Nahost

Anzeichen für mögliche Fortschritte bei Geisel-Verhandlungen

Stühle mit den Fotos der Hamas-Geiseln stehen am 26. Mai auf dem Bebelplatz in Berlin. Foto: picture alliance/dpa

Während sich bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza und einer Freilassung der vom palästinensischen Terror festgehaltenen Geiseln mögliche Fortschritte andeuten, fordern die Vereinten Nationen angesichts des Evakuierungsaufrufs der israelischen Armee für die umkämpfte Stadt Gaza den unbedingten Schutz der Zivilbevölkerung. »Diese Zivilpersonen müssen geschützt werden, und auf ihre wesentlichen Bedürfnisse muss eingegangen werden, egal, ob sie fliehen oder bleiben«, teilte das UN-Nothilfebüro OCHA mit Sitz in Genf mit.

Alle Parteien, die an den Gaza-Konflikt beteiligt seien, müssten jederzeit das humanitäre Völkerrecht respektieren, sagte der UN-Sprecher Stéphane Dujarric in New York. Genau dies tut Israel allerdings, auch indem es die Bevölkerung in Gaza jeweils vor Angriffen gegen den palästinensischen Terror warnt, zur Flucht aufruft und Fluchtrouten einrichtet.

Die Hamas, die auch diesen Krieg mit ihren Massakern begann, missbraucht hingegen ihre eigene Bevölkerung als lebenden Schutzschild. Ihr erklärtes Ziel ist die Vernichtung Israels. Neue Massaker im Stil des 7. Oktober hat die Terrorgruppe bereits angekündigt. Zudem weigern sich die Terroristen, mehr als 100 Geiseln freizulassen, die sich seit neun Monaten in ihrer Gewalt befinden. All dies verstößt gegen das humanitäre Völkerrecht.

Lesen Sie auch

Flugblätter verteilt

Fluchtaufrufe in Gaza, wie sie in den vergangenen Tagen erfolgten, sind in der Regel ein Anzeichen für bevorstehende neue Militäreinsätze. Israelische Medien sowie Anwohner hatten berichtet, die Armee habe am Mittwoch Flugblätter in der Stadt Gaza verteilt und die Menschen darin zum Verlassen der betroffenen Gebiete aufgefordert. Nach Angaben von Anwohnern weigert sich ein Großteil der Betroffenen allerdings, die Gebiete zu verlassen. Damit begeben sie sich zusätzlich in Gefahr.

In der Stadt im Norden des Gazastreifens hatten die israelischen Truppen bereits zu Beginn des Kriegs gekämpft. Inzwischen versuchen die Hamas-Terroristen, sich dort und andernorts neu zu formieren. Die Stadt ist von den massiven Verwüstungen in dem Krieg am schwersten betroffen.

Das Wiederaufflammen heftiger Gefechte im Norden des Gazastreifens überschattet auch die indirekt geführten Verhandlungen über eine Waffenruhe. Dabei geht es auch um eine Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas im Tausch gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen.

Bewohner Gazas auf einem Markt am 2. Juli 2024: Werden sie bald eine Waffenruhe erleben?Foto: picture alliance / Anadolu
Waffen bei der UNRWA

Die jüngste Gesprächsrunde in der katarischen Hauptstadt Doha gilt als entscheidend, um abzustecken, ob ein Abkommen zwischen den Aggressoren der Hamas und Israel abgeschlossen werden kann. Nach wochenlangem Stillstand hatte es zuletzt Anzeichen für Fortschritte in den schwierigen Verhandlungen gegeben.

Die Hamas hatte bislang ein Ende des von ihr selbst begonnenen Krieges als Voraussetzung für einen Geisel-Deal verlangt. Doch ist die israelische Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dazu nicht bereit. Israel will die Hamas zerschlagen, um die Sicherheit seiner Bevölkerung gewährleisten zu können. Auch wollen die Streitkräfte (IDF) die Geiseln der Hamas befreien.

Die USA wollen nach Berichten des »Wall Street Journals« bald wieder 500-Pfund-Bomben an Israel liefern, die die Regierung von Präsident Joe Biden vor einigen Wochen ausgesetzt hatte. Die Bomben könnten in den kommenden Wochen nach Israel transportiert werden, hieß es unter Berufung auf US-Regierungsbeamte. »Schwerere 2000-Pfund-Bomben, die als Teil der gleichen Lieferung gedacht waren, werden weiter zurückgehalten.«

Derweil fanden IDF-Soldaten eine große Anzahl an Waffen im Hauptquartier der UN-Unterorganisation UNRWA in Zentral-Gaza. Dazu gehören nach Angaben des Militärs Angriffsdrohnen, Granaten, Scharfschützen-Gewehre und Raketen. Was diese Waffen im Gebäude der schon zuvor von Terror-Skandalen betroffenen UNRWA zu suchen hatten, ist unklar. dpa/ja

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Geiseldeal

Hamas übergibt Leichnam von Meny Godard

Der 73-jährige Großvater wurde am 7. Oktober im Kibbuz Be’eri von Terroristen der Hamas ermordet und in den Gazastreifen entführt

 14.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Waffenruhe

Hamas und Islamischer Dschihad wollen Geisel-Leichnam übergeben

Die Terroristen haben noch die sterblichen Überreste von vier Geiseln in ihrer Gewalt

 13.11.2025

Tel Aviv

Noa Kirel und Daniel Peretz heiraten mit »kleiner Feier«

Die Sängerin und der HSV-Torwart standen in Jaffa unter großen Sicherheitsvorkehrungen unter der Chuppa

von Nicole Dreyfus  13.11.2025

Westjordanland

Israel: Rund 40 Hamas-Mitglieder in Betlehem festgenommen

Israelische Einsatzkräfte wollen Anschlagspläne mit möglicherweise vielen Toten gestoppt haben: Was hinter der Festnahme Dutzender Hamas-Mitglieder steckt

 13.11.2025

Westjordanland

Jüdische Siedler zünden Moschee an

Nur einen Tag nachdem Israels Präsident Herzog und hochrangige Vertreter der Armee Angriffe gewalttätiger Siedler verurteilt hatten, schlugen diese wieder zu

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025