstellung im Beit Hanassi, die die Geschichte des Landes anhand von israelischen Karikaturen erzählt. Mit dabei natürlich Rivlin. Etwa, wie er den sich nicht besonders grünen Koalitionspartnern von Likud und Blau-Weiß nach den vergangenen Parlamentswahlen Frösche serviert, die sie endlich schlucken sollen, um eine Regierung zu bilden. »Inmitten all des Chaos ist es wichtig, ab und zu etwas über uns selbst und die Absurdität der Situation zu lachen«, meinte der Präsident bei der Ausstellungseröffnung.

Debatte

Netanjahu: Video-Leak verursachte schlimmsten Image-Schaden

Die Affäre um ein geleaktes Video aus dem Gefängnis Sde Teiman in Israel zieht weiter Kreise. Der Regierungschef kündigte eine unabhängige Untersuchung an

 02.11.2025

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Umfrage

Mehrheit der Palästinenser findet Angriff vom 7. Oktober richtig

Die People’s Company for Policy and Survey Research hat die Einstellungen von Palästinensern in Gaza und dem Westjordanland abgefragt

von Imanuel Marcus  02.11.2025

Berichte

Wunden und Narben

Nach der Freilassung von Bar Kupershtein und anderer ehemaliger Geiseln wird immer mehr über ihr grausames Schicksal in Gefangenschaft der Hamas bekannt

von Sabine Brandes  02.11.2025

Yitzhak Rabin

Der Falke, der zur Taube wurde

Vor 30 Jahren wurde der Ministerpräsident von einem extremistischen Juden erschossen. Im Rabin Center in Tel Aviv kann man dem Lebenswerk des Staatsmannes nachspüren

von Sabine Brandes  02.11.2025

Tel Aviv

Israels Militäranwältin tritt wegen Video-Leaks zurück

An der Spitze der Militärjustiz war Tomer-Jeruschalmi nicht immer bequem. Jetzt ermittelt die Polizei wegen eines brisanten Videos aus dem Vorjahr. Für die Militärjuristin wurde die Lage unhaltbar

 02.11.2025

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  02.11.2025 Aktualisiert

Nahost

Leichname von Amiram Cooper und Sahar Baruch in Israel

Mit viel Verspätung kommen die sterblichen Überreste zweier Verschleppter nach Hause. Elf Geiseln fehlen noch

 02.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025