Tourismus

Auf Franziskus’ Pfaden

Bei seiner Nahost-Reise: Papst Franziskus leitet ein Gebet in der Kirche der Nationen im Garten von Gethsemane. Foto: Flash 90

Es könnte die neue Pilgerroute werden: Einmal Bethlehem – Jerusalem auf den Spuren von Papst Franziskus. Der Pontifex ist längt wieder zu Hause im Vatikan, doch seine historische Reise ins Heilige Land wird, da sind sich Experten einig, langfristig viele positive Auswirkungen auf Israel haben. Von allen Seiten wird der Besuch in den höchsten Tönen gelobt. Vor allem aber soll der Tourismus profitieren.

Von der Geburtskirche Jesu in der Stadt Bethlehem entlang der Trennmauer (inklusive Foto mit Graffito »Free Palestine«) über die Jerusalemer Grabeskirche, Gethsemane am Fuße des Ölbergs und den Herzlberg bis zum Saal des letzten Abendmahls auf dem Zionsberg: Franziskus’ Fans wollen es ihrem Oberhaupt gleichtun und dorthin gehen, wohin auch ihr Hirte seinen Fuß setzte. Wenn es nach dem Tourismusministerium in Israel geht, können die Pilger auch gern auf anderen Pfaden wandeln. Hauptsache, sie kommen in Scharen.

Und dass das schon bald geschehen wird, daran gibt es wenig Zweifel. Pini Shani, Direktor der Abteilung »Übersee« im israelischen Tourismusministerium, ist ganz begeistert vom Besuch des Pontifex, dessen Effekt mit einer großen Zahl von Pilgern schon jetzt zu spüren sei. »Jeder Papst, der ins Heilige Land kommt, bringt eine Menge Aufmerksamkeit mit. Doch Franziskus mit seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit interessiert die Menschen in aller Welt besonders«, ist der Tourismusexperte sicher: »Es ist eindeutig, dass die Popularität dieses Papstes für unseren Bereich sehr vorteilhaft ist.«

Superstar Das Ministerium setzt auch auf den Superstar-Status des Papstes in anderen Ländern. »Wir wollen uns verstärkt auf die süd- und lateinamerikanische Gegend konzentrieren, in denen er ein immens hohes Ansehen genießt, damit die potenziellen Gäste von dort auch wirklich ihre Koffer packen«, erklärt der Direktor.

»Jetzt beginnt unsere eigentliche Arbeit, denn nun müssen wir alle Videos und Bilder des Besuches sortieren und hochladen, damit die Menschen in aller Welt sie sehen können.« Davon erhofft er sich einen weiteren Motivationsschub der Gläubigen, ins Heilige Land zu reisen.

Obwohl Franziskus’ Besuch in Israel mit kaum zwei Tagen sehr kurz war und er sich lediglich in Bethlehem und Jerusalem aufgehalten hat, ist Shani sicher, dass die Pilger auch andere christlichen Stätten im ganzen Land, etwa im Norden und am See Genezareth, besichtigen wollen. »Wer schon einmal hier ist, der macht eine Reise durch das komplette Heilige Land – das weiß ich ganz genau.«

Zehn bis 20 Prozent mehr Besucher erwarten er und seine Kollegen durch die päpstliche Visite. Über die Hälfte (60 Prozent) aller 3,54 Millionen Gäste, die 2013 hier Urlaub machten, waren Christen. Vor allem kommen sie aus den USA (16 Prozent), Brasilien, Italien, Spanien, Polen, Frankreich und Deutschland (fünf Prozent).

Infrastruktur Dass Israel auf einen größeren Strom von Pilgern gut vorbereitet ist, davon ist das Ministerium überzeugt. Schließlich hat Tourismusminister Uzi Landau persönlich dabei mitgewirkt, wie er in der Tageszeitung Jerusalem Post schrieb: »Es war mir eine Ehre, bei den Vorbereitungen unseres Ministeriums mitgearbeitet zu haben.« Konkret seien das Verbesserungen der touristischen Infrastruktur am Grab Rachels in Bethlehem, dem Raum des letzten Abendmahls auf dem Zionsberg, der Promenade am Ölberg, der Via Dolorosa, der Taufstätte Jardenit sowie in Ein Kerem in Jerusalem gewesen.

Auch auf die Sicherheit für die Reisenden wies der Minister hin: »Milliarden werden den päpstlichen Besuch verfolgt haben und Israel dabei als einen Staat wahrgenommen haben, in dem seit seiner Gründung Religionsfreiheit herrscht. Es ist ein Land, in dem Gleichheit, Freiheit und Menschenwürde die höchsten Werte sind. Ein Land, das für Minderheiten sicher ist, vor allem in einer Zeit, in der Minoritäten, besonders Christen, in anderen Nahost-Ländern unterdrückt und verfolgt werden.«

Kurz vor Franziskus’ Anreise hatte Landau bereits klargemacht, dass gläubige Christen aus der ganzen Welt gern gesehene Gäste in Israel sind: »Wir öffnen unsere Arme für alle Gläubigen und Pilger, die in Israel auf den Fußspuren von Papst Franziskus wandeln wollen.«

Werbekampagne Damit alles reibungslos läuft, hatte das Ministerium etwa zwei Millionen Euro in Werbekampagnen und verschiedene Infrastrukturprojekte gesteckt. Marketing findet vor allem auf der Website für die katholischen Pilger (www.holyland-pilgrimage.org) und in verschiedenen sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter statt. Allerdings betonen die Offiziellen, es sei viel wichtiger, dass sich das Ministerium permanent um die Erhaltung der Heiligen Stätten in Israel kümmere und dafür sorge, dass sie jederzeit ohne Einschränkungen besucht werden können.

Franziskus’ Halt an der kontroversen Trennmauer in Bethlehem, die einst von Israel als Schutzwall gegen Terrorismus errichtet worden war, bezeichnete Landau als »Fehler, der nicht hätte gemacht werden sollen«. Denn diese Aktion verzerre die Realität im Nahen Osten komplett. Tatsächlich hätte die Fotogelegenheit neben einem pro-palästinensischen Graffito selbst von der PR-Abteilung der palästinensischen Autonomiebehörde kaum wirkungsvoller gewählt werden können.

Dennoch, so befand Landau, sei die erste Reise von Papst Franziskus für die jüdisch-katholischen Beziehungen ein großer Gewinn – und für den Tourismus in Israel allemal.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Nahost

Israels Armee greift Hisbollah-Gebäude im Libanon an

Vor einem Jahr trat die Waffenruhe in Kraft. Nun wirft Israel der libanesischen Terrorgruppe vor, sich neu zu strukturieren und aufzurüsten

von Cindy Riechau  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Wetter

Hitzewelle im November

In Israel werden Temperaturen erwartet, die deutlich über dem jahreszeitlichen Durchschnitt liegen

 19.11.2025

Weltall

Studie: Viele ferne Planeten könnten über Wasser verfügen

Israelische und amerikanische Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Himmelskörper Wasser direkt in ihrem Inneren produzieren

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Israel

Späte Aufklärung

Wie nur konnte der 7. Oktober geschehen? Nach Armee und Geheimdienst setzt nun auch die Regierung eine Kommission zur Untersuchung der politischen Versäumnisse ein

von Sabine Brandes  19.11.2025

Hamburg

Block-Prozess: Israelischer Firmenchef vernommen

Die Block-Kinder sollen an Silvester 2023/24 von einer israelischen Sicherheitsfirma aus der Obhut ihres Vaters entführt worden sein. Nun hat der Firmenchef bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt

von Bernhard Sprengel, Sebastian Engel  18.11.2025

Westjordanland

Terroranschlag: Ein Israeli getötet, drei Verletzte

Am Gusch-Ezion-Knotenpunkt rammen palästinensische Terroristen Passanten mit ihrem Fahrzeug

 18.11.2025