Israel/Kanada

»Dachte nie, dass so etwas wieder passiert«

Der in Kanada lebende Holocaustüberlebende Nate Leipciger mit Premierminister Justin Trudeau Foto: picture alliance/AP Images

85 Jahre nach der Pogromnacht haben Holocaust-Überlebende zur Hilfe bei der Bekämpfung von Antisemitismus aufgerufen. »Juden sind so bedroht wie noch nie seit dem Holocaust«, sagte die Überlebende Gabriella Karin der Organisation »Marsch der Lebenden«, die nach dem Terroranschlag in Israel am 7. Oktober mit zahlreichen Überlebenden gesprochen hat. Die aktuelle Situation sei erschütternd, sagte Karin. Israel und die jüdische Gemeinschaft weltweit befänden sich »in einem Kampf um ihre Existenz«.

Am Dienstag war es genau einen Monat her, dass Terroristen der Hamas überraschend Israel angriffen hatten. Rund 1400 Menschen wurden ermordet, darunter hautsächlich Zivilisten. Über 240 Geiseln, darunter Kinder, ältere Menschen, Männer und Frauen wurden verschleppt. Die massiven israelischen Gegenangriffe im Gazastreifen lösten weltweit eine Welle von Antisemitismus aus.

Nach Angaben der Organisation »Marsch der Lebenden« zögerten viele ihrer Gesprächspartner »zunächst aus Angst um ihre eigene Sicherheit, sich zu äußern, da sie befürchteten, dass die Preisgabe ihrer Identität sie in unmittelbare Gefahr bringen könnte«.

»Juden sind nicht sicher«

»Ich bin erschüttert, wenn ich sehe, wie Juden heute angegriffen werden. Juden sind nicht sicher«, sagte der Auschwitz-Überlebende Nate Leipciger, der heute in Kanada lebt, der Organisation. Er erinnere sich, wie er als kleiner Junge in Polen aufgewachsen sei und den Aufstieg Nazideutschlands beobachtet habe. »Ich erinnere mich, dass ich auf der Straße angegriffen wurde und man mir zurief: «Dreckige Juden, geht nach Palästina»«. Er habe gesehen, wohin Antisemitismus führen könne. »Es begann mit Worten und setzte sich mit Taten fort.«

Auch die Holocaust-Überlebende Manja Wallenfels fühlt sich heute nicht mehr sicher: »Ich überlege zweimal, bevor ich meinen Davidstern trage. Ich habe Angst, in die Synagoge zu gehen.« Sie hätte sich nie vorstellen können, dass so etwas wieder passieren würde.

Tirza Halivni, die mittlerweile in Israel lebt, hat die Pogromnacht als vierjähriges Kind erlebt. »Ich hätte nie im Leben gedacht, dass so etwas Schreckliches wie jetzt noch einmal passieren würde«, sagte Halivni. Am 7. Oktober sei die Hamas gekommen, um Kinder, Junge und Alte abzuschlachten. »Ich denke zurück an die Zeit vor 85 Jahren, wie schrecklich es war, und hier sind wir und erleben es wieder.«

Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 markierte den Beginn der organisierten Judenverfolgung im Nationalsozialismus. In der Folge wurden nach Angaben von Historikern mehr als 1300 Menschen getötet, 1400 Synagogen zerstört und beschädigt, 7000 Geschäfte überfallen und 30 000 Juden in Konzentrationslager verschleppt. dpa

Tel Aviv

Sorge vor weiteren Anschlägen auf jüdische Ziele weltweit

Laut »Chadschot 13« warnt der Mossad vor »vor einem beispiellosen Anstieg von Zusammenschlüssen zur Durchführung von Terroranschlägen gegen Juden und Israelis im Ausland durch Iraner und Palästinenser«

 16.12.2025

Tel Aviv

Nach Anschlag von Bondi Beach: IDF verschärfen Sicherheitsregeln für Soldaten im Ausland

Unter anderem rät die Einsatzführung der Streitkräfte Soldaten davon ab, ihre Zugehörigkeit zur Armee offenzulegen

 16.12.2025

Diplomatie

US-Gesandter Barrack führt Gespräche in Jerusalem

Vor dem Fristende zur Entwaffnung der Hisbollah besucht der US-Gesandte Barrack die israelische Hauptstadt

 15.12.2025

Sydney

Australiens Premierminister widerspricht Netanjahu

Nach dem Anschlag in Sydney betont Premierminister Albanese: Die Anerkennung Palästinas durch Australien steht nicht im Zusammenhang mit der Tat

 15.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Australien

15 Tote bei antisemitischem Massaker in Sydney

Zwei Attentäter schießen auf Juden, die sich am Bondi Beach in Sydney zu einer Chanukka-Feier versammelt hatten

von Michael Thaidigsmann  15.12.2025 Aktualisiert

Jerusalem

Israels Außenminister kritisiert Australien nach Schüssen

Israels Außenminister Sa’ar sieht nach tödlichen Schüssen beim Chanukka-Fest in Sydney die australische Regierung mit in der Verantwortung – und fordert Konsequenzen

 14.12.2025

Terror

Herzog: »Grausamer Angriff auf Juden« in Sydney

Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog äußerte sich zu dem Angriff auf eine Chanukka-Feier in Australien mit vielen Toten und Verletzten

 14.12.2025

Nachruf

Trauer um Hollywood-Legende Arthur Cohn

Arthur Cohn war immer auf der Suche nach künstlerischer Perfektion. Der Schweizer Filmproduzent gehörte zu den erfolgreichsten der Welt, wie seine Oscar-Ausbeute zeigt

von Christiane Oelrich  12.12.2025