Es war in den letzten Jahren etwas stiller um ihn geworden. Doch hinter den Kulissen mischt Tony Blair (72) weiter in der internationalen Politik mit - auch im Nahen Osten. So hat der frühere britische Premierminister am Mittwoch in Washington an einem Treffen im Weißen Haus teilgenommen, bei dem es um die Zukunft des Gazastreifens ging.
Medienberichten zufolge arbeitet der ehemalige britische Regierungschef, der von 1997 bis 2007 regierte und anschließend acht Jahre lang als Sonderbeauftragter des sogenannten Nahost-Quartetts der USA, Russlands, der Europäischen Union und der Vereinten Nationen für den Friedensprozess tätig war, gemeinsam mit Jared Kushner, dem Schwiegersohn von Präsident Donald Trump, seit einigen Monaten schon an Plänen, das Kriegsgebiet als modernen Handelsplatz und Urlaubsziel wiederaufzubauen.
»Alle Aspekte« der Lage in Gaza, auch das Schicksal der israelischen Geiseln dort, seien Gegenstand der Gespräche zwischen Blair, Trump, Kushner und Trump-Sondervermittler Steve Witkoff gewesen, schrieb die »Times«.
Vor einigen Wochen hatte die »Financial Times« berichtet, das von Blair nach seinem Ausscheiden aus der Politik gegründete Tony Blair Institute (TBI) in London arbeite gemeinsam mit der Boston Consulting Group an der Umsetzung von Trumps Plänen zum Wiederaufbau Gazas. Jared Kushner (44) war in Trumps erster Amtszeit als dessen Sondervermittler für den Nahen Osten tätig und handelte die Abraham-Abkommen zwischen Israel und mehreren arabischen Staaten mit aus. Kushner pflegt seit Jahrzehnten ein enges Verhältnis zu Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Sein Vater Charles Kushner ist aktuell US-Botschafter in Frankreich.
Gegen die Umsiedlung von Palästinensern
Das TBI stellte unterdessen klar, dass der ehemalige Labour-Politiker »mit verschiedenen Gruppen und Organisationen, die Pläne für die Nachkriegszeit in Gaza haben«, spreche. Blair lehne Maßnahmen zur Ausweisung der Bewohner Gazas aber ab. Das sei »ein Vorschlag, den das TBI nie verfasst, entwickelt oder unterstützt hat.« Im Februar hatte Donald Trump die Idee aufgebracht, die USA könnten den Gazastreifen übernehmen und einen Ferienort daraus machen.
Der US-Präsident sprach sogar von einer »Riviera des Nahen Ostens«. Sein Berater Witkoff sagte dem Sender »Fox News«, man sei dabei, einen »umfassenden« und »robusten« Plan für Gaza auszuarbeiten, der die »humanitären Motive« des US-Präsidenten widerspiegele. mth