Scholz in Israel

Antrittsbesuch im Schatten des Ukraine-Kriegs

Israels Premier Naftali Bennett (l.). mit Bundeskanzler Olaf Scholz bei ihrem Besuch in Yad Vashem (2. März 2022) Foto: copyright (c) Flash90 2022

Bundeskanzler Olaf Scholz besucht am Mittwoch bei seinem Antrittsbesuch in Israel die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und trifft Ministerpräsident Naftali Bennett. Außerdem stehen ein Gespräch mit Außenminister Yair Lapid sowie ein Besuch in der Knesset, dem israelischen Parlament, auf dem Programm des deutschen Regierungschefs.

PLANUNGEN Die Planungen für die Reise hatten schon lange vor Beginn des Kriegs um die Ukraine begonnen. Wegen der dramatischen Situation dort war bis zuletzt unklar, ob sie überhaupt angetreten wird. Sie ist nun auf wenige Stunden verkürzt. Auf einen Besuch in den palästinensischen Gebieten verzichtet Scholz.

Die Reise wurde verkürzt. Auf einen Besuch in den palästinensischen Gebieten verzichtet Scholz.

Der Kanzler war seit seinem Amtsantritt vor knapp drei Monaten zu Auslandsbesuchen in Paris, Brüssel, Warschau, Rom, Madrid, Washington, Kiew und Moskau. Israel zählt immer zu den Ländern, die neue Kanzler und Außenminister sehr früh besuchen. Vor dem Hintergrund der Ermordung von sechs Millionen Juden in ganz Europa durch die Nazis haben beide Länder besondere Beziehungen entwickelt. Deutschland sieht sich in besonderer Verantwortung für das Existenzrecht und die Sicherheit Israels.

Die Gedenkstätte Yad Vashem besucht Scholz gemeinsam mit Bennett. Er will in der Halle der Erinnerung einen Kranz niederlegen. In dem anschließenden Gespräch mit Bennett wird es um den festgefahrenen Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern gehen und um den Iran. Die Verhandlungen über eine Wiederbelebung des Abkommens zur Verhinderungen einer iranischen Atombombe, an denen Deutschland beteiligt ist, sind in einer entscheidenden Phase.

ZWIESPALT Der Ukraine-Konflikt dürfte den Besuch des Kanzlers aber maßgeblich mitbestimmen. Das Land befindet sich nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine in einem Zwiespalt. Der jüdische Staat unterhält zu beiden Ländern gute Beziehungen. Israel will zudem seinen wichtigsten Bündnispartner, die USA, nicht verärgern, ist aber aus strategischen Gründen vom Wohlwollen Moskaus abhängig, unter anderem in den Konflikten mit Syrien und dem Iran.

Russland ist neben dem Iran der wichtigste Verbündete der syrischen Regierung in Israels verfeindetem Nachbarland. Israels Luftwaffe bombardiert dort regelmäßig Ziele, um zu verhindern, dass sein Erzfeind Iran und mit ihm verbündete Milizen ihren militärischen Einfluss in Syrien ausweiten. Russland toleriert die israelischen Angriffe weitgehend.

EINWANDERER In Israel gibt es große russisch-stämmige und ukrainisch-stämmige Gemeinden. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks kamen in den 90er-Jahren rund eine Million Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion nach Israel. Die Ukraine alleine gehörte wiederum in den vergangenen Jahren stets zu den Ländern, aus dem die meisten Zuwanderer nach Israel kamen - teilweise mehr als 7000 Menschen pro Jahr.

Israel hat sich bisher nicht zu Medienberichten geäußert, wonach der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den israelischen Ministerpräsidenten Bennett gebeten haben soll, in Israel Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine auszurichten. Nach einem Gespräch zwischen Bennett und Putin am Sonntag berichtete der Kreml, Bennett habe angeboten, in dem Konflikt zu vermitteln. Israel soll nach Medienberichten zudem einen Wunsch Kiews nach Waffenlieferungen abgelehnt haben. dpa

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025

Jerusalem

Sa’ar kritisiert geplante Umbenennung des Dubliner Chaim-Herzog-Parks

Israels Präsident und Außenminister üben scharfe Kritik. Von einem »schändlichen und beschämenden Schritt« ist im Büro Isaac Herzogs die Rede

 01.12.2025

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Tel Aviv

Tausende demonstrieren für Ran Gvili und Sudthisak Rinthalak

Der Vater von Ran Gvili sagt, es dürfe keinen »nächsten Schritt« geben, solange die Terroristen die letzten Leichen nicht herausgäben

 01.12.2025

Jerusalem

Bennett befürwortet Begnadigung Netanjahus – unter einer klaren Bedingung

Israel sei »ins Chaos und an den Rand eines Bürgerkriegs geführt worden«, so der Oppositionspolitiker. Um das Land aus dieser Lage herauszuholen, unterstütze er ein »verbindliches Abkommen«

 01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Jerusalem

Netanjahu bittet Israels Präsidenten um Begnadigung

US-Präsident Trump hat eine Begnadigung des wegen Korruption angeklagten Regierungschefs Netanjahu gefordert. Nun schreibt Netanjahu selbst ein Gnadengesuch. Israels Opposition übt scharfe Kritik

 30.11.2025

Meinung

Der Weg zum Frieden in Nahost führt über Riad

Donald Trump sieht in Saudi-Arabien zunehmend einen privilegierten Partner der USA. Die Israelis müssen gemäß dieser neuen Realität handeln, wenn sie ein Abkommen mit dem mächtigen Ölstaat schließen wollen

von Joshua Schultheis  29.11.2025 Aktualisiert