Kurzmeldungen

Auf die Schnelle

Umstritten: der »Harlem Shake« Foto: screenshot

Belesen
An Purim ist es Tradition, die Megillat Esther zu lesen. Doch nicht alle Menschen können hören. So gab es jetzt zum ersten Mal eine Lesung der Geschichte der Juden Persiens in Zeichensprache. Das Institut für die Förderung Tauber und Schwerhöriger und die Rabbinervereinigung Tzohar hatten dazu eingeladen. Mehr als 600 Menschen waren an Purim in die internationale Synagoge in Tel Aviv gekommen. Der Text wurde laut gelesen, während ein Simultanübersetzer auf einer erhöhten Plattform die Zeichen dazu bildete. Rabbiner Ariel Konstantin, Gründer der Synagogengemeinschaft, erklärte, dass es besonders an Purim wichtig sei, alle Mitglieder der Gesellschaft an diesem besonderen Fest teilhaben zu lassen.

Besprochen
Versöhnliches liegt in der Luft: Nach verschiedenen Zeitungs- und Fernsehberichten sollen sich die Türkei und Israel wieder annähern. Der Chef des nationalen Sicherheitsrates von Israel, Yaakov Amidror, habe sich kürzlich mit türkischen Diplomaten in Rom getroffen, um die Beziehungen zu kitten, hieß es. Regierungsvertreter gaben zu, dass die Länder sich aus »gemeinsamen Interessen« annähern sollten. Das Verhältnis der einstigen Verbündeten war nach dem Zwischenfall 2010 auf der Mavi Marmara stark beschädigt worden. Die Türkei forderte eine offizielle Entschuldigung Jerusalems, Kompensation für die Opfer sowie das Ende der Gaza-Blockade. Türkische Medien berichteten jetzt, dass die israelische Regierung eine Teilentschuldigung liefern sowie die Hinterbliebenen entschädigen wolle und Ankara dafür im Gegenzug »die Blockade von Gaza übersehen« werde.

Bestraft
Purim stand in diesem Jahr im Zeichen von »Harlem Shake«, dem neuen Tanzhype aus den USA. Auch dabei waren die Soldaten der 411. Artillerie-Einheit der israelischen Armee. Doch die Obersten wollten nicht mittanzen. Obwohl sich die Soldaten das Okay von einem Vorgesetzten geholt hatten und keinerlei sensibles Militärmaterial im Film zu sehen war, müssen die Tanzwütigen hinter Gitter. Zwei der israelischen Soldaten, die den Tanz initiiert hatten, sitzen für zwei beziehungsweise drei Wochen im Kittchen. Die harte Strafe, so der Kommandeur, solle Soldaten in Zukunft davon abhalten, Videos und Bilder von sich während des Dienstes im Internet zu posten. Dabei hatte besonders der »Harlem Shake« positive Reaktionen in der ganzen Welt hervorgerufen, weil er zeige, »dass israelische Soldaten auch Menschen mit einem Sinn für Humor sind«, schrieb die Tageszeitung Maariv.

Beschrieben
Wenige Wochen vor dem Besuch des US-Präsidenten Barack Obama schrieb der Tel Aviver Oberrabbiner Israel Meir Lau ihm einen Brief. Darin bittet er inständig um die Freilassung von Jonathan Pollard. Der Mann, der für Israel in den USA spioniert hatte, sitzt bereits mehr als 27 Jahre hinter amerikanischen Gittern. Lau zitierte eine Stelle aus dem Buch Samuel, die warnt, dass »Jonathan sterben könnte«. Zwar handelt es sich in der Tora um den Sohn des Königs Saul, doch es träfe ebenso auf Pollard zu. Bald nähere sich das Datum, an dem er 10.000 Tage im Gefängnis sitzt. »Lass ihn den Rest seines Lebens in Israel, das ihm die Staatsbürgerschaft angeboten hat, gemeinsam mit seiner Frau Esther leben«, schrieb der Rabbiner. »Es würde von allen Freiheitsliebenden der Welt als humanitäre Geste angesehen werden.«

Beschliffen
Langsam, aber sicher verschwindet der Diamantenhandel in Israel. Zwar hat das Land noch immer eine der aktivsten Börsen für die wertvollen Steine, doch das Handwerk ist auf dem absteigenden Ast. Traditionell ist das Schleifen und Polieren der Diamanten eine Domäne ultraorthodoxer Juden gewesen, doch in jüngster Zeit wurden immer mehr Steine an billige Arbeitskräfte in China und Indien zur Bearbeitung versandt. Nun will Israel dem Einhalt gebieten. Dafür will es eine ganze Legion frommer Männern beschäftigen, die wegen ihrer strengen Lebensweise und ihrer Betzeiten nur schwer andere Jobs finden würden.

Bewässert
Israelis lieben heiße Duschen. Doch beim Warten auf das warme Wasser wird so mancher Liter vergeudet. Rund 37 Millionen Kubikmeter gehen auf diese Weise unbenutzt den Abfluss runter. Zwar haben die letzten beiden regenreichen Winter die Reservoirs aufgefüllt, und die Krise ist offiziell vorbei, doch noch immer ist Wasser ein kostbares und teures Gut. Ingenieurstudenten in Ariel entwickelten ein Verfahren gegen die Verschwendung. Das System »Has-Ham« wird in Duschen eingebaut, fängt das kalte Wasser auf und führt es in den Haushaltskreislauf zurück.

Hintergrund

Das steckt hinter »Katargate«

Die Affäre um vermeintliche Zahlungen von Doha an Netanjahu-Berater und Medien-Leaks zieht immer weitere Bahnen

von Sabine Brandes  30.12.2025

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  30.12.2025

Afrika

Somalier protestieren gegen Israel

Sprechchöre, geschlossene Unis, kämpferische Reden: In Somalia entlädt sich Wut über Israels Anerkennung von Somaliland. Die Proteste ziehen sich quer durch die Gesellschaft.

 30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Jerusalem/Fremont

Benjamin Netanjahu spricht mit Elon Musk über KI-Zukunft Israels

Im Mittelpunkt stand die strategische Ausrichtung Israels im Bereich künstlicher Intelligenz. Netanjahu will das Land technologisch an die Weltspitze führen

 30.12.2025

Jerusalem

Mikwe aus der Zeit des Zweiten Tempels unter der Klagemauer entdeckt

Der Fund gilt als eindrucksvoller archäologischer Beleg für die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 nach Christus

 30.12.2025

Schicksalbericht

»Der Terrorist betete, dass mein Kind stirbt«

Der 36-jährige Elkana Bohbot spricht zum ersten Mal über seine persönlichen Erlebnisse als Hamas-Geisel in Gaza

von Sabine Brandes  30.12.2025

Medizin

Studie aus Tel Aviv: Hautkrebs setzt Immunsystem gezielt außer Gefecht

Weltweit sterben jährlich 57.000 Menschen an Melanomen. Die neuen Erkenntnisse aus Israel könnten Medizinern helfen, diese Krebsform zu bekämpfen

 30.12.2025

Jerusalem

Knesset beschließt Gesetz gegen Versorgung von UNRWA-Einrichtungen

Israel wirft der UN-Organisation eine Nähe zur Hamas vor. Jetzt werden ihr der Strom, das Wasser und die Datenverbindungen gekappt

 30.12.2025