Terror gegen Israel

»Bitte helft uns«

Gaya Calderon Foto: Screenshot (mit Erlaubnis)

Gaya Calderon ist 21 Jahre alt. Die junge Frau mit den langen, dunkelblonden Haaren ist im Kibbuz Nir Oz aufgewachsen, im Süden Israels, am Gazastreifen. Ihr ganzes Leben hat sie dort verbracht, erst vor Kurzem zog sie nach Tel Aviv. Und dort in Tel Aviv wurde sie am Schabbatmorgen von Sirenengeheul geweckt, machte sich aber weiter keine Sorgen, da sie Raketenangriffe und Luftalarm gewöhnt ist.

Erst langsam realisierte sie, was ihre Familie zu dieser Zeit im Kibbuz Nir Oz erlebte. Auf dem Handy - mit Telefonaten und Textnachrichten - verfolgte sie das schreckliche Geschehen. Und in bewegenden Worten schilderte die 21-Jährige jetzt Journalisten in einem Zoom-Gespräch des Jerusalem Press Club die schrecklichen Erlebnisse sowie die Ungewissheit und Verzweiflung, die sie seitdem fühlt.

Sie berichtet, dass sie sich zunächst keine Sorgen machte, bis sie einen Anruf erhielt: »Und mein Freund sagte mir: Gaya, weißt du, dass die Hamas und der Dschihad im Kibbuz sind?« Sie habe erst ungläubig reagiert, dann sofort ihre Mutter angerufen: »Sie schrieb mir: Wir können nicht miteinander reden. Wir müssen leise sein.« Und ihre 16-jährige Schwester Sa‘ar schickte ihr diese Nachricht: »Ich möchte weinen. Ich habe solche Angst.«

Letzte Nachricht

Sie habe versucht, sie zu beruhigen: »Sei still. Mach dir keine Sorgen. Vertrau mir. Es ist alles in Ordnung.« Und ihre Schwester antwortete: »Sie sind hier im Haus. Ich weiß nicht, was ich tun soll.« Und dann: »Wir rennen nach draußen. Wir verstecken uns. Das war die letzte Nachricht, die ich von ihr bekam.« Im Familien-Chat habe die Schwester dann noch geschrieben: »Mama, ich habe dich lieb.« Und dann nichts mehr.

Gaya ringt um Worte, erzählt dann, welche Textnachrichten sie von ihrer Mutter bekam: »Ich höre überall Gewehrschüsse. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich glaube, das ist das Ende. Bete für mich.« Unterdessen bekam sie schon Meldungen, dass im Kibbuz Häuser in Brand gesteckt und Menschen brutal ermordet wurden. Nachbarn, Freunde. »Und ich kann nichts tun, ich bin hier in Tel Aviv und habe einfach Angst um ihr Leben. Und ich höre von einigen Menschen, die sterben. Ich hoffe und bete nur, dass es nicht meine Familie ist.«

Später erfährt sie, wie mutig ihre Mutter gehandelt hat. »Als die Terroristen in ihr Haus eindrangen, versuchten sie, ihre Tür zu öffnen, die Tür des Schutzraumes. Der Terrorist war hinter der Tür, und sie hat die Tür festgehalten. So hat sie meinen Bruder gerettet.«

Schwester, Vater, Großmutter und Cousin

Ihre Mutter und ihr Bruder Rotem seien jetzt an einem sicheren Ort, aber von ihrer Schwester Sa’ar, ihrem Vater, ihrer Großmutter und von einem Cousin habe sie nichts mehr gehört. Auch der Verbleib ihres zwölfjährigen Bruders Erez ist unklar. Allerdings entdeckte sie im Internet ein Video, auf dem sie ihn ausmachte: »Und ich sehe, wie die Terroristen ihn wegbringen und ihn mitnehmen.«

Sehr viel mehr sei auf dem Video nicht zu erkennen, außer, dass er keine Blutspuren am Körper hatte. »Sie haben ihn am Leben gelassen. Das ist im Moment meine einzige Hoffnung.«

Mehr wisse sie nicht, sagt Gaya Calderon. »Ich sitze zu Hause und weine den ganzen Tag und versuche, mein Bestes zu geben. Aber ich kann nicht dorthin gehen und sie retten.« So hoffe sie nun, dass ihr öffentlicher Aufruf etwas bewegen kann: »Ich möchte allen Menschen auf der Welt sagen: Bitte helft uns!« Sie hoffe, dass ihre Lieben wieder nach Hause kommen, sagt die 21-Jährige. »Das ist mein einziger Wunsch.« ddk

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