Geiselkrise

Botschafter Seibert: Menschen in Gaza brauchen Unterstützung

Steffen Seibert ist Deutschlands Botschafter in Israel Foto: picture alliance / Middle East Images

Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, hat sich gegen Israels Stopp für Gaza-Hilfslieferungen ausgesprochen. »Die Grenze jetzt wieder dicht zu machen für die internationale humanitäre Hilfe steht nach unserer Überzeugung nicht im Einklang mit Israels völkerrechtlichen Verpflichtungen«, sagte er der »Rheinischen Post«.

Während des von der Hamas begonnenen Krieges sorgte Israel für die Einfuhr von 1,3 Millionen Tonnen an Hilfsgütern. Auch vor dem Krieg lieferten Hunderte Lastwagen pro Tag Nahrungsmittel durch Israel nach Gaza.

»Es kann nicht richtig sein, die notleidende Bevölkerung von Gaza pauschal den Preis für die entsetzlichen Verbrechen der Hamas bezahlen zu lassen«, sagte Seibert. Er warnte davor, die Bevölkerung im Gazastreifens mit der Hamas gleichzusetzen. Für die Terrororganisation und ihre »zynischen und sadistischen Inszenierungen« bei den Geiselfreilassungen dürfe es wiederum »keinen Funken des Verständnisses« geben.

Lesen Sie auch

24 lebende Geiseln

Die Hamas zweige einen Teil der Hilfslieferungen ab und profitiere davon, so Seibert. »Dagegen muss vorgegangen werden - aber die Menschen brauchen Unterstützung.« Der Raub von Hilfsgütern durch die Terroristen ist eines der Argumente Israels für den Einfuhrstopp. Hauptsächlich geht es jedoch darum, die Hamas unter Druck zu setzen, damit sie die verbleibenden 24 lebenden Geiseln freilässt und für eine Überführung der Leichen der 35 ermordeten Verschleppten sorgt.

Israel hatte nach Ablauf der ersten Phase der Waffenruhe-Vereinbarung mit der Hamas einen vollständigen Stopp der Hilfslieferungen beschlossen, um Druck auf die Hamas auszuüben. Israel will, dass die Terroristen einer Verlängerung der ersten Phase des Abkommens zustimmen. Die Hamas lehnt dies ab und will zu einer zweiten Phase des Deals übergehen, die auch das Ende des Kriegs vorsieht, den sie selbst begonnen hat.

Dem Botschafter zufolge ist es »in nicht geringer Weise« dem US-Sondergesandten für den Nahen Osten, Steve Witkoff, zu verdanken, dass das Abkommen zwischen Israel und der Hamas zustande gekommen ist. Vorbereitet von Verhandlern der US-Regierung unter Ex-Präsident Joe Biden sei »der entscheidende Schub« durch Witkoff gekommen, so Seibert. Wichtig sei, dass die Waffenruhe halte und möglichst bald alle Geiseln Gaza verlassen könnten. dpa/ja

Hintergrund

Das steckt hinter »Katargate«

Die Affäre um vermeintliche Zahlungen von Doha an Netanjahu-Berater und Medien-Leaks zieht immer weitere Bahnen

von Sabine Brandes  30.12.2025

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  30.12.2025

Afrika

Somalier protestieren gegen Israel

Sprechchöre, geschlossene Unis, kämpferische Reden: In Somalia entlädt sich Wut über Israels Anerkennung von Somaliland. Die Proteste ziehen sich quer durch die Gesellschaft.

 30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Jerusalem/Fremont

Benjamin Netanjahu spricht mit Elon Musk über KI-Zukunft Israels

Im Mittelpunkt stand die strategische Ausrichtung Israels im Bereich künstlicher Intelligenz. Netanjahu will das Land technologisch an die Weltspitze führen

 30.12.2025

Jerusalem

Mikwe aus der Zeit des Zweiten Tempels unter der Klagemauer entdeckt

Der Fund gilt als eindrucksvoller archäologischer Beleg für die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 nach Christus

 30.12.2025

Schicksalbericht

»Der Terrorist betete, dass mein Kind stirbt«

Der 36-jährige Elkana Bohbot spricht zum ersten Mal über seine persönlichen Erlebnisse als Hamas-Geisel in Gaza

von Sabine Brandes  30.12.2025

Medizin

Studie aus Tel Aviv: Hautkrebs setzt Immunsystem gezielt außer Gefecht

Weltweit sterben jährlich 57.000 Menschen an Melanomen. Die neuen Erkenntnisse aus Israel könnten Medizinern helfen, diese Krebsform zu bekämpfen

 30.12.2025

Jerusalem

Knesset beschließt Gesetz gegen Versorgung von UNRWA-Einrichtungen

Israel wirft der UN-Organisation eine Nähe zur Hamas vor. Jetzt werden ihr der Strom, das Wasser und die Datenverbindungen gekappt

 30.12.2025