Tel Aviv

Aufbau für das Bauhaus

Die Einwanderer aus Deutschland hatten jede Menge Können und Kultur im Gepäck. Damit prägten deutsche Architekten das Gesicht von Tel Aviv und schenkten der Stadt ihren Stil – das Bauhaus. In der vergangenen Woche war die deutsche Bundesbauministerin Barbara Hendricks zu Besuch in Israel. Auch sie hatte ein Geschenk dabei: 2,8 Millionen Euro für den Schutz des Bauhaus-Erbes in der Stadt am Mittelmeer.

Dank der weltgrößten Ansammlung von Bauhaus-Gebäuden ist Tel Aviv im Jahr 2003 in die Kulturerbe-Liste der UNESCO aufgenommen worden. Die Geschichte der Stadt ist eng mit dem Schicksal der deutschen Juden verbunden, die Deutschland nach 1933 noch verlassen und sich vor den Nazis retten konnten.

Den mehr als 4000 Häusern mit ihren charakteristischen geraden Linien, den offenen Balkonen und der typischen weißen Farbe verdankt die israelische Metropole den Titel »Weiße Stadt«. 2000 dieser Bauten stehen unter Denkmalschutz, doch viele bedürfen einer denkmalgerechten Sanierung.

Geschenk Hendricks übergab dem Tel Aviver Bürgermeister Ron Huldai eine erste Förderzusage über 250.000 Euro. Über die Dauer von zehn Jahren sollen insgesamt 2,8 Millionen Euro fließen. Der Projektbeginn geht einher mit dem Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland vor 50 Jahren. »Diese Beziehungen sind vor dem Hintergrund der Vergangenheit für uns Deutsche ein wirklich großes Geschenk«, betonte die Ministerin.

Bei einem Spaziergang durch die Straßen von Tel Aviv entlang der Bauhaus-Architektur konnte Hendricks sich einen Eindruck von deren Besonderheit verschaffen. »Es ist ein einzigartiges Ensemble der klassischen Moderne. Die Weiße Stadt gehört zu Recht in die Reihe der UNESCO-Weltkulturerbestätten«, sagte sie im Anschluss.

Auch sei die Geschichte vieler Häuser in der Weißen Stadt eng mit der Geschichte beider Länder verwoben. »Hier haben jüdische Deutsche Schutz vor der Verfolgung und dem Terror in Nazi-Deutschland gefunden. Unter ihnen waren auch Architekten, die den Bauhausstil aus Dessau nach Tel Aviv gebracht haben. Die Weiße Stadt ist somit nicht nur ein einmaliges baukulturelles Werk, sondern steht als ein Beispiel für die vielen kulturellen Einflüsse, die ihren Weg nach Israel gefunden haben und heute dieses Land prägen.«

»Wir werden Sie beim Erhalt dieses bedeutsamen kulturellen Erbes unterstützen«, versprach Hendricks im alten Rathaus an der Bialikstraße. Im ersten Schritt soll ein Kompetenzzentrum für die Weiße Stadt entstehen. »Damit schaffen wir eine Plattform für die zukünftige Sanierung der Gebäude. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit für deutsche und israelische Akteure aus allen Bereichen des Bauwesens.«

Bürgermeister Ron Huldai bedankte sich voller Freude bei der Bundesrepublik: »Das ist keine Deklaration oder ein einmaliges Konzert, sondern eine nachhaltige Förderung, die auf lange Zeit bestehen und den Menschen dienen wird.« Er erinnerte an die Alija der sogenannten Jeckes aus Deutschland vor 80 Jahren, unter ihnen viele Wissenschaftler, Ärzte, Künstler und Architekten. »Die erste hebräische Stadt, Tel Aviv, ist aus den Ruinen der deutschen Städte aufgebaut worden«, sagte Huldai. Heute sei man stolz auf Tel Aviv und arbeite permanent daran, die urbane Einzigartigkeit zu erhalten.

Austausch Das Kompetenzzentrum für Architektur und Denkmalpflege soll der wissenschaftlichen Arbeit dienen und zugleich für die breite Öffentlichkeit zugänglich sein, die sich über das Bauhaus informieren will. Hier sollen Baufachleute, Handwerker und Künstler Konzepte für die Sanierung der Gebäude erarbeiten – in engem Austausch mit den Bewohnern. »Denn wir dürfen nicht vergessen, dass dieses Ensemble kein Museum ist«, gab Hendricks zu bedenken, »sondern lebendige Stadtviertel.«

Untergebracht wird das Zentrum im historischen Max-Liebling-Haus an der Idelson-Straße 29. Nach der Sanierung des Hauses soll es 2017 eröffnet werden. Gestaltet wurde der Bau von Dov Karmi, dem berühmten Architekten, der als Erster seiner Zunft mit dem Israelpreis ausgezeichnet wurde. Heute ist es ein bedeutendes Baudenkmal.

Seine Tochter, die Architekturprofessorin Ada Karmi, war bei der Eröffnung des Zentrums Weiße Stadt dabei. »Der Stil des Bauhaus in dieser Stadt ist ein ganz besonderer«, sagte sie im Eingangsbereich des Hauses, das ihr Vater einst gestaltete. »Er ist sanfter als an anderen Orten. Die Gebäude strahlen eine gewisse Weichheit aus – es ist der Stil von Tel Aviv.«

Tel Aviv

Israel: Entwicklung von Laser-Abwehrwaffe abgeschlossen

Das Hochleistungs-Lasersystem »Iron Beam« markiert einen Wendepunkt: Präzise, schnell und überraschend günstig. Wie verändert dies Israels Schutz vor Bedrohungen aus feindlichen Ländern der Region?

 18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Gaza

»Gebt mir mein Mädchen zurück!«

Ifat Hayman fleht, dass ihre Tochter Inbar, die letzte weibliche Geisel der Hamas, zur Bestattung zurückgebracht wird

von Ifat Hayman  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025

Politik

»Geradeaus« mit Gadi Eizenkot

Zu den Gründungsmitgliedern der neuen Partei des früheren Stabschefs gehört auch die Tochter einstiger Hamas-Geiseln

von Sabine Brandes  17.09.2025

Jerusalem

Netanjahu kündigt Treffen mit Trump an, warnt Hamas und kritisiert Katar

Vor seinem Besuch im Weißen Haus will der Ministerpräsident vor den Vereinten Nationen sprechen

 17.09.2025

Nahost

Israelische Armee weitet Offensive aus

Laut Armeesprecher Effie Defrin hat eine Befreiung der in der Gewalt der Hamas befindlichen Geiseln höchste Priorität: »Ihre sichere Rückkehr ist der Kern unserer Mission. Sie sind der Grund, warum wir weiterkämpfen.«

 17.09.2025

Luftfahrt

Schlägerei während Flugs von Tel Aviv nach Bukarest

Israelische Passagiere prügeln sich. Anschließend gibt es Bußgelder. Medien berichten über mutmaßlich religiöse Motive

 16.09.2025 Aktualisiert