Jerusalem

Chametz-Urteil amtlich

Chametz: »… dass man sieben Tage keinen Sauerteig finde in euren Häusern« (2. Buch Mose 12,19) Foto: Thinkstock

Das Urteil ist amtlich. Am Wochenbeginn entschied der Oberste Gerichtshof in Israel endgültig, dass es Besuchern erlaubt ist, während der Pessachwoche Gesäuertes mit in die israelischen Krankenhäuser zu bringen. Es werde keine Diskussion mehr dazu geben, alles sei gesagt.  

Während liberale Aktivisten die Entscheidung des Gerichts feiern, beschwört es bei Vertretern von ultraorthodoxen Gruppen und Parteien heftige Kritik herauf. Letztere versicherten, dass sie versuchen werden, noch vor den Parlamentswahlen im März ein Umgehungsgesetz einzubringen.

oberrabbinat Das eigentliche Urteil war bereits im April vergangenen Jahres gesprochen worden. Doch das Oberrabbinat wollte jetzt eine Petition durchsetzen, die die Krankenhäuser dennoch hätte verpflichten sollen, Gesäuertes während dieser Periode generell zu verbieten, »um fromme Menschen zu respektieren«. Religiösen Juden ist es verboten, während des Pessachfestes gesäuerte Speisen wie Brot, Kuchen oder Nudeln, das sogenannte Chametz, zu verzehren.

»Es kann nicht sein, dass in einem jüdischen Staat Krankenhäuser Chametz auf ihrem Gelände zulassen müssen.«

Schas-Vorsitzender Arie Deri

»Es kann nicht sein, dass in einem jüdischen Staat Krankenhäuser Chametz auf ihrem Gelände zulassen müssen«, so der Vorsitzende der ultraorthodoxen sefardischen Schas-Partei, Arie Deri.

Der Abgeordnete der aschkenasischen Partei Vereinigtes Tora-Judentum, Yaakov Asher, meint, dass die Richter nicht zuhören wollten. »Im Namen von Liberalismus zwingen sie der traditionellen Mehrheit im Land ihren Willen auf.«

Säkulare Gruppen jedoch hatte gefordert, das Verbot auszuhebeln, weil es die Persönlichkeitsrechte von nicht-religiösen Menschen beschneide.

KASCHRUT-ZERTIFIKAT Während sich Kliniken in Israel zusehends weigerten, bestimmte Speisen zu verbannen, riskierten sie vor dem Urteil, das vom Oberrabbinat ausgestellte Kaschrut-Zertifikat zu verlieren. Dennoch hielten sich bereits in 2019 13 Krankenhäuser im ganzen Land nicht mehr an die Direktive der Ultraorthodoxen.

Entsprechend des Urteils vom April ist es Sicherheitspersonal nicht erlaubt, die Taschen von Besuchern zu durchsuchen und Lebensmittel auszusortieren.

»Die Möglichkeit, Lebensmittel in ein Krankenhaus mitzubringen, die nicht koscher für Pessach sind, ist ein fundamentales Recht der individuellen Autonomie und der religiösen Freiheit der Menschen in einem demokratischen Staat«, fassten die Richter zusammen. »Krankenhäuser dürfen diese Rechte nicht verletzen.«

Gaza/Westjordanland

Umfrage: Mehr als die Hälfte der Palästinenser befürwortet die Massaker vom 7. Oktober 2023

Klare Mehrheit der Palästinenser zudem gegen Entwaffnung der Hamas

 21.12.2025

Nahost

Warum Deutschland seine Botschaft in Israel nach Jerusalem verlegen sollte

Ein Kommentar von JA-Redakteur Imanuel Marcus

von Imanuel Marcus  21.12.2025

Jerusalem

»Der weltweite Anstieg des Judenhasses ist ein globaler Notstand«

Nach dem Anschlag in Sydney fordert Israels Präsident Herzog ein hartes Durchgreifen gegen Antisemitismus

 21.12.2025

Glosse

Das kleine Glück

Was unsere Autorin Andrea Kiewel mit den Produkten der Berliner Bäckerei »Zeit für Brot« in Tel Aviv vereint

von Andrea Kiewel  20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Geiseln

Quälendes neues Geiselvideo

Veröffentlichte Clips zeigen sechs Geiseln, die acht Monate später in Gaza von der Hamas hingerichtet wurden

von Sophie Albers Ben Chamo  20.12.2025

Knesset

Umfrage: Netanjahu-Regierung ohne Mehrheit

Im Herbst 2026 wählen die Israelis ein neues Parlament. Laut einer Meinungsumfrage liegen die Parteien der amtierenden Koalition weit hinter der Opposition

 19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Israel

Zahl der Verkehrstoten steigt

Die Statistik verzeichnet mehr Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang denn je

 19.12.2025