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»Auf dem Laufenden bleiben«

Deborah Hartmann und Tobias Ebbrecht-Hartmann erwarten gerade ihr erstes Kind. »Und das liest schon mit«, sagt Deborah und hält sich lachend eine Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen vor den Bauch. Sie ist die Leiterin des Desks für deutschsprachige Länder an der International School for Holocaust Studies in Yad Vashem. 2006 wanderte die Wienerin nach Israel ein, lebte zwischendurch aber drei Jahre in Berlin. »Dort bin ich auf die Jüdische Allgemeine aufmerksam geworden, weil ich besser über die Gemeinde in der Stadt informiert sein wollte. Doch die Zeitung ist viel mehr als nur das, ich wurde wirklich positiv überrascht.«

Ihr Mann Tobias, Lehrbeauftragter für Filmwissenschaft an der Hebräischen Universität Jerusalem, begann zu dieser Zeit ebenfalls, im Blatt zu schmökern. Als die beiden vor vier Jahren nach Jerusalem zogen, stand für sie fest: Die Zeitung muss mit. »Ich freue mich einfach, weiter auf dem Laufenden zu bleiben, was in Deutschland in Sachen jüdisches Leben so los ist«, erzählt Deborah. Sie schätzt es, dass auf den Seiten vielfältige Stimmen zu Wort kommen und es »keine aufgedrückte Agenda« in der Zeitung gibt.

letzte Seite Während Tobias oft auf seinem Handy nachschaut, was es Neues in der Jüdischen Allgemeinen gibt, wartet Deborah geduldig, bis die Papierausgabe aus Berlin im Briefkasten liegt. »Ich muss beim Lesen einfach eine richtige Zeitung in der Hand halten«, findet sie. Gemeinsam geben beide schmunzelnd zu, dass sie immer zuerst mit der letzten Seite beginnen. »Was, Pink ist jüdisch? Oder ist es etwa ihr Motocross-Fahrer-Ehemann Corey Hart? Interessant«, picken sie aus den Plotkes heraus und lachen. Tobias ist besonderer Fan von »Auf die Schnelle«. »Ja, ich liebe die Rubrik, die muss einfach bleiben. Darüber bekomme ich immer mal wieder etwas mit, was ich sonst nie irgendwo anders lese. Einfach super!«

Auch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem kennt man die Zeitung. Deborah benutzt sie für Workshops mit deutschsprachigen Gruppen, wie beispielsweise kürzlich bei einem Seminar über jüdische Identität in der Diaspora.

objektiv Der Chef der Europa-Pressestelle in der israelischen Armee (IDF), Arye Sharuz Shalicar, kennt die Jüdische Allgemeine noch aus seinen Zeiten als Student an der Uni in Berlin. »Damals habe ich sie ausgetragen«, erzählt er augenzwinkernd. Heute allerdings ist ihm der Inhalt wichtiger. »Die Zeitung ist ein angesehenes Blatt, das wir in der IDF sehr ernst nehmen. Die Berichterstattung über Israel ist so, wie die Realität wirklich ist.« Es werde in der Jüdischen Allgemeinen den Ereignissen keine »merkwürdige Bedeutung hinzugeschrieben oder hineininterpretiert«, ist Shalicar überzeugt. »Und diese Objektivität ist wichtig.«

»Eines ist sicher«, meint er: »Der Leser ist in Bezug auf Sicherheitsanliegen damit objektiv informiert.« Besonders bedeutend findet er den Platz, den die Zeitung dem Thema Israel einräumt – mindestens zwei komplette Seiten pro Woche. »Dadurch kann natürlich auch über anderes berichtet werden als nur über den Konflikt.« Für die IDF sei es wichtig, dass auch andere Aspekte thematisiert werden können, zum Beispiel außergewöhnliche Einheiten etwa für Frauen, Charedim oder Lone Soldiers, Neuheiten, Veranstaltungen oder Feiertage in der Armee, damit die Leser ein vielfältigeres Bild dieser großen Organisation erhalten. »Zusammengefasst sage ich: Ich bin ein großer Freund des Blattes.«

zuhause Tamar Jette Grönwoldt lebt in Jerusalem. »Heimat habe ich zweimal«, sagt sie mit Blick von ihrem Balkon aus auf den Abendhimmel, »Deutschland und Israel. Aber Zuhause ist nur eins – und das ist hier.« Nach ihrer Pensionierung packte die Lehrerin für Deutsch, Biologie und Sport aus Hamburg ihre Sachen, löste ihre Wohnung auf und zog für immer nach Israel. Die Jüdische Allgemeine zog mit. »Ich habe sie sicher schon 20 Jahre oder noch länger abonniert, und sie ist mir sehr wichtig.«

Besonders interessant findet die Jerusalemerin die Israelseiten. »Es ist gut für mich, die Themen über mein Land auf Deutsch zu lesen und zu durchschauen, was geschieht. Ich habe das Gefühl, dadurch immer gut informiert zu sein.« Auch die vielfältigen Porträts über Menschen von verschiedenen Autoren gefallen ihr. Schon oft habe sie sich nach dem Lesen einer mitreißenden Geschichte an den Computer gesetzt und weiter geforscht, um mehr zu erfahren. Den Kulturteil lobt Grönwoldt ebenfalls, regelmäßig finde sie Buch- sowie DVD-Tipps und bringe sich dann manches Mal einen ganzen Stapel aus Deutschland mit. »Und die Kolumne von Ayala Goldmann ist mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen. Die ist einfach zu köstlich!«

Tamar Jette Grönwoldt genießt es, nach wie vor in deutscher Sprache zu lesen. »Denn ich habe erst hier, wo ich mich in einer fremden Sprache ausdrücken muss, richtig gelernt, wie schön unsere doch ist.« Das vermittelt sie heute als ehrenamtliche Lehrerin mit viel Freude erwachsenen Israelis, die Deutsch lernen möchten.

kulturvermittlung Ruth Achlama liest die Jüdische Allgemeine regelmäßig – und zwar seit Jahrzehnten. 1974 wanderte die gebürtige Mannheimerin nach Israel aus. »Und da kam die Zeitung mit«, erzählt sie in ihrer Wohnung im Zentrum von Tel Aviv, in der sie mit ihrem Ehemann Abraham lebt. Hier, wo es nur wenige Wände gibt, die nicht komplett von Bücherregalen verdeckt sind, schmökert die bekannte Übersetzerin hebräischer Literatur ins Deutsche gern in der Allgemeinen.

Lesen ist für sie Vergnügen und Arbeit zugleich. »Ich muss in der deutschen Sprache aktiv bleiben, schon wegen meines Berufes. Ich lese auch die ›Zeit‹, ›Brigitte‹ und schaue deutsches Fernsehen.« Übersetzen sei Kulturvermittlung, erklärt sie. »In der Jüdischen Allgemeinen schaue ich beispielsweise, wie jüdische Themen, israelische Politik und neue Entwicklungen hierzulande im Deutschen beschrieben werden.« Doch es geht nicht ausschließlich um Berufliches: Ruth Achlama ist ebenso die Verbindung zu ihren Freunden und Bekannten in der alten Heimat wichtig. »Abraham und ich haben viele Freunde in Deutschland, auch in den jüdischen Gemeinden im Land. Es ist schön, zu erfahren, was da passiert.«

Ein kleines Manko allerdings sei die oft unzuverlässige Zustellung der Zeitung durch die israelische Post. Manchmal kommt wochenlang gar keine, und auf einmal an drei aufeinanderfolgenden Tagen drei Exemplare. »Da habe ich einmal schon gedacht: Huch, ist die Jüdische Allgemeine jetzt plötzlich zur Tageszeitung geworden?«

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