Den ganzen Montag über haben sich unglaublich emotionale Szenen abgespielt. Eine der bewegendsten war sicherlich das Treffen von Bar Kuperstein mit seinem Vater Tal. Als die befreite Geisel in der Militärbasis Re’im angekommen war, stand sein Vater auf, um ihn zu begrüßen. Jahrelang hatte er im Rollstuhl gesessen – und extra für diesen Tag gelernt aufzustehen. »Ich werde stehen, wenn Bar nach Hause kommt«. Und er stand. Kein Auge lieb in diesem Moment trocken.
Tal Kuperstein lernte nach einem Schlaganfall auch speziell für den Kampf um die Freilassung seines Sohnes wieder sprechen. »Bar, ich liebe Dich. Ich warte auf Dich«, sagte er immer wieder auf dem Platz der Geiseln. An diesem Tag konnte er es seinem Sohn persönlich sagen.
Der Vater steht zum ersten Mal seit Jahren auf
Auf einem Foto steht Tal mit seinem Arm um Bar, der in eine israelische Flagge gehüllt ist, und mit Bars Mutter Julie, seiner Großmutter und seinem Bruder. Die Familie hat eine Erklärung geschickt, in der sie sich bedankt sich, dass Kuperstein es nach Hause geschafft hat. »Zwei Jahre einer unmöglichen Reise – zwei Jahre, in denen wir alles taten, um sicherzustellen, dass jeder weiß, wer Bar ist – und jetzt werden ihn endlich alle wirklich kennenlernen«, schreibt die Familie.
»Zwei Jahre, in denen Tal immer weiterging und trotz seiner eigenen Herausforderungen alles Mögliche tat, alles, damit er für diese Umarmung mit Bar bereit war«, erklären sie. »Wir wussten, dass auch Bar voller Glauben, Mut und Kraft war. Gott sei Dank hat er die Schrecken überlebt. Jetzt ist es Zeit für ihn und für uns zu heilen.« Die Kupersteins fügten hinzu, dass sie Gott, Premierminister Benjamin Netanjahu und US-Präsident Donald Trump sowie dem »wunderbaren« Volk Israel von ganzem Herzen danken.
Auf Elkana Bohbut wartete seine Frau Rivka. Bald wird er auch seinen vierjährigen Sohn Reem wiedersehen. In einem Video sieht man, wie Rivka Bohbut Kleidungsstücke wie Sweatshirts, eine Jacke, Socken, Mützen, Hausschuhe, ein Handtuch, Parfüm und Schuhe in Re’im auf einem Bett zurechtlegt. Inmitten dieser Dinge wohl das wichtigste: eine handgemalte Karte, die Reem für seinen Vater gemacht hat.
Familie Kuperstein: »Es waren zwei Jahre, in denen Tal immer weiterging und trotz seiner eigenen Herausforderungen alles Mögliche tat, alles, damit er für diese Umarmung mit Bar bereit war.«
Videos und Bilder der Armee zeigen den Moment, in dem die Geiseln Segev Kalfon und die Brüder David und Ariel Cunio noch im Gazastreifen an IDF-Truppen übergeben wurden, nachdem sie nach über zwei Jahren aus der Gefangenschaft der Hamas befreit worden waren. Es ist das erste Mal seit dem 7. Oktober 2023, dass Aufnahmen der drei Geiseln veröffentlicht wurden. Segev Kalfon wurde beim Nova-Musikfestival entführt, wo er zuletzt gesehen wurde, als er versuchte, vor Terroristen auf der Autobahn zu fliehen.
David Cunio wurde zusammen mit seiner Frau Sharon und seinen beiden kleinen Töchtern aus dem Kibbuz Nir Oz gekidnappt. Sharon und die Kinder wurden im November 2023 freigelassen. Im August sagte Sharon Cunio, sie habe ein unveröffentlichtes Video »aus einer bestimmten Zeit seiner Gefangenschaft gesehen, und er sieht nicht sehr gut aus. Er wirkt sehr verzweifelt und hungrig und vermisst mich und seine Familie«. Auf den jetzigen Bildern wirkt er relativ entspannt, lacht mit Soldaten.
Alon Ohel wünscht sich ein Lied
Ariel Cunio wurde aus dem Haus entführt, das er mit seiner im Januar freigelassenen Freundin Arbel Yehoud, ebenfalls im Kibbuz Nir Oz, teilte.
Eine weitere befreite Geisel, der deutsch-israelische Doppelstaatsbürger Alon Ohel, sprach per Videocall mit Staatspräsident Isaac Herzog und seiner Frau, die begeistert über seine und die Freilassung aller 20 lebenden Geiseln waren und ihn von ganzem Herzen begrüßten.
Der 24-Jährige schrieb Zeilen aus einem Lied von Yehudit Ravitz auf einem Schild auf dem Weg ins Krankenhaus. Es sei das erste Lied, das er hören möchte, wenn er wieder in Freiheit ist, sagte er dazu. »Ein Lied ist ein Windhauch, mein Fenster ist geöffnet, die Quelle meiner Stärke, Lachen und Weinen, das Ende meiner Tortur. Ich bin daheim.«