Nach dem iranischen Großangriff auf Israel reist Bundesaußenministerin Annalena Baerbock überraschend noch an diesem Dienstag nach Israel. Im Rahmen der Krisendiplomatie werde sie am Mittwoch vor Ort Gespräche mit Premierminister Benjamin Netanjahu, Außenminister Israel Katz und Minister Benny Gantz führen, teilte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts mit.
Ab Mittwochabend werde sie dann auf der italienischen Insel Capri am Treffen der G7-Außenministerinnen und -Außenminister unter italienischer Präsidentschaft teilnehmen.
Vergeltung und Völkerrecht
Nach dem iranischen Angriff auf Israel, bei dem in der Nacht zum Sonntag Hunderte Drohnen und Raketen abgefeuert worden waren, wachsen die Befürchtungen vor einem Flächenbrand in der Region. Der Iran hat zuletzt Israel mehrmals vor einer militärischen Antwort auf seinen Großangriff gewarnt.
Israel will den iranischen Großangriff auch nach Angaben der Militärführung des Landes nicht unbeantwortet lassen. Netanjahu sagte: «Wir werden auf den Iran reagieren, aber man muss es klug anstellen und nicht aus dem Bauch heraus. Sie müssen nervös sein, so wie sie uns nervös gemacht haben.»
Baerbock hatte am Montag bereits deutlich gemacht, dass sie nach dem Angriff des Irans darauf setzt, dass Israel bei einer möglichen Reaktion das Völkerrecht einhält. «Das Recht auf Selbstverteidigung bedeutet die Abwehr eines Angriffes. Vergeltung ist keine Kategorie im Völkerrecht», sagte die Grünen-Politikerin auf die Frage, ob Israel das Recht zu einem Gegenschlag habe.
Weitgehend abgewehrt
Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag erstmals in der Geschichte der Islamischen Republik seinen erklärten Erzfeind Israel direkt mit Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern angegriffen. Der Angriff konnte weitgehend abgewehrt werden. Der Iran stellte den Angriff als Vergeltungsschlag für die Tötung hochrangiger Offiziere in Syrien dar.
Das Teheraner Regime droht Israel seit Jahren mit Vernichtung. Seine Stellvertreter Hamas und Hisbollah greifen den jüdischen Staat seit Jahren regelmäßig an.
Für Baerbock ist es seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober die siebte Reise nach Israel. dpa