Der Chef der Gaza Humanitarian Foundation (GHF), Johnnie Moore, hat erstmals eine Pressekonferenz gehalten. Zur Finanzierung der Organisation, die mit Unterstützung Israels und der USA die Lebensmittelverteilung im Gazastreifen sicherstellen soll, gab er auch auf Nachfragen keine Auskunft. Stattdessen erklärte Moore bei der Veranstaltung am Mittwoch in Brüssel, die Mission, »hungernden Menschen in Gaza Essen zu verschaffen«, werde mit einem »konzertierten, politisch motivierten Boykott« beantwortet.
Dies zeige sich Moore zufolge auch in der Berichterstattung über die Arbeit der GHF. Auf die Nachfrage einer Reporterin, zu Berichten über tägliche Todesopfer an den Verteilzentren der Hilfsorganisation erklärte der Vorstandsvorsitzende: »Ich weiß nicht, was ich nicht weiß. Aber ich weiß, dass wir die Dinge, die wir in den Nachrichten lesen, nicht wiedererkennen. Wir hatten nicht einen einzigen gewalttätigen Vorfall in unseren Verteilzentren. Wir hatten auch keinen gewalttätigen Vorfall in der Nähe unserer Verteilzentren.«
Dem GHF-Vorsitzenden zufolge sei klar, dass Zivilisten gestorben seien. Es sei aber auch klar, dass die von den Terroristen der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde in ihren täglich veröffentlichten Statistiken behaupte, dass alle zivilen Opfer gestorben seien, während sie auf die Essensausgabe der Hilfsorganisation gewartet hätten. Für Moore sei das offensichtlich ein Versuch der Hamas, die Arbeit der GHF zu delegitimieren.
Hintergrund: Die israelische Tageszeitung »Haaretz« hatte am Donnerstag eine Recherche veröffentlicht, in der der Zeitung zufolge Soldaten und Offiziere der israelischen Armee (IDF), die im Gazastreifen stationiert waren, berichten, dass ihnen angeblich befohlen worden sei, auf Zivilisten zu schießen, um den Andrang der Menschenmassen auf die Verteilzentren unter Kontrolle zu bringen. Israels Armee bestätigte die Einzelheiten des Berichts auf Anfrage nicht. Jedoch seien mindestens drei Menschen durch »ungenauen Artilleriebeschuss« gestorben, der habe aber nicht Zivilisten gegolten. Nach Berichten über Opfer habe es Untersuchungen gegeben. Einsatzkräfte hätten aufgrund der dabei gewonnen Erkenntnisse Anweisungen bekommen. Details nannte die Armee nicht.
Das von den Terroristen der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium in Gaza gab die Zahl der im Konflikt getöteten Palästinenser zuletzt mit über 57.000 an. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern und lässt sich auch nicht unabhängig überprüfen. Darüber hinaus wurde das Gesundheitsministerium wiederholt für zweifelhafte, statistische Methoden kritisiert. Eine Untersuchung eines Experten für Mortalitätsraten in Konflikten am Royal Holloway College der Universität London bewertet die Hamas-Angaben als zu niedrig; die tatsächliche Zahl der Toten dürfe deutlich höher liegen. kna/ja