Die israelische Armee verstärkte am Montag ihre Einheiten im palästinensischen Westjordanland. Am Tag zuvor war es nach einem Terroranschlag eines Palästinensers, bei dem zwei israelische Brüder erschossen wurden, zu heftigen Ausschreitungen durch jüdische Siedler in der Stadt Huwara gekommen.
Auch die Fahndung nach dem Schützen wird fortgesetzt, der am Sonntagmorgen Hallel (19) und Yagel Yaniv (21) erschoss, als sie im Auto durch die palästinensische Stadt fuhren. Die IDF sagte, der Täter habe auf der Autobahn 60 aus nächster Nähe auf das Auto der Yanivs geschossen und sei dann offenbar zu Fuß vom Tatort geflohen. Die Brüder waren von ihrem Heimatort, der Siedlung Har Bracha, aus unterwegs.
beileid Premierminister Benjamin Netanjahu sprach der Familie Yaniv sein Beileid aus und rief gleichzeitig dazu auf, »auch wenn das Blut kocht, das Gesetz nicht selbst in die Hand zu nehmen«. Der Regierungschef forderte, dass die IDF und die Sicherheitskräfte ihrer Arbeit nachgehen dürfen. »Ich erinnere Sie daran, dass sie in den letzten Wochen Dutzende von Terroristen ins Visier genommen und Dutzende von Angriffen vereitelt haben. Lassen Sie die IDF ihre Verfolgung beenden. Gemeinsam werden wir den Terrorismus besiegen.«
»Das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen, zu randalieren und Gewalt gegen Unschuldige auszuüben – das ist nicht unsere Art, und ich verurteile es energisch.«
präsident isaac herzog
Auch Präsident Isaac Herzog äußerte sich: »Das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen, zu randalieren und Gewalt gegen Unschuldige auszuüben – das ist nicht unsere Art, und ich spreche meine energische Verurteilung aus. Wir müssen der IDF, der Polizei und den Sicherheitskräften erlauben, den verabscheuungswürdigen Terroristen festzunehmen und die Ordnung sofort wiederherzustellen.«
Das Armeeradio Galgalatz berichtete, dass nach dem Anschlag verschiedene Gruppen von Siedlern dazu aufgerufen hatten, in die palästinensische Stadt zu marschieren, um das Attentat zu rächen. Die Ausschreitungen dauerten bis Sonntagabend an. Die Siedler steckten israelischen Medien zufolge Häuser, Ladenfronten und Autos in Brand. Fotos und Videos in den sozialen Medien zeigten Feuer, die in der Stadt loderten.
Palästinensische Mediziner gaben an, dass während der Ausschreitungen ein Palästinenser getötet, vier weitere schwer und Dutzende leicht verletzt wurden.
WARNUNGEN Trotz Warnungen sei es den israelischen Sicherheitskräften stundenlang nicht gelungen, die Gewalt einzudämmen. Gleichzeitig wurde die Suche nach dem Täter dadurch erschwert. Die IDF erklärte, dass »gewalttätige Unruhen, die an mehreren Orten des Westjordanlandes ausbrachen, von Truppen und Polizeibeamten bekämpft wurden«.
Die Ausschreitungen zogen Verurteilungen der Palästinensischen Autonomiebehörde, der Europäischen Union und den USA nach sich. Die Sicherheitslage ist seit Monaten extrem angespannt. Seit Jahresbeginn wurden zehn Israelis und eine Ukrainerin bei palästinensischen Anschlägen getötet. Zur selben Zeit kamen 62 Palästinenser ums Leben, sie wurden bei Konfrontationen mit der israelischen Armee oder nach eigenen Anschlägen erschossen.
Bei einem überraschenden Gipfel in Jordanien erklärten die beiden Seiten, sie wollten »einseitige Maßnahmen für drei bis sechs Monate aussetzen«.
Kurz zuvor waren am Sonntag bei einem überraschenden Treffen in der jordanischen Hafenstadt Akaba vertrauensbildende Maßnahmen zwischen Israelis und Palästinenser vereinbart worden. An den ersten direkten Gesprächen dieser Art zwischen beiden Seiten seit Jahren nahmen auch Regierungsvertreter der USA, Jordaniens und Ägyptens teil.
SIEDLUNGEN Israelis und Palästinenser wollten »einseitige Maßnahmen« für drei bis sechs Monate aussetzen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Israel verpflichtete sich demnach, vier Monate lang keine Diskussionen über den Bau neuer Siedlungen im Westjordanland zu führen und sechs Monate lang keine neuen Außenposten zu genehmigen.
Netanjahu erklärte dagegen anschließend auf Twitter, man habe sich zu keinem Baustopp verpflichtet. Der Ausbau und die Legalisierung von jüdischen Siedlungen im Westjordanland sollten wie geplant weitergehen.