Israelis und Israelreisende können sich freuen. Zumindest, wenn es nach Wizz Air geht. Denn die ungarische Billigfluggesellschaft möchte Israel zu ihrem Dreh- und Angelpunkt machen und einen sogenannten »Hub« einrichten. Das berichtet das Wirtschaftsmagazin »Globes«. Damit könnten Flugtickets nach Tel Aviv zukünftig wesentlich billiger werden. Die heimische Konkurrenz, allen voran El Al, will das aber ganz und gar nicht.
In den kommenden Tagen werden Wizz-Air-Chefs in Israel erwartet, um ihr Vorhaben vorzustellen. Bislang sei nichts entschieden, denn »die israelischen Regulierungsbehörden sind sich in Sachen Wizz Air noch uneinig«, schreibt Globes.
Stationierung würde zu niedrigeren Preisen führen
Verkehrsministerin Miri Regev (Likud) wolle die Basis der Ungarn unbedingt schnell genehmigen, heißt es in dem Bericht. Die dem Ministerium unterstellte Zivilluftfahrtbehörde sei allerdings der Ansicht, dass vor der Einrichtung einheitliche Regeln für Airline-Drehkreuze, sowohl für israelische als auch für ausländische Fluggesellschaften, festgelegt werden sollten, anstatt Wizz Air seine eigenen Bedingungen festlegen zu lassen.
Wenn sich die Beteiligten auch noch uneinig sind, klar ist, dass eine Stationierung einer großen europäischen Fluggesellschaft in Israel zu weiteren Flugrouten, niedrigeren Preisen und einem massiven Wettbewerb führen würde. Wie Globes erfuhr, wolle Wizz Air im Falle der Einrichtung seinen Betrieb auf etwa 60 Starts und Landungen täglich ausweiten. Das entspricht fast so vielen Flügen wie von der israelischen Gesellschaft Arkia und einem Viertel der von El Al durchgeführten Flüge.
Israelis sind seit dem Massaker der Hamas auf israelische Gemeinden am 7. Oktober 2023 und dem anschließenden Ausbruch des Krieges in Gaza sowie gegen die Hisbollah im Libanon und den Iran gezwungen, deutlich höhere Preise für Auslandsreisen als in der Vergangenheit zu zahlen. Vor allem ist das auf die Welle von Flugstornierungen ausländischer Gesellschaften zurückzuführen. Teils waren Passagiere monatelang vollständig auf israelische Airlines angewiesen. Besonders bei Reisen in die USA waren die Einschränkungen zu spüren. Die Ticketpreise waren so teuer wie noch nie.
Globes: »Die israelischen Behörden sind sich in Sachen Wizz-Air-Hub noch uneinig.«
Trotz der außergewöhnlichen Umstände in Sachen Sicherheit existiert in der israelischen Luftfahrt keine Politik der Preiskontrolle.
Nicht nur Wirtschaftswissenschaftler wissen, dass das wirksamste Mittel für eine Senkung von Preisen die Zulassung von Konkurrenz und damit eine Steigerung des Angebots ist. Es müsse also nicht nur zusätzliche Flüge israelischer Airlines, sondern auch die Rückkehr weiterer ausländischer Fluggesellschaften geben, die das Land seit Kriegsausbruch zum Teil noch immer meiden.
Angeblich sehe das Verkehrsministerium einen Wizz Air-Hub in Israel als potenziellen Schritt, ausländische Fluggesellschaften zur Rückkehr zu bewegen. Sie könnten sich durch das Vertrauen einer großen europäischen Fluggesellschaft in Israel bestärkt fühlen. Wizz Air hatte nach dem Ende des Krieges zwischen Israel und dem Iran früher als angekündigt den Ben-Gurion-Flughafen von Tel Aviv wieder angeflogen.
Israelische Airlines haben Angst vor Präzedenzfall
Mit einem sogenannten »Hub« könnte Israel als operative Basis dienen, das Unternehmen jedoch weiterhin unter ungarischer Lizenz fungieren. Wizz Air verfügt über zahlreiche operative Stützpunkte in ganz Europa, darunter in Griechenland, Italien, Zypern, Bulgarien, Polen und anderen Ländern.
Die größte Angst der israelischen Fluggesellschaften bestehe laut Globes darin, einen Präzedenzfall zu schaffen, der andere ausländische Unternehmen dazu veranlasst, ein ähnliches Modell wie Wizz Air zu verfolgen. Damit könnte ein so aggressiver Wettbewerb hergerufen werden können, dem die heimischen El Al, Arkia, Israir und Haifa Air nichts entgegenzusetzen hätten.
Die Diskussion um den Wizz-Air-Hub wird mit der Open-Skies-Reform der Europäischen Union verglichen, der sich Israel anschloss. Auch damals wollten die israelischen Gesellschaften die Öffnung verhindern. Doch am Ende revolutionierten die »offenen Himmel« den israelischen Luftverkehr und senkte die Flugpreise für die Passagiere dramatisch.
Allerdings erhielten die israelischen Unternehmen Entschädigungen - und die Zusage, dass ausländische Fluggesellschaften in Israel keine Hubs eröffnen dürfen.